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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht
Autoren: Unni Lindell
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ihn vertreiben.
    «Sie wissen doch, dass wir nichts sagen dürfen, so lange die Angehörigen nicht informiert sind», sagte er.
    Das junge Paar, das im nächststehenden Haus wohnte, saß in einem Streifenwagen und machte seine Aussage. Offenbar hatten die beiden etwas gesehen. Sie hatten den Mord bei der Polizei gemeldet und von den jungen Skatern erzählt, die kurz vorher vorbeigefahren waren.
    Roger Høibakk trat wieder neben ihn. Das Licht einer auf einem Stativ angebrachten Lampe beleuchtete die eine Hälfte seines Gesichtes. Cato Isaksen fiel auf, dass die dunklen Haare seines Kollegen hinter dem Ohr ein wenig grau wurden.
    Wir werden langsam alle alt, dachte er traurig.
    Das Haus war keine hundert Meter vom Tatort entfernt. Brenda Elise Moen war Witwe, wie Roger jetzt berichtete. Ihr Mann war schon viele Jahre tot. Das Opfer hatte zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Der Sohn war unter derselben Adresse gemeldet wie die Mutter.
    Cato Isaksen schaute seinen Kollegen mit ernster Miene an und nickte.
    «Schnapp dir einen jungen Kollegen und sieh dir die Nr. 51 an», sagte er.
    Roger Høibakk und der junge Polizeianwärter gingen die Straße entlang. Zwei Neugierige folgten ihnen langsam. In der Auffahrt zur John-Colletts-Allee 51 stand ein weißer Volkswagen Passat CL. Im Erdgeschoss war alles dunkel. Im ersten Stock brannte Licht. Das Tor stand offen. Die Polizisten gingen über den schmalen Kiesweg zwischen den Gartenparzellen. Eine steile Steintreppe führte zur Haustür. Dort waren untereinander zwei Namensschilder angebracht. Das trübe Licht, das durch die Buckelglasfenster der Haustür fiel, machte es möglich, die Namen zu entziffern. Brenda E. Moen stand neben der Klingel für das Erdgeschoss, der Name des Sohnes, Alf B. Moen, neben der für den ersten Stock. 
    Roger Høibakk drückte auf den oberen Klingelknopf. Er merkte, dass der junge Kollege aufgeregt und nervös wirkte.
    «Erstes Mal?», fragte er. Der Junge schüttelte den Kopf. «Zweites», sagte er.
    Høibakk klingelte noch einmal. Nach einer Minute hörten sie, dass drinnen eine Tür geöffnet wurde. Die Lampe über der Haustür wurde eingeschaltet, und Schritte auf der Treppe verrieten, dass jemand zu ihnen unterwegs war.
    Ein Mann mittleren Alters, dessen runder Bauch unter seinem gestreiften Bademantel verborgen war, öffnete die Tür. Er war nicht besonders groß, fast kahl, hatte aber noch rötlichen Haarflaum an den Ohren. Seine Füße leuchteten in der Dunkelheit kreideweiß. Er musterte die Besucher neugierig.
    Roger Høibakk stellte sich vor und fragte, ob er mit Brenda Elise Moen verwandt sei.
    Der Mann sah ihn an. Sein Gesicht nahm einen wachsamen Ausdruck an, dann drehte er sich um und schaute zur Tür hinüber, die zur Erdgeschosswohnung führte. Die war verschlossen.
    «Brenda Moen ist meine Mutter», sagte er und nickte zur Tür hinüber. «Sie wohnt dort.»
    Als Roger Høibakk versuchte, ihm möglichst schonend beizubringen, was geschehen war, musterte der Sohn ihn zuerst verständnislos, dann wurde er wütend. Er schaute kurz auf die Uhr, die inzwischen fast Mitternacht zeigte, lief zur Tür seiner Mutter und klingelte dort. Als nichts passierte, wollte er aus seiner eigenen Wohnung den Schlüssel holen.
    «Bestimmt schläft sie», sagte er, als habe er nicht gehört, was der Polizist ihm mitgeteilt hatte.
    «Das ist nicht nötig», sagte Roger Høibakk. «Ich habe Ihnen wirklich die Wahrheit erzählt, sie ist tot.»
    Aber Boris Moen war jetzt sichtlich verwirrt und wollte sofort zum Tatort laufen, aber die Polizisten konnten ihm das wieder ausreden.
    «Warten Sie auf jeden Fall, bis Sie sich ein wenig beruhigt haben», sagte der junge Polizist und beugte sich freundlich etwas in seine Richtung.
    «Er hat getrunken», flüsterte er dann seinem Kollegen zu.
    Roger Høibakk nahm den scharfen Geruch wahr, meinte aber, der könne auch eine andere Ursache haben. Terpentin vielleicht.
    «Haben Sie getrunken?», fragte er. Alf Boris Moen schüttelte energisch den Kopf. Er wich zurück, tastete nach dem Geländer und ließ sich auf eine der untersten Stufen fallen. Offenbar litt er unter Atembeschwerden, und Roger Høibakk bat den Kollegen, einen Arzt zu holen.
    «Sollen wir auch einen Geistlichen verständigen?», fragte Roger Høibakk freundlich.
    Alf Boris Moen schüttelte den Kopf.
    «Mutter geht um diese Zeit nie aus dem Haus», sagte er nur immer wieder. «Sie geht um diese Zeit nie aus dem Haus. Jedenfalls nicht
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