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Stadt der Liebe

Stadt der Liebe

Titel: Stadt der Liebe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nachmittag«, sagte sie zur Zofe, »hätte ich Lust zu einem Geschicklichkeitsspiel, du weißt schon, mit diesen Steinen aus Spanien. Dazu brauche ich einige Damen und den Comte de Buron sowie den Polizeipräfekten. Ich mag die beiden zwar nicht besonders – das geht dich aber nichts an, hör mir also nicht so neugierig zu –, doch sie spielen am besten. Man kann von ihnen lernen. Erinnere mich nach dem Morgenritt daran, daß ich sie verständigen lasse. Vergiß es nicht, sonst bekommst du Hiebe.«
    Die Dauphine ahnte nicht, daß sie sich zu ihrem Spielchen zwei andere Teilnehmer einfallen lassen mußte.
    Bei ihrem Ritt stieß die Dauphine von Anfang an auf ungewohnte Bilder. Schon ihr Reitknecht, der ihr in den Sattel half, ein lustiger Bursche, wirkte an diesem Tag keineswegs lustig. Scheu war sein Blick, fahrig waren seine Handgriffe, die von einer sich auch auf das Pferd übertragenden Nervosität kündeten.
    In der Stadt sah die Dauphine die Mauern von Truppen besetzt, die Tore waren zu, und durch die Straßen zogen starke Streifen, die auch an den Quais besonders in Erscheinung traten. Das ganze Militär schien aufgeboten zu sein. Zivilisten waren kaum zu sehen, sie schienen es vorzuziehen, in ihren Häusern zu bleiben.
    Kopfschüttelnd kam Margarete ins Schloß zurück, wo der Dauphin an einem der hohen Fenster seines Arbeitsraumes stand und in den herrlichen Morgen hinausstarrte. Auf der geschwungenen Treppe begegnete die Dauphine dem Marquis de Bréguérac, der aber nicht, wie sonst, stehenblieb, um ein paar freundliche Worte von ihr zu ernten, sondern nur ergebenst grüßte und weitereilte.
    Kurzentschlossen wandte sich die Dauphine dem Arbeitszimmer ihres Gemahls zu, klopfte und trat ein. Die Kammerherren im Vorraum blieben erstarrt zurück; das Wagnis, ohne Meldung eines Adjutanten beim Dauphin einzudringen, erschien ihnen ungeheuerlich.
    Der Dauphin wandte sich um und sah erstaunt seine Gemahlin ins Zimmer kommen. Keck wippte die Feder an ihrem Reithut. Eine Wolke guter Riechstoffe wehte ihr voraus. Ihre großen, blauen Augen baten um Verzeihung für ihr ungewöhnliches Benehmen.
    »Margaret?« Der Dauphin trat ein paar Schritte ins Zimmer, verbeugte sich und blickte ihr fragend ins Gesicht. »Es muß ein außerordentlicher Anlaß sein, der es zustandebringt, daß ich dich hier sehe.«
    Die Dauphine ging nicht lange um den heißen Brei herum, sondern antwortete: »Ich möchte wissen, was los ist. Die Nacht schon war voller Unruhe, und nun sah ich die ganze Stadt praktisch in der Hand der Truppen. Niemand weiht mich in die Ereignisse ein. Ist mein Herr Gemahl willens das zu tun?«
    »Ja«, nickte Ludwig nach kurzem Zögern, trug einen Stuhl zu Margaret, küßte ihr die Hand und bat sie, sich zu setzen. »Du kommst im ernstesten Moment des Landes. Unser aller Schicksal hing an einem seidenen Faden.«
    »Mon Dieu!« stieß die Dauphine erschrocken hervor.
    »Der König, ich, du – wir sollten ohne Erbarmen ermordet werden.«
    »Ich auch?« entsetzte sich spontan die Dauphine, die für ihren gesunden Selbsterhaltungstrieb bekannt war.
    »Wir alle.«
    »Von wem? Nenne mir die Ruchlosen!«
    »Einige bewegten sich in deiner nächsten Nähe.«
    »Wer?«
    »Zum Beispiel der Comte de Buron …«
    »Nein!« schrie die Dauphine.
    »Der Polizeipräfekt von Paris …«
    »Nein!« schrie die Dauphine noch lauter.
    »Von den beiden stellt sich sogar mehr und mehr heraus, daß sie als die sogenannten treibenden Kräfte eines ganzen blutigen Aufstandes, der geplant war, angesehen werden müssen.«
    Die Dauphine war immer noch fassungslos.
    »Ich kann das nicht glauben«, stammelte sie entsetzt.
    »Deine Vernichtung erschien ihnen im besonderen Maße erstrebenswert und …« Der Dauphin machte eine kleine Pause … »… vergnüglich.«
    Die Augen der Dauphine begannen zu glühen.
    »Du wirst sie entsprechend bestrafen«, sagte sie. »Laß sie zu Tode foltern. Ich würde gerne zusehen. Ich möchte sie in ihrer Qual schreien hören.«
    »Buron kann nicht mehr schreien.«
    »Warum nicht?«
    »Er wurde schon getötet. Man hat ihn erdolcht, ehe die Garde seiner habhaft werden konnte.«
    »Schade. Und der Präfekt?«
    »Bei dem wird es dir möglich sein, ihn wimmern zu hören. Sobald wir ihn haben, bekommen die Folterknechte zu tun«, sagte der Dauphin haßerfüllt.
    »Sobald ihr ihn habt?« Die Stimme der Dauphine klang abgrundtief enttäuscht. »Habt ihr ihn denn noch nicht?«
    »Es gelang ihm, zu entwischen. Aber keine
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