Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stahlhart

Titel: Stahlhart
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
Vom Netzwerk:
zusammen.
    »Irgendetwas stinkt«, wiederholte Uta Hansen leiser. »Aber was? Was hat das mit den verschiedenen Buchungen auf sich? Sicher ein intelligentes Ablenkungsmanöver für die Flucht!« Die Kommissarin stierte mit starrem, leerem Blick auf einen Punkt an der Wand. Der Uhrzeiger der Uhr, die sie dort fixierte, schlich dahin.
    »Das ist es«, ein erlösender Aufschrei befreite sich aus Hauptkommissarin Hansens Kehle. »Das alles ist ein intelligentes Ablenkungsmanöver. Er ist gar nicht weg. Er ist noch hier, direkt vor unserer Nase. Wir sollen nur glauben, er sei abgehauen.«
    Sie sprang hoch, ging schnellen Schrittes zur offenen Bürotür und rief in den Gang: »Das Team in den Besprechungsraum!«
    Den sich dort versammelnden SOKO-Teammitgliedern erklärte sie kurz ihre Theorie und schloss mit den Worten: »Sofortiger Aufbruch mit allem, was wir haben und kriegen können. Rainer West ist bei Arcelor-Mittal, da vermutet er Roland Ernst. Es gab für ihn einen Hinweis. Wir fahren hin. Ab Beginn der Carl-Benz-Straße ohne Ton!«
    Eine Armada an Polizeiwagen brauste mit schrillem Sirenengeheul den Wall hinunter Richtung Überseehafen. Das Ende der Karawane bildeten zwei Krankenwagen. Das zuckende Blaulicht der Dienstwagen erzeugte ein gespenstisches Zwielicht, ließ den beginnenden Tag in einer anderen Farbe erscheinen als dem gewöhnlichen Morgenrot.
    Mannschaftswagen mit Spezialeinheiten wie vermummten Scharfschützen oder speziell ausgebildeten Nahkämpfern formten die Speerspitze des Konvois. Die Insassen sollten als Erste vor Ort sein, um das Gebiet abzuriegeln. Scharfschützen mussten zuerst auf die Dächer, um ein weites Schussfeld zu haben. Mannschaften von Polizisten sollten gleich zu Beginn das sieben Hektar große Gelände in Ringen von verschiedener Größe abriegeln, sodass ein Durchschlupf unmöglich war.
    Ab der Carl-Benz-Straße wurden die Sirenen und das Blaulicht abgestellt, um die Ankunft nicht zu früh anzukündigen. Uta Hansen rauschte mit ihrem Privat-PKW vorneweg auf das Stahlwerksgelände. Auch ihr mobiles Blaulicht auf dem Wagendach war ausgeschaltet. Sie war an dem sich auffächernden Polizeikonvoi vorbeigefahren. Die einzelnen Polizeigruppen nahmen ihre Stellungen ein. Uta Hansen stoppte mit quietschenden Reifen und ausbrechendem Heck, sprang aus ihrem Auto. Von Weitem sah sie einen Krankenwagen an einem Kühlwasserauffangbecken mit vielen Menschen drum herum. Sie lief darauf zu, etliche Polizisten im Schlepptau. Als sie zwischen zwei Gebäuden durchlief, bemerkte sie links eine weitere Menschenansammlung, die nach oben sah.
    Hauptkommissarin Hansen blickte ebenfalls hinauf und entdeckte, wie zwei Männer miteinander rangen.
    »Megafon«, lautete ihr knapper Befehl. »Herr Ernst, hier spricht Hauptkommissarin Hansen, geben Sie auf. Sie haben keine Chance mehr! Das Gebiet ist umstellt. Sie wissen, was das heißt. Scharfschützen postieren sich gerade.«
    Das Ringen zwischen den beiden Männern stoppte tatsächlich.
    Roland Ernst blickte kurz erstaunt auf, als er die Stimme aus dem Megafon hörte. Auch Rainer West stoppte seinen Kampf aus Erleichterung. Dann hämmerte Roland Ernst seine Faust gegen Rainer Wests Schläfe. Der sackte bewusstlos zusammen. Ernst rannte zum Ende des Stahlsteges. Er stieß den dort stehenden Arbeiter beiseite, der aus Überraschung keine Abwehrhaltung eingenommen hatte. Roland Ernst verschwand in dem Gebäude.
    »Geisel gefunden!« Der Ruf erreichte Uta Hansen, als sie Roland Ernst über den Steg rennen sah. Sie überließ Ernst den Kollegen und ging in die Richtung des Rufes. Sie erreichte eine Werkshalle, vor der einige Polizisten standen und absicherten. Die Kommissarin betrat das Gebäude und sah schon von weiter Entfernung die zusammengesunkene Britta Kern auf einem Stuhl sitzen. Zwei Sanitäter kümmerten sich um sie, hatten ihr eine Wolldecke um die Schultern gelegt. Ein Polizist entfesselte Brittas Beine.
    »Es ist vorbei«, sprach Hauptkommissarin Hansen beruhigend auf Britta Kern ein. Die blickte müde und dankbar zu ihr auf.
    »Danke«, hauchte sie kraftlos.
    »Rainer West ist sicher gleich da.«
    »Was? Wie? Rainer ist doch tot. Roland hat es mir erzählt.«
    »Nein, da hat er Sie angelogen. Rainer West ist zwar angeschossen worden, wurde aber nur relativ leicht verletzt. Er hat Glück gehabt. Er war es, der uns hierhergeführt hat. Er ist bestimmt bald bei Ihnen.«
    Britta hatte keine Energie mehr zum Sprechen. Sie begann zu schluchzen.
    »Weinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher