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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht
Autoren: Unni Lindell
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ein.
    «Mittwoch, 7. März, 22.58 Uhr, wurden Schüsse in der John-Colletts-Allee gemeldet. Das Opfer war fünfundsiebzig Jahre alt. Sie hat einen Sohn und eine Tochter. Der Sohn, Alf Boris Moen, arbeitet im Verteidigungsministerium, die Tochter Helena Bjerke, derzeit krank geschrieben, ist sonst in einer Reinigung tätig.»
    «Er arbeitet im Verteidigungsministerium? Man kann doch nicht Alf Boris heißen und im Verteidigungsministerium arbeiten», sagte Preben Ulriksen, der soeben den Raum betreten hatte. Er ließ sich gelassen auf einen freien Stuhl fallen. Auf seiner Stirn zeigte sich noch das Muster von seinem Kopfkissen.
    Cato Isaksen schaltete gereizt das Diktiergerät aus, dann schaltete er es wieder ein und redete weiter: 
    «Der Sohn heißt Alf Boris Moen», wiederholte er. «Die Tochter, Helena Bjerke, wohnt mit ihrer Familie in Drøbak. Sie sind siebenundvierzig und zweiundvierzig Jahre alt. Sie sind beide informiert. Der Sohn wohnt im selben Haus wie die Mutter in der John-Colletts-Allee 51. Er hatte offenbar keine Ahnung davon, dass seine Mutter noch wegging. Sie haben getrennte Wohnungen, das kann also durchaus stimmen. Roger Høibakk glaubt, dass er Alkohol getrunken hatte, aber betrunken war er nicht.»
    Cato Isaksen schaltete das Diktiergerät aus. Randi Johansen beugte sich über den Tisch vor, um etwas zu sagen, wurde aber von Preben Ulriksen daran gehindert. «Hast du eigentlich Kaffee aufgesetzt?», fragte er müde.
    Randi Johansen bedachte ihn mit einem eiskalten Blick.
    «Nein», sagte sie. «Du bist zuletzt gekommen, also mach du das.»
    Cato Isaksen musterte beide und nickte dann Preben kurz zu, als Zeichen dafür, dass der den Kaffee übernehmen sollte. Zugleich klingelte das Handy in seiner Tasche. Preben Ulriksen stand auf und verließ das Zimmer, während Cato Isaksen das Telefon hervorzog. Er erkannte Ellen Grues Nummer. Sie teilte kurz mit, dass sie jetzt die Leichenhalle verließe.
    «Es waren zwei Schüsse», sagte sie, als sie zehn Minuten später den Raum betrat. «Vermutlich zwei», sagte sie und machte eine kurze Handbewegung, dann zogen sie und eine weitere Kollegin sich Stühle an den ovalen Tisch und setzten sich.
    Cato Isaksen starrte für einen Moment die Tischplatte an. Ellens Anwesenheit ließ ihn niemals unberührt. «Wie schnell können wir den vorläufigen Obduktionsbericht haben?», fragte er.
    Ellen Grue schaute ihm ins Gesicht. «Die Pathologen kamen gerade, als wir gingen», sagte sie. «Versprechen kann ich ja nichts. Morgen gegen Mittag, vielleicht. Oder heute, meine ich.» Sie schaute rasch auf die Uhr, die jetzt fünf vor halb zwei zeigte.
    Ellen und die andere Technikerin erhoben sich und verließen das Zimmer. Zehn Minuten darauf sagte Cato Isaksen, er müsse zur Toilette. Er ging hinaus auf den Flur, rief Ellens Handynummer an und fragte, ob sie wirklich heiraten wolle. Sie zögerte. Er sagte, er habe ein Recht, das zu erfahren. Worauf sie kurz lachte und bejahte. «Klar doch», sagte sie. «Ich heirate den Anwalt.»
    Cato Isaksen ging auf die Toilette und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Dann riss er sich zusammen und ging zu den anderen zurück.
    Inzwischen war die Nachricht eingetroffen, dass ein Hund eine Spur zum Haus der Toten zurück verfolgt hatte. Der andere Hund war auf einem kleinen Fußweg zwischen zwei Gärten und dann weiter zur Hauptstraße und zur Straßenbahnkehre im Sognsvei gelaufen.
    Thorsen und Billington kamen herein. Die beiden Fahnder mittleren Alters operierten fast immer zusammen und hatten mit einem älteren Ehepaar gesprochen, das der Fundstelle gegenüber wohnte.
    «Die wollten uns gar nicht wieder weg lassen», sagten sie resigniert. «Es gab Kaffee und Kuchen und Familienbilder und ich weiß nicht, was alles.» Die anderen grinsten.
    «Das ältere Ehepaar hat Schüsse gehört und ist ans Fenster gelaufen. Die Tote lag schon auf dem Boden, und der Mann ist so schnell es ging zum Tatort gerannt», erzählte Billington eifrig. «Er hat ein dunkles Auto und eine Person gesehen, die um die Kurve verschwanden. Zugleich kam das junge Ehepaar aus dem Nachbarhaus. Sie hatten bereits die Polizei informiert.»
    Erst gegen vier Uhr morgens war Cato Isaksen wieder zu Hause in Asker. Auf der Heimfahrt dachte er an die alte Dame und das Ende, das sie gefunden hatte. Die Fahnder hatten sich schon ein ungefähres Bild des Ereignisverlaufs gemacht.
    Der rote Kater sprang vom Sofa, als Cato Isaksen die Tür aufschloss. Er sehnte sich nach
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