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Stahlhart

Titel: Stahlhart
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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unbedingt zu Britta, und ihm war klar, dass es auf dem weitläufigen Gelände schwer genug werden würde, sie zu finden. Er wippte unruhig auf seinem Sitz auf und ab, die Lippen zusammengepresst, den Blick fest auf den Rückspiegel geheftet, ob sich das Licht eines Motorrades näherte. Die Beifahrertür öffnete sich und Jens Goldstein schob sich auf den Sitz.
    »Ich habe mein Motorrad weiter weg abgestellt. Das Geräusch soll doch niemanden aufschrecken«, war seine kurze Begründung, in der Rainer Zeit fand, sich von dem Schreck der sich öffnenden Tür zu erholen. Er war zu konzentriert auf den Rückspiegel gewesen und hätte nie damit gerechnet, dass sich Jens so an ihn heranschlich.
    »Wenn ich mal einen Herzinfarkt kriege, dann wegen dir«, erklärte er.
    »Okay, wie wollen wir auf das Gelände gelangen? Wir müssen am Werkschutz vorbei«, ignorierte Jens die Bemerkung und kam gleich zum Wesentlichen.
    »Ich glaube, das geht über den Presseausweis. Ich erzähle dem Pförtner, es sei mit der Geschäftsführung abgemacht, dass ich Image-Fotos in der Dämmerung machen solle.«
    Jens dachte einen kurzen Augenblick nach, aber ihm fiel auch nichts Besseres ein.
    »Na, dann los«, entschied er.
    Rainer fuhr um das A-M-Verwaltungsgebäude herum, kam an den Besucher- und Angestelltenparkplätzen vorbei auf den Werkseingang zu und stoppte an der Schranke zum Pförtnerhaus. Er stieg aus und ging zum Wachmann vor, zückte seinen Presseausweis und begann: »Es ist mit Ihrer Geschäftsleitung abgemacht, dass ich Fotos vom Werk zu dieser Tageszeit und bei besonderen Lichtverhältnissen schieße. Es geht um Bilder für Werbeträger.«
    Der Wachmann drehte sich um, schlurfte zu seinem Schreibtisch, schlug das Besucherbuch auf und erklärte auf trockene Bremer Art: »Ich habe keinen Eintrag für Sie.«
    »Kann sein, es war kein bestimmter Tag ausgemacht. Ich soll eine bestimmte Stimmung einfangen, und die haben wir jetzt. Haben Sie Angst, dass ich etwas klaue, eine Tonne Stahl vielleicht?« Rainers Lächeln entwaffnete den Wachmann.
    »Es geht nur um Ihre Sicherheit«, versuchte er ein Argument.
    »Danke für den Hinweis, ich werde aufpassen. Aber wir wollen doch nicht, dass die Geschäftsleitung verärgert ist, weil die Termine nicht gehalten werden können. Ich müsste sonst nachher extra eine neue Absprache mit denen treffen. Und wir wollen auch nicht, dass Ihr Name dabei eine Rolle spielt, wenn wir das abblasen müssen. Was soll denn bei einer Fotostrecke schon passieren? Wir watscheln über das Gelände, fotografieren Gebäude und Werksaufbauten und sind dann wieder weg. Wir kommen den Hochöfen und kochendem Stahl nicht mal nahe.« Die Angst vor Ärger mit den Chefs besiegte die Zweifel des Wachmannes. Er zögerte kurz, blickte Rainer an und entschied dann: »Na gut, fahren Sie rein und setzen Sie die Schutzhelme auf.«
    Damit überreichte er Rainer zwei weiße Helme, Schutzbrillen und Jacken. Rainer bedankte sich mit einem Lächeln und sagte: »Danke für Ihre Einsicht und Hilfe.« Dann drehte er sich auch schon um. Während der Pförtner die Eintragung ins Besucherbuch vornahm, bestieg Rainer den Wagen und rollte erst langsam auf das Gelände, um später schneller zu werden und die ersten Aufbauten zu erreichen. Sie hatten es geschafft!
    »Wie gehen wir vor?«, fragte Jens. »Das Gelände ist zu weitläufig, als dass wir hier zu zweit lange rumrennen können. Wir laufen Gefahr, von Roland entdeckt zu werden, bevor wir ihn finden. Wir sollten uns trennen und einzeln suchen. Wer etwas sieht, informiert den anderen, bevor er handelt.«
    »Und wie finden wir uns?«, fragte Jens.
    »Wir treffen uns alle halbe Stunde dort an dem Gebäude.« Rainer zeigte auf eine Halle, die ziemlich zentral auf dem Gelände lag. »Von dort können wir sternförmig absuchen.«
    »Wo und was sollen wir suchen?«
    »Ich denke, es sollte ein Gebäude sein, das separat von anderen liegt, das nicht so oft bei den Arbeitsabläufen gebraucht wird, in denen sich keine Arbeiter aufhalten, das aber groß genug ist, um Verstecke zu bieten. Dann ist Deckung für Fluchtmöglichkeiten noch wichtig.«
    »Toll, also müssen wir uns alles anschauen.«
    »Du hast es erfasst. Und nimm hier meine Ersatzkamera mit, ich verwende meine normale. Bei etwaigen Fragen die gleiche Geschichte.« Beide entstiegen dem Wagen.
    »Du in die Richtung, ich in die«, Rainer zeigte Jens die Anfangsrichtung, wobei er automatisch in eine Art Flüsterton verfiel. Dann trennten sie
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