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Stadt der Toten

Stadt der Toten

Titel: Stadt der Toten
Autoren: Brian Keene
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Darin saß ein weiterer Untoter, dem die untere Körperhälfte fehlte und der seine restlichen Innereien sowie gelben Eiter und Fettschlieren um sich herum verteilte. Beide Kreaturen wurden deutlich lebhafter, als der Wagen an ihnen vorbeizischte, und der dicke Zombie stolperte ihm mit wütend erhobenen Fäusten ein paar Schritte hinterher.
    Frankie stieg in die Bremse, rammte den Rückwärtsgang rein und zermalmte Zombies und Kinderwagen unter den Rädern. Das Gefährt sprang dabei heftig auf und ab.
    Sie grinste Martin an. » Weniger Lärm als ein Schuss, oder? «
    Der Prediger schauderte. Jim nahm kaum Notiz von seinen Freunden. Sein Puls raste noch immer, aber die Übelkeit war inzwischen einer völligen inneren Leere gewichen.
    Wie oft war er diese Vorstadtstraße entlanggefahren, um Danny nach Hause zu bringen oder abzuholen? Dutzende Male, aber nie zuvor bis an die Zähne bewaffnet, in einem gestohlenen Militärfahrzeug, an der Seite eines Predigers und einer Ex-Nutte. Er dachte an das erste Mal, an seinen ersten vollen Sommer mit Danny. Sein Sohn weinte, als Jim in die Chestnut einbog. Er wollte nicht, dass sein Vater ihn verließ. Als sie in die Einfahrt rollten, kullerten dicke Tränen über sein kleines Gesicht, und sie kullerten noch immer, als Jim widerwillig davonfuhr. Er hatte Danny im Rückspiegel beobachtet und gewartet, bis er außer Sicht war, um dann rechts ran zu fahren und seinerseits zusammenzubrechen.
    Er dachte an Dannys Geburt und den Moment, in dem er seinen Sohn zum ersten Mal in den Armen gehalten hatte. Er war so klein und winzig gewesen, mit noch feuchter, rosiger Haut. Sein neugeborener Sohn hatte auch damals geweint, aber als Jim ihn angluckste, öffnete er die Augen und lächelte. Die Ärzte und Tammy leugneten das Lächeln, da Babys nicht lächeln könnten; Jim jedoch wusste es besser.
    Die folgenden Sommer hatte Danny mit seinem Dad und dessen zweiter Frau Carrie verbracht, mit Kartenspielen, viel Gelächter und ausgelassenen Rangeleien, Popcornmampfen sowie Godzilla und Mecha-Godzilla, die auf dem Bildschirm vor dem in trauter Dreisamkeit besetzten Sofa gemeinsam Tokyo zertrampelten.
    Die Nachricht, die Danny vor einer Woche auf Jims Mailbox hinterlassen hatte, widerhallte in seinem Kopf, als sie um eine Ecke bogen.
    Â» Wir sind auf der Chestnut « , meldete Frankie. » Was jetzt? «
    Â» Ich hab solche Angst, Daddy. Ich weiß, dass wir nicht aus der Dachkammer raus sollten, aber Mami ist krank, und ich weiß nicht, was ich tun kann, damit es ihr besser geht. Draußen vor dem Haus höre ich Dinge. Manchmal gehen sie nur vorbei und andere Male glaube ich, sie versuchen reinzukommen. Ich glaube, Rick ist bei ihnen. «
    Â» Jim? JIM ! «
    Jims Stimme war leise und schien von weit her zu kommen. » An O’Rourke und Fischer vorbei, dann links in die Platt Street. Das letzte Haus links. «
    In seinem Kopf weinte Danny.
    Â» Daddy, du hast versprochen, mich anzurufen! Ich hab Angst, und ich weiß nicht, was ich tun soll … «
    Â» Platt Street « , verkündete Frankie und bog ab. Sie fuhr langsam an den ordentlich in Reihe stehenden und bis auf die Farben der Rollläden und Vorhänge komplett identischen Häusern vorbei.
    Â» Wir sind da. «
    Sie parkte den HumVee, ließ den Motor jedoch laufen.
    Â» …und ich hab dich lieber als Spiderman und als Pikachu und als Michael Jordan und mehr als unendlich, Daddy. Ich hab dich mehr als unendlich lieb. «
    Der inzwischen finstere Doppelsinn dieser Phrase hatte ihn die letzten Tage über permanent verfolgt. Es war ein Spiel gewesen, dessen Regeln nur er und Danny gekannt hatten, ein Ritual, das den Schmerz der Ferngespräche zwischen West Virginia und New Jersey ein wenig linderte. Aber dann hatte einer der Zombies, denen er auf seinem Trip begegnet war, den Spruch ebenfalls von sich gegeben.
    Â» Wir sind viele. Zahlreicher als die Sterne. Wir sind mehr als unendlich. «
    Jim öffnete die Augen.
    Â» Mehr als unendlich, Danny. Daddy hat dich mehr als unendlich lieb. «
    Er öffnete die Tür. Martin folgte. Jim legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte den alten Mann zurück in den Sitz.
    Â» Nein « , sagte er bestimmt und schüttelte den Kopf, » Sie bleiben bei Frankie. Ihr müsst uns Rückendeckung geben und gewährleisten, dass wir freie Bahn haben. Die Gewehre lasse ich bei
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