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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts
Autoren: Jack McDevitt
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konnte. Kalte Stellen.«
    »Hast du es selbst erlebt?«
    Er dachte nach, bevor er antwortete. »Ja. Ich erinnere mich, dass ich an der Kabine vorbeigegangen bin, als ich Wache hatte. Aus dem Innern kamen Stimmen.«
    »Könnten Passagiere gewesen sein.«
    »Das war, als die Kabine längst nicht mehr von Passagieren benutzt wurde, Kim. Sie haben einen Lagerraum daraus gemacht.«
    »Hast du einen Blick hineingeworfen?«
    »Die ersten paar Male, ja. Aber ich habe nie etwas gesehen. Also habe ich es einfach gelassen und mich nicht mehr darum gekümmert.«
    »Nicht, dass ich dir nicht glauben will«, sagte sie. »Aber ich müsste es mit eigenen Augen sehen.«
    Sie aßen schweigend zu Ende. Solly blickte auf das Festland hinaus, das im Osten gerade eben sichtbar war. »Plato hat an Geister geglaubt«, sagte er.
    »Plato?« Kim war skeptisch.
    »Er hat geglaubt, dass Geister entstehen, wenn man zu viel Wein trinkt.« Er lachte, als er ihr Gesicht sah. »Im Ernst. Er sagt irgendwo, dass die Seelen der Menschen, wenn sie zu sehr von ihrem irdischen Leben angetan sind, zu viele gute Zeiten hatten und zu viel Sex, zu sehr mit den Körpern verwachsen sind und nach dem Tod nicht loslassen können. Er glaubt, dass sei der Grund, warum auf Friedhöfen Geister anzutreffen sind. Er meint, sie wären sozusagen an ihre Körper gekettet.«
    Kim aß ihr Sandwich auf, wischte ein wenig Preiselbeermarmelade mit dem Brot vom Teller und spülte alles mit Bier hinunter. »Diese Severin-Geschichte scheint dich wirklich zu beschäftigen, was?«
    Er füllte ihre Gläser nach. »Nein. Nicht wirklich. Aber wenn die Sonne untergegangen ist, sieht die Welt immer ganz anders aus.«
    »Was für eine Einstellung für einen Raumschiffskommandanten.«
    Er zeigte ihr, dass das Bier seine Wirkung nicht verfehlte. »Vielleicht war ich zu oft dort draußen im Dunkeln«, sagte er.
     
    Alpha Maxim war in einer Explosion vergangen, die noch in einer Milliarde Lichtjahren zu sehen sein würde. Natürlich würde kein Mensch mehr da sein, falls eines Tages aus dieser Entfernung eine Antwort kam. Die Spezies würde sich längst zu etwas anderem weiterentwickelt haben.
    Die Nachrichten waren angefüllt mit Geschichten über das Leuchtfeuer, einschließlich Protesten seitens religiöser Gruppen und Umweltschützer, die eine ungewöhnliche Allianz eingegangen waren und die Sprengung von Sonnen entweder als Akt gegen Gottes Schöpfung oder als Verbrechen gegen die Umwelt bezeichneten.
    Kim konnte verstehen, dass Menschen Bedenken gegen das Sprengen ganzer Sonnen hatten, selbst wenn es Sonnen waren, deren Planeten niemals etwas anderes als Eisen und Methan hervorbringen würden. Die gestern verbrannten Planeten hatten Alpha Maxim länger umkreist, als es Menschen gab, und ihre Vernichtung schien unschicklich.
    Kim schüttelte sich, um die falschen Vorstellungen loszuwerden, und ihre Gedanken wanderten zu Sheyel Tolliver. Nach ihrer Rückkehr von der Caledonian hatte sie mit dem Gedanken gespielt, ihn anzurufen und sich mit ihm zu unterhalten, als wäre das Gespräch des vergangenen Tages überhaupt nichts Ungewöhnliches gewesen, um sich zu vergewissern, dass es ihm gut ging und sie ihn nicht beleidigt hatte. Doch sie beschloss, dass es besser war, wenn sie die Sache auf sich beruhen ließ.
    Den größten Teil des folgenden Tages verbrachte sie in einer Konferenz mit Matt Flexner auf der Suche nach einer Strategie, wie sie weitere Mittel von der Regierung erhalten konnten. Die Wahlen standen kurz bevor, und der Premier wusste, dass jeder seiner voraussichtlichen Gegner Gelder für das Institut als regierungsamtliche Verschwendung anklagen würde.
    Das Problem, wie Kim es sah, war die Frage, wie sie demonstrieren konnten, dass die Arbeit des Instituts wertvoll war für die Steuerzahler, die dazu neigten, seine Aktivitäten als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für überqualifizierte Leute ohne berufliches Ziel zu betrachten. Kim gestand es sich nur ungern ein, aber insgeheim war sie gar nicht sicher, ob die Steuerzahler mit ihrer Meinung so sehr daneben lagen. Selbstverständlich behielt sie ihre Meinung Matt gegenüber für sich. Nur Solly wusste, wie sie wirklich dachte.
    Matt Flexner war buchstäblich seit einem Jahrhundert am Institut. Mit dreißig war er das Paradestück gewesen, ein Weltklassephysiker, der bahnbrechende Arbeiten auf dem Gebiet transdimensionaler Strukturen abgeliefert hatte. Doch die Verlängerung der allgemeinen Lebenserwartung hatte sehr deutlich
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