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ST - New Frontier 5: Ort der Stille

ST - New Frontier 5: Ort der Stille

Titel: ST - New Frontier 5: Ort der Stille
Autoren: Peter David
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Bühne kam, sah ich aus dem Augenwinkel eine Frau. Nur ganz kurz. Ich sah, wie sie eine Treppe hinaufstieg. Sie trug ein Kostüm mit hohem Kragen und seltsamen Rüschen. Offensichtlich etwas Historisches. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, welches Stück an diesem Abend aufgeführt wurde. Als meine Freundin hinter die Bühne kam, fragte ich sie, wer diese Frau gewesen war. Sie sah mich mit merkwürdigem Gesichtsausdruck an, dann lächelte sie und sagte: ‚Herzlichen Glückwunsch. Du hast soeben das Yale-Gespenst gesehen.‘ Dann erzählte sie mir die Geschichte, wie vor einigen Jahrhunderten die Frau eines Schauspielprofessors von einem Fahrzeug getötet wurde, als sie die Straße überqueren wollte. Sie war auf dem Weg zum Theater gewesen, und sie musste sich beeilen, um ihren Auftritt nicht zu verpassen. Sie spielte in einem Stück von Anton Tschechow, einem russischen Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts. Ich habe sie in dem Kostüm gesehen, das sie im Stück trug.«
    »Also haben Sie sich alles eingebildet«, sagte Xyon skeptisch.
    »Ich hatte zuvor nie etwas von dieser Geschichte gehört.«
    »Oh.«
    »Gibt es auf Ihrer Heimatwelt keine Geschichten oder Legenden, die ähnlich unverständlich sind?«
    »Doch, ein paar«, räumte er ein. »Orte, an denen man angeblich in die Zukunft schauen kann. Und solche Sachen. Aber ich habe nie …« Er seufzte. »Ich denke, ich werde noch einmal genauer darüber nachdenken müssen.«
    »Mehr können wir nicht tun«, erwiderte Soleta.
    Dann blinzelte Xyon verdutzt und überprüfte die Langstreckensensoren. »Das glaube ich nicht!«
    »Was?«
    »Der Planet. Der Ort der Stille. Er ist …«
    »Er ist verschwunden? Das ist unmöglich.«
    Atik stand vom Kommandosessel auf und ging zur Sensorkonsole. Es war kaum zu glauben … aber so war es. Zuvor hatten die Sensoren zwar nur unzuverlässige Daten geliefert, aber zumindest hatte sich feststellen lassen, dass da irgendetwas war. Nun jedoch war gar nichts mehr da. Der Nebel hatte sich zunächst in der Region, wo sich der Planet befand, verdichtet, und jetzt war er wieder wie ganz zu Anfang. Und nichts wies mehr auf das Vorhandensein eines Planeten hin.
    Bevor irgendjemand auf der Brücke etwas sagen konnte, keuchte Atik plötzlich auf. Röchelnd griff er nach seiner Kehle und brach zusammen. Die anderen Hunde eilten zu ihm und winselten verwirrt, dann flüsterte Atik Worte, die ihnen einen eiskalten Schauer über den Rücken jagten.
    »Xant …«, sagte er. »Xant … der Große Gott Xant … die Erlöser … hatten recht … ich sehe ihn, ganz deutlich … Xant ist Licht … wir sind Dunkelheit …«
    Dann verlor er das Bewusstsein.

XVI

    Der Höchste Gebieter war sehr zufrieden.
    Die Hunde des Krieges waren den Erlösern ein Dorn im Auge gewesen. Ein ständiges Ärgernis.
    Aber sie konnten gerettet werden. Jeder konnte gerettet werden. Dazu war nur eine Lektion nötig.
    Eine solche Möglichkeit hatte sich ergeben, als Atik sich heimlich an den Gebieter gewandt hatte. Atik strebte danach, zum Anführer der Hunde des Krieges zu werden, doch er hatte ganz offen zugegeben, dass er nicht an einer direkten Konfrontation mit Rier oder seinen treuesten Anhängern interessiert war. Er behauptete, so etwas sei unehrenhaft. Höchstwahrscheinlich hatte er einfach nur Angst, dass er in einer Auseinandersetzung den Kürzeren ziehen würde.
    Der Ort der Stille hatte sich als logische und elegante Lösung des Problems angeboten. Der Ort der Stille, den selbst die Erlöser fürchteten. Der Ort der Stille, nach dem Rier und die Hunde gesucht hatten. Der Ort der Stille, von dem Rier und die Seinen nie mehr zurückkehren würden, wenn alles gut ging.
    Und alles war gut gegangen. Der Gebieter saß in seinem Gemach und gönnte sich ein seltenes Lächeln. Alles war gut gegangen, weil Xant es so gewollt hatte. Und inzwischen müsste Atik seine kleine »Vision« gehabt haben und war nun dabei, die Hunde zum Glauben der Erlöser zu bekehren. Hätte man sich etwas Besseres wünschen können?
    Und nun – nachdem die Hunde des Krieges begonnen hatten, sich von einer Plage in eine Annehmlichkeit zu verwandeln – mussten sich die Erlöser nur noch mit der
Excalibur
auseinandersetzen. Dann wäre ihre Macht über den Sektor 221-G, den ehemaligen Einflussbereich der Thallonianer, gesichert.
    Der Gebieter war so tief in seine Gedanken versunken, dass es einige Minuten dauerte, bis er den zitternden Erlöser bemerkte, der vor ihm stand. »Ja? Was gibt
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