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Stadt, Land, Kuss

Stadt, Land, Kuss

Titel: Stadt, Land, Kuss
Autoren: Cathy Woodman
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ich beim Hinausgehen vom Regal im Empfangsbereich genommen habe, wieder sicher um den Hals lege.
    »Du hättest mich nicht auch noch in Schwierigkeiten zu bringen brauchen. Das kann ich sehr gut allein.«
    Miff hat den Blick gesenkt und wedelt ein einziges Mal mit dem Schwanz.
    »Komm schon, lass den Kopf nicht hängen. Ich bin dir nicht böse.« Ich ärgere mich mehr über mich selbst, weil ich mich von diesem arroganten, testosterongesteuerten Schnösel – ich fluche leise vor mich hin – aus der Fassung habe bringen lassen. Wer war das überhaupt? Der örtliche Gutsherr? Ich versuche, ihn aus meinen Gedanken zu verbannen, doch er ist nicht der Typ, der sich einfach so verbannen ließe. Ich war schon vorher nervös und habe mich gefragt, worauf ich mich da bloß eingelassen habe, aber jetzt … Ich fühle mich, wie wenn ich in London auf dem Weg zur Arbeit von einem rücksichtslosen Verkehrsrowdy bedrängt worden wäre.
    Das Landleben. Die Menschen. Bei Emma klang das immer so romantisch, denke ich, als ich mit Miff am Fluss entlang und über die Fußgängerbrücke zurückhaste, die sich über das rostfarbene Wasser des Taly wölbt.
    Als wir auf dem Weg in den Ort die Gemeindewiese überqueren, kommen wir an zwei Männern vorbei, die die Bänder vom Maibaum in der Mitte der Rasenfläche abnehmen.
    »Morgen, Liebes«, ruft einer von ihnen.
    Ich winke zurück und lächele über diese seltsame, nur hier im Südwesten gebräuchliche Anrede, dann biege ich nach rechts in den Ort ab, an der Stirnseite des Duck and Dragon entlang, wo jemand mit roter Farbe höflich »Touristen bitte raus« an die Wand gesprüht hat. (Das Duck and Dragon ist einer von inzwischen nur noch drei Pubs in Talyton – früher soll es hier elf gegeben haben.) Nachdem ich hinter dem Otter House angekommen bin, zögere ich kurz.
    Dann atme ich tief ein und betrete schwungvoll den Empfangsbereich, wo mein Elan von Frances’ gebieterisch erhobener Hand gebremst wird, während sie mit der anderen nach dem Telefonhörer greift.
    »Tierarztpraxis Talyton Manor – äh … ich meine … die andere. Was kann ich für Sie tun?« Sie lauscht eine Weile, dann antwortet sie: »Oh Gloria … ja, natürlich. Der alte Mr Fox-Gifford würde ihm genau das Gleiche verordnen – ein paar Tage Diät mit gekochtem Hühnchen und Reis, und dann ist er bald wieder auf den Beinen. «
    Ich warte ungeduldig, bis sie auflegt. Welchen Eindruck macht das denn auf die Kunden, wenn die Sekretärin immer wieder den Namen der Konkurrenzpraxis ins Gespräch einfließen lässt?
    Frances legt den Hörer auf und begrüßt mich mit einem knappen Lächeln.
    »Frances, ich weiß, Sie meinen es gut«, setze ich taktvoll an, »aber es wäre mir lieber, wenn Sie keine medizinischen Ratschläge erteilen würden.«
    »Bei den Fox-Giffords sollte ich solche Fälle nach eigenem Ermessen regeln«, antwortet Frances offensichtlich unbekümmert.
    »Das hier ist nicht Talyton Manor«, erwidere ich, bin mir allerdings nicht sicher, ob ich zu ihr durchdringe. Frances’ Augen zeigen den gleichen glasigen Ausdruck wie die von Robbie, dem ehemaligen Polizeihund, kurz nachdem er vom Traktor angefahren worden war. »Bitte rufen Sie diese Gloria sofort zurück und sagen Sie ihr, sie soll einen Termin vereinbaren, wenn ihr Hund …«
    »Es ist ein Kater«, fällt mir Frances ins Wort. »Einer von ihren Streunern. Und er ist ziemlich wild.«
    »Meinetwegen, aber das ist kein Grund, warum ich ihn mir nicht ansehen sollte.« Ich lasse Miff von der Leine.
    »Letztes Mal hat er Emma in den Daumen gebissen – sie musste wochenlang Antibiotika nehmen.«
    »Frances, rufen Sie sie einfach an.« Ich lasse mich von niemandem einschüchtern, weder von einer Katze noch von einem Menschen. »Ich ziehe mich nur kurz um. Ich bin in fünf Minuten wieder da.«
    »Lassen Sie sich ruhig Zeit.« Frances’ Lesebrille ruht, durch eine Kette gesichert, auf ihrem ausladenden Busen. Sie schiebt sie zurück auf die Nase und tippt mit dem Ende eines Bleistifts auf die Tastatur vor ihr, als scheue sie davor zurück, sie direkt anzufassen. »Es wollte kaum jemand einen Termin bei Ihnen.«
    Ich gehe nach oben, ziehe andere Schuhe an und komme, die Druckknöpfe an meinem mit Pfotenaufdruck verzierten Oberteil schließend, zurück an den Empfang.
    »Haben Sie Gloria erreicht?«, frage ich Frances, die inzwischen in die Lektüre des Talyton Chronicle vertieft ist.
    »Sie sagt, sie will nicht zu einer fremden Tierärztin. Sie wartet
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