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Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis

Titel: Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis
Autoren: Torn Chaines
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ausgerüstet mit nichts als den beschränkten Ressourcen ihres winzigen Landes, ihrer Überheblichkeit und ihrem Mut.
    Aus dem Raum der Flugkontrolle drangen laute Musik und Gelächter. Gut. Die Deutschen rechneten also nicht mehr mit Flugverkehr in dieser Nacht. Entsprechend sorglos waren sie.
    Mike huschte weiter zum Raum der Torkontrolle am Ende des Ganges. Die war ebenso wie die Flugkontrolle rings um die Uhr besetzt, zu Einsatzzeiten mit drei Mann, während Ruhephasen wie jetzt mit nur einem. Mike hatte das alles genau recherchiert.
    Vorsichtig drückte er den Türknauf hinunter. Nicht abgeschlossen. Wieso auch?
    Vor dem Kontrollpult und den Monitoren, die das momentan geschlossene Panzertor von innen und von außen zeigten, saß ein leicht übergewichtiger Obergefreiter und las angespannt in einem Buch. Das runde Titelbild auf dem schwarzen Einband zeigte irgendein phantastisches Raumschiff. Science Fiction, dachte Mike abschätzig. Märchen für Leute, die dem Märchenalter entwachsen sind.
    Als er eintrat, sah der Obergefreite natürlich auf. Er wollte das Buch weglegen, aufspringen und salutieren, doch an diesem Abend würde er nur noch eines tun: schlafen. Mikes Fingerknöchel schossen vor und trafen seinen Adamsapfel. Röchelnd und nach Luft ringend ging der dicke Soldat in die Knie. Ein gezielter Tritt an die Kinnspitze schickte ihn endgültig ins Reich der Träume.
    Mike fing den Mann auf und ließ ihn wieder in den Stuhl sinken.
    Er fühlte den Puls des Dicken: alles in Butter. Wenn er erwachte, würde er zwar einige Schmerzen und verdammt viel zu erklären haben, aber er würde es überleben.
    Mit ein paar extra für diesen Zweck mitgebrachten Kabelbindern fesselte er den Soldaten an seinen Stuhl und steckte ihm zusätzlich einen Knebel in den Mund. Er rechnete zwar nicht damit, daß der Mann aufwachen würde, bevor er Thule verlassen hatte, aber sicher war sicher.
    Dann öffnete er eine Wartungsklappe an der Konsole der manuellen Torsteuerung und löste ein paar der dahinter befindlichen Steckverbindungen. Er hatte sich wirklich gut auf diesen Augenblick vorbereitet.
    *
    Keine zehn Minuten später kletterte Mike in die Flugzeugführerkanzel der Arado, in der ein zitternder Manfred ängstlich auf ihn wartete.
    »Alles gutgegangen ?«
    »Völlig reibungslos.« Er setzte sich in den Pilotensitz, legte die Gurte an und bedeutete Manfred im Gestühl neben ihm, es ihm gleichzutun. »Schnall dich gut an. Der Flug könnte rauh werden .«
    McBain hatte zwar keine Flugerfahrung auf diesem riesigen Flugzeug, neben dem der Airbus A 380 wie ein Spielzeug gewirkt hätte. Aber er hatte jede Menge Flugerfahrung auf großen, schweren Maschinen, und die Ar 666 war vollautomatisiert und im Prinzip leichter zu steuern als ein einmotoriges Sportflugzeug - solange man nur wußte, welche Knöpfe man zu drücken hatte.
    Und das wußte Mike genau, schließlich hatte er aus der Fliegerschule ein Pilotenhandbuch für diesen Typ mitgenommen und an jedem Abend der vergangenen Woche studiert.
    Er warf das Hilfstriebwerk an - mehr Leistung gab die Bordbatterie nicht her - und hatte daraufhin genug Energie, nacheinander alle zehn Hochleistungsturbinen vom Typ Jumo 1012 anzulassen.
    Dann kam der Augenblick, vor dem er sich am meisten gefürchtet hatte - der Augenblick der Entscheidung. Während er die breite Batterie der Gashebel ein wenig nach vorn schob und der schwere Vogel sich träge in Bewegung setzte, blinkte die Funkkontrolleuchte auf.
    Mike ging auf Empfang.
    »Hier Flugkontrolle Fliegerhorst Bärenhöhle. Ich rufe Maschine Dora-Anton-Siegfried-Ypern. Wir haben keinen Flugplan und keine Fluggenehmigung vorliegen .«
    »Hier Dora-Anton-Siegfried-Ypern. Selbstverständlich haben Sie keinen Flugplan, denn ich erledige einen Geheimauftrag .«
    »Welchen?«
    »Witzbold! Wenn ich Ihnen das sage, ist er doch nicht mehr geheim .«
    »Ich brauche trotz allem eine Bestätigung für Ihren Auftrag .«
    »Rufen Sie Oberst Sprenger an. Von dem erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen .« Sprenger war der Kommandant der Fliegerschule, und Mike wußte, daß er heute abend nach NeuBerlin gefahren war, um mit seiner Frau die Premiere der »Meistersinger« im frisch renovierten Reichsopernhaus zu sehen. Die Jungs von der Flugkontrolle wußten das allerdings nicht. Es würde also dauern, bis sie ihn erreicht hatten.
    Als die Maschine die lange Höhle nach draußen erreicht hatte, schob McBain die Gashebel sanft nach vorn. Selbst die
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