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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone
Autoren: Bernd Frenz
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blieb die Mi-24 in der Luft stehen, genau über der lang gezogenen Asphaltstelle, in der es dampfte und brodelte. Das fest umgrenzte Rechteck hatte in etwa die gleichen Abmessungen wie ein Reisebus. Weitere, wesentlich kleinere Brandflecken waren über das Gelände verstreut sichtbar. Sie befanden sich auf den Treppen, die zum Rathaus emporführten, auf den gepflasterten Wegen und inmitten wild wuchernder Rasenflächen.
    Überall.
    Teile der Natur hatten ebenfalls gelitten. Diverse Ranken, Disteln und Sträucher waren abgeknickt und verdorrt, manche sogar regelrecht verbrannt. Insgesamt gesehen überwog jedoch saftiges Grün in den in Mitleidenschaft gezogenen Bereichen. Die Gebäudefassaden wiesen überhaupt keine Beschädigungen auf.
    Der Bordfunk knisterte. „Beobachter Eins an Kommandant."
    „Ja?"
    „Ich hab gerade im Computer nachgesehen. Ukraine Tours hat eine Besichtigung der Stillen Stadt für halb Elf angemeldet. Unsere Sichtung vor einigen Minuten bestätigt, dass sie genau im Zeitplan liegen."
    „Und?", fragte der Pilot gereizt. „Was wollen Sie damit sagen, Beobachter Eins?"
    „Dass sich der Bus in unmittelbarer Nähe befinden muss."
    Jedem an Bord war bekannt, dass das Rathaus als Haltestelle für diese Art von Rundreisen diente. Der Kommandant sah noch einmal auf den rechteckigen Abdruck im Asphalt, der langsam zu erstarren begann. Die übrigen Flecken auf dem gepflasterten Vorplatz erschienen ihm plötzlich in einem gänzlich neuen Licht. Mit etwas Fantasie erinnerten sie an die menschlichen Schatten von Hiroshima und Nagasaki, die sich nach dem Abwurf der Atombomben in den Boden gebrannt hatten.
    „Sichtung auf vier Uhr", meldete Beobachter Zwei. „Unbekanntes Objekt in einer Gasse. Schmal und etwa zwei Meter lang."
    Der Kommandant drehte den Hubschrauber auf der Stelle und ließ ihn ein Stück tiefer sinken. Beobachter Zwei bestätigte, dass sie den richtigen Einschnitt in der vor ihnen aufragenden Betonfront anvisierten.
    Um die Sicht zu verbessern schaltete er den Bugscheinwerfer an. Ein starker Lichtkegel schnitt durch die verbliebenen Dunstschwaden und leuchtete die Gasse aus. Zwischen versengtem Gras und abgeknickten Ranken zeichnete sich ein verdrehtes Stück Chrom ab. Eine rückwärtige Stoßstange, die nur noch Schrottwert hatte, obwohl sie glänzte wie frisch poliert. Keine Spur von Rost - sie konnte also noch nicht lange dort liegen.
    Das verbogene Nummernschild wies ebenfalls Spuren grober Gewalteinwirkung auf. Trotz einiger Knicke hoben sich Buchstaben und Ziffern deutlich sichtbar vom Untergrund ab.
    „Objekt vollständig erfasst", meldete Beobachter Zwei, der sich mittels Kamerazoom ein besseres Bild machen konnte. „Eine Zulassung aus Kiew. Ich vergleiche sie mit den angemeldeten Fahrzeugen." Das Klappern seiner Computertastatur erfüllte den Bordfunk. Sekunden später lag das Ergebnis vor. „Es handelt sich um die Nummer des Busses der Ukraine Tours."
    Niemand von ihnen hatte noch etwas anderes erwartet.
    „Sofortige Meldung an Oberst Pynsenyk", befahl der Kommandant. „Alpha-Alarm. Eine Explosion, möglicherweise mit terroristischem Hintergrund. Vermutlich ziviler Personenschaden. Wir machen uns.auf die Suche nach Überlebenden."
    „Alpha-Alarm?", wandte der Beobachter vorsichtig ein. „Was ist, wenn die Stoßstange beim Rangieren abgefallen ist und es der Fahrer bloßnicht gemerkt hat?"
    „Führen Sie meinen Befehl aus!", wies ihn der Kommandant zurecht. „Sofort!"
    Während Beobachter Zwei Kontakt zur Basis aufnahm, zog der Pilot die Maschine hoch und begann über dem Gebiet zu kreisen. Vergeblich hielt die Besatzung nach Überlebenden oder weiteren Trümmerteilen Ausschau.
    „Umstellen auf Thermomodus", befahl der Kommandant.
    Die Wärmebildkameras waren zwar wirkungslos, sobald sich jemand im Inneren eines Gebäudes aufhielt, aber für eine umfassende Suchaktion war ohnehin die Infanterie zuständig.
    Auch die neuen Aufnahmen brachten nichts Nennenswertes zu Tage, nur unzählige kleine Schemen in Rot und Orange, die eilig davonhuschten. Ratten und Kaninchen, die wahren Bewohner der Geisterstadt.
    Die Mi-24 beschrieb immer weitere Kreise. In einem genau abgestimmten Suchmuster flog sie jeden einzelnen Teilabschnitt der unter ihnen liegenden Ruinen ab, bis sie den Rand der Siedlung erreichte und auch diesen absuchte.
    „Menschlicher Umriss auf zwei Uhr", meldete Beobachter Eins. „Etwa dreihundert Meter voraus, nahe der verkrüppelten Esche."
    Mit bloßem Auge
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