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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
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mir diesen Job hier eingetragen hatte, trennte ich mich nur noch äußerst ungern von Slayer. Nur wenige Minuten ohne mein Schwert, schon war ich ein Nervenbündel.
    Andrea bemerkte, dass ich sie immer noch ansah. »Brauchst du irgendwas?«
    »Ich müsste einen Armbrustbolzen identifizieren lassen.«
    Sie winkte mich herbei. »Gib her.«
    Ich gab ihr den Bolzen. Andrea packte ihn aus und pfiff anerkennend.
    »Nicht schlecht.«
    Blutrot und am Ende mit drei schwarzen Federn besetzt, war der Bolzen knapp sechzig Zentimeter lang. Kurz vor der Fiederung war der Schaft mit einer Markierung versehen: drei mal drei kurze schwarze Striche.
    »Das ist ein Karbonschaft. Extrem bruchfest, sehr dauerhaft und teuer. Sieht so ähnlich aus wie ein 2216, gebaut für die Jagd auf mittelgroßes Wild: Hirsche, Bäre n … «
    »… Menschen.« Ich lehnte mich an die Wand und trank einen Schluck Kaffee.
    »Ja.« Andrea nickte. »Hohes Durchschlagsvermögen, sehr zielsicher, dennoch sehr schnell. Eine tödliche Waffe. Schau dir die Spitze an: klein, drei Klingen, Gewicht etwa hundert Grains. Erinnert mich sehr an die Wasp-Boss-Baureihe. Manche Leute stehen ja auf mechanische Broadheads, aber bei einer guten Armbrust kommt die Beschleunigung so plötzlich, dass sich die Klingen im Flug öffnen, und das war’s dann mit der Zielgenauigkeit. Wenn ich mir einen Broadhead aussuchen sollte, würde ich so einen nehmen.« Sie drehte den Armbrustbolzen hin und her und ließ das durchs Fenster scheinende Licht über die Spitze spielen. »Von Hand geschärft. Wo hast du den her?«
    Ich erzählte es ihr.
    Sie runzelte die Stirn. »Dass du den Bogen nicht gehört hast, deutet darauf hin, dass es wahrscheinlich ein Recurve war. Ein Kompositbogen gibt beim Schuss ein schwirrendes Geräusch von sich. Darf ich mal?« Sie wies auf eine Pappzielscheibe in Menschengestalt, die an der mit mehreren Korkschichten versehenen Stirnwand des Raums angebracht war.
    »Klar.«
    Sie zog sich Handschuhe an, um die Magie-Rückstände möglichst wenig zu beeinflussen. Dann nahm sie eine kleine Armbrust von der Bank, lud sie, hob sie und schos s – zu schnell, als dass sie hätte zielen können. Der Bolzen pfiff durch die Luft und traf den Mann mitten in die Stirn. Volltreffer. Beeindruckend.
    Die Feenlampen flackerten und erloschen. An der Wand flammte gelblich elektrisches Licht auf. Die Woge der Magie war vorüber, und die technischen Gerätschaften funktionierten wieder. Andrea und ich sahen uns an. Niemand konnte die Dauer dieser Gezeiten vorhersagen – die Magie kam und ging, wie es ihr gefiel. Doch normalerweise hielten die Wogen mindestens eine Stunde lang an. Wie lange hatte die hier gedauert? Fünfzehn Minuten?
    »Kommt mir das nur so vor, oder geht es schneller hin und her als üblich?«
    »Scheint mir auch so.« Andrea blickte ein wenig besorgt. Sie zog den Bolzen aus der Zielscheibe. »Soll ich ihn auf Magie scannen?«
    »Wenn es keine allzu großen Umstände macht.« Die Magie hatte die lästige Angewohnheit, sich alsbald zu verflüchtigen. Je schneller man solche Beweismittel scannte, desto besser.
    »Gibt’s Probleme?« Sie beugte sich zu mir herüber. »Ich war zwei Monate lang offline. Da kriegt man ja nichts mehr mit. Ich hab schon Spinnweben im Hirn.« Sie zog mit einem Finger ihr rechtes unteres Augenlid herunter. »Da, schau’s dir an.«
    Ich lachte. Andrea arbeitete bei einer Sektion im Westen und hatte es dort mit einem Rudel Loups zu tun bekommen, das Rinderfarmen überfiel. Loups – die wahnsinnigen, kannibalischen Gestaltwandler, die den inneren Kampf um ihre Menschlichkeit verloren hatten – zogen mordend und vergewaltigend durch die Lande, bis jemand die Welt von dieser Plage erlöste.
    Doch leider waren Loups auch hochgradig ansteckend. Andreas Ritterpartnerin hatte es erwischt: Sie wurde zum Loup und bekam schließlich von Andrea zwei Dutzend Kugeln ins Hirn geballert. Es gab eine Grenze, ab der auch die sonst phänomenalen Selbstheilungskräfte der Gestaltwandler nichts mehr auszurichten vermochten, und Andrea war ein Meisterschütze. Man versetzte sie nach Atlanta, und obwohl sich in ihrem Blut keinerlei Spuren des Lycos-Virus fanden und also keine Gefahr bestand, dass ihr Fell und Klauen wuchsen, hielt Ted sie lieber im Hintergrund.
    Andrea ging zum Magie-Scanner, legte den Bolzen auf die Keramikunterlage, ließ den Glaswürfel herab und betätigte den Schalter. Der Scanner begann zu summen.
    »Andrea?«
    »Ja?«
    »Die Technik ist
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