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ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume

Titel: ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume
Autoren: Una McCormack
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auf. Sein spezielles Fachwissen wurde nicht länger benötigt, und er wollte raus aus diesem Bunker, auch wenn draußen nur die totenstille Stadt wartete. Als er sein Glas abstellte, sah Ghemor auf, hob die Hand zum Gruß und nickte dankbar.
    Draußen blieb Garak einige Minuten lang stehen und ließ den Blick über die Welt jenseits der Büros schweifen. Die Laternen tauchten die Metropole in oranges Licht, das zu schwach war, den sich in die Straßen schleichenden grauen Nebel zu übertünchen. Vor sich sah Garak das schwarze Loch des einstigen Siegesplatzes. Denkmäler der größten Guls und Legaten hatten dort gestanden und waren nun nicht mehr als Schutt auf dem Boden und Staub in der Luft.
    Sie haben Cardassia vergiftet

    Garak schüttelte den Kopf, als könne er den Gedanken auf diese Weise vertreiben. O’Brien hatte Recht: Er wurde
tatsächlich
trübsinnig. Das sollte er abstellen.
    Festen Schrittes trat er auf den Platz. In Sichtweite des Bürokomplexes stand noch eine einzelne Statue, wenn auch nur teilweise. Der Sockel war noch da, und ein steinerner Bogen bot ein wenig Unterschlupf vor dem Wetter. Garak trat in die Schatten, wartete, beobachtete, und dachte an all das, was verloren gegangen war, an Cardassia mit seinen strahlend blauen Himmeln und dunklen Träumen, und an alles, was blieb. An die Gewissheiten, die Zweifel. Das Firmament wurde finster. Vierzig Minuten später kehrte der Regen zurück. Nach fünfzehn weiteren Minuten zahlten sich Garaks Geduld und Beharrlichkeit aus. Er trat aus seinem Versteck zurück ins künstliche Laternenlicht.
    »Jartek.«
    Der jüngere Mann wurde langsamer und wandte sich um. »Garak«, erwiderte er und blinzelte zweimal mit seinen blassen Augen. Er wirkte gehetzt und skeptisch, als Garak sich ihm mit schnellen Schritten näherte. »Warten Sie etwa schon die ganze Zeit auf mich?«
    »Das macht doch keine Umstände.« Garak winkte ab und passte sein Tempo dem Jarteks an. »Wie es scheint, gehen wir in dieselbe Richtung.« Aus dem Augenwinkel sah er Jartek an, dass dieser nach dem Grund seines Wartens fragen wollte. Doch Jartek ließ es. Wie üblich erwies er sich als weit weniger gewandt, als er wohl dachte. Und die Streifen auf seiner Jacke waren für Garaks Geschmack einen Tick zu breit.
    »Es regnet …«, setzte Jartek an.
    »Es regnet hier in letzter Zeit meistens.«
    Schweigend gingen sie weiter.
    »Sagen Sie, Jartek«, bat Garak, als sie um die Ecke des Bürokomplexes bogen. »Sind Sie mit dem Ausgang der Ereignisse zufrieden?«
    Jartek musste den Kopf drehen, um ihn anzusehen. »Alles in allem, ja. Zumindest hätte es bedeutend schlimmer enden können. Stellen Sie sich vor, die Bombe wäre detoniert. Das wäre eine Katastrophe für die Regierung.«
    »Für Yevir war es zweifellos ein Triumpf. Einer mehr.«
    »Und für den Kastellan«, betonte Jartek irritiert. »Seine Anweisungen kamen prompt und waren effektiv …«
    »Macet leistete hervorragende Arbeit, finde ich.«
    »Die Befehle stammten von Alon. Das wird schon deutlich werden – warten Sie nur die Nachrichtensendungen ab. Es ist wichtig fürs Volk, wer hier am Ruder steht. Und als wäre all das noch nicht genug, sorgte die Krise auch noch dafür, Andak seine Fördermittel zu sichern.« Jartek lächelte. »Ja, wir können die vergangenen Tage mit Fug und Recht als Erfolg für Team Ghemor verbuchen.« Er platzte fast vor Stolz. Garak verzog das Gesicht.
    Sie hatten das Ende der mit Energie versorgten Straßenlaternen erreicht. Garak sah schemenhafte Gebäude, aber weit und breit keine Passanten. Die Straßen waren gefährlich geworden, und nach Einbruch der Dunkelheit blieb das Volk hinter verschlossenen Türen. Wie wenig sich doch veränderte, dachte Garak. Selbst nach einem so guten Tag für Ghemor und dessen Regierung – und genau das war es gewesen: ein
sehr
guter Tag – gab es noch immer Bereiche dieser Stadt, die man des Nachts besser nicht betrat …
    Mit einer schnellen, gekonnten Bewegung hatte er Jartek am Hals gepackt und gegen eine Hauswand gepresst. Die Augen des Jüngeren schienen ihm aus dem Schädel springen zu wollen.
    »
Was zum
…«, keuchte er.
    »
Seien Sie still!
«, zischte Garak und drückte noch ein wenig fester zu. Jartek zog an seiner Hand, doch Garak packte sein Handgelenk und knallte es gegen die Mauer. »Und jetzt hören Sie zu«, sagte er sehr leise. »Ich hoffe, Sie sind mindestens halb so gut, wie Sie glauben, denn wenn Sie auch nur einen einzigen Fingerabdruck
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