Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg
das Getriebe bis in den größten Gang vorarbeitete. Nichts krachte, das Fahrzeug war erstklassig gewartet, und Bill war ein guter Fahrer. »Die Eierköpfe in Washington interessieren sich nur noch dafür, wie sie ihre reichen Freunde mit den tiefen Taschen noch reicher machen können. Denen ist gar nicht bewußt, daß sie Amerika in die Pleite treiben, wenn sie den kleinen Mann in die Pleite treiben. All das Geld der Bankiers und Finanzhaie ist das Papier nicht wert, auf das es gedruckt ist, wenn wir keine Arbeit mehr haben .«
»So schlimm ?« fragte Magnus, der sich als »Mack« vorgestellt hatte, um erst gar keine Fragen zu provozieren.
»Schlimmer«, knurrte Bill. »Die Politiker haben jeden Kontakt mit der Realität verloren. Die handeln so irreal, daß man wirklich glauben könnte, daß aber auch wirklich jedes Wort, was da drinsteht, die Wahrheit ist !« Er deutete auf eine Zeitung, die auf dem Armaturenbrett lag. Es war der »National Enquirer«.
Auf der Titelseite prangte eine Reportage über die Abtreibungen zur Gewinnung des Jungbrunnenserums unter der Überschrift: »Kindermorde für Lebenshormon«. Der reißerisch aufgemachte Artikel war illustriert mit Fotos, die die Forscher des Schulz-Instituts in der Kaverne unter der afghanischen Festung gemacht hatten. Sie zeigten die endlosen Reihen der Glasbehälter mit den ungeborenen toten Kindern jeder Entwicklungsstufe.
Offenbar war der »National Enquirer« die einzige landesweit erscheinende Zeitung in den USA, die über den Abtreibungsskandal berichtete, obwohl das Presseamt des OKT die Unterlagen und Fotos an alle Redaktionen weltweit verschickt hatte.
Passend zur Natur des »National Enquirer« zeigte das größte Foto auf der Seite die zerschossene Leiche eines AIn, dessen Druckanzug man geöffnet hatte.
»Glaubt mir, der >Enquirer< könnte die wichtigste Zeitung Amerikas sein«, versicherte Bill mit einem tiefen Seufzer, »wenn er nicht immer wieder diesen Unfug über UFOs und Aliens bringen würde. Seit sie solche Fotos im Computer machen können, sehen sie zwar wirklich echt aus, aber nur Narren fallen auf so einen Quatsch herein !«
Mike wollte etwas sagen, besann sich dann aber eines Besseren und blickte statt dessen Magnus an. Doch der nickte nur stumm.
Thule machte aus seiner Existenz kein Geheimnis mehr, so daß sie Bill nichts verraten konnten, was er nach dem erklärten Willen des OKT nicht ohnehin hätte erfahren sollen. Und falls der Mann unwahrscheinlicherweise CIA- oder FBI-Agent sein sollte, hätte er gegen die beiden Thule-Soldaten allein keine Chance.
Also holte Mike tief Luft und erklärte: »Das ist kein Unfug, Bill. Ich war bei dem Einsatz dabei, bei dem diese Fotos geschossen wurden. Ich wurde von einer Flugscheibe der AIn abgeschossen und bin nur mit viel Glück davongekommen !« Bill machte große Augen, doch Mike fuhr ungerührt fort: »Vor knapp einem Jahr habe ich höchstpersönlich so ein >UFO< vom Himmel geholt. Ich habe mit diesen meinen eigenen Händen den einzigen überlebenden außerirdischen Schleimer aus dem Wrack geholt, ihn aus dem Anzug geschält und ihm beim Sterben zugesehen.
Es gibt die AIn, und mit ihren biologischen Hirnimplantaten haben sie eine unbekannte, aber auf jeden Fall sehr große Anzahl von Menschen zu willenlosen Lakaien gemacht. Nur Arier wie wir sind immun gegen diese Art der Beeinflussung, weil das Gewebe der Implantate allergisch reagiert, sobald es mit unserem in Berührung kommt, und abstirbt .«
»Arier?« Bill machte ein skeptisches Gesicht.
»Menschen indogermanischer Herkunft. Meist blonde und blauäugige Nordwesteuropäer, aber beispielsweise auch Perser aus den alteingesessenen Familien. Eben Menschen wie du, Mack und ich.«
»Aber das trifft auch noch immer auf die meisten Politiker in Washington zu !«
»Das ist ja das Perfide !« Mike nickte grimmig. »Es sieht so aus, als hätten sich die meisten von denen freiwillig an die AIn verkauft - für ein Leben von mehr als 140 Jahren bei allerbester Gesundheit. Glaub mir, Bill, jedes einzelne Wort von dem, was der >National Enquirer< über die Sache schreibt, ist die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit .«
Bill fuhr einen leichten Schlenker, so sehr überraschten ihn Mikes Worte. Zum Glück war die Interstate breit und der Verkehr um diese Zeit dünn. Routiniert stabilisierte Bill den Sattelzug wieder. Etwa fünf Minuten schwieg er vor sich hin, und seine beiden Passagiere sagten kein Wort, denn sie sahen,
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