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Spuk aus dem Jenseits

Spuk aus dem Jenseits

Titel: Spuk aus dem Jenseits
Autoren: Stefan Wolf
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ist.“
    Alle lachten.
    Dann servierte der Jüngling.
    Klößchen erhielt den Eisbecher
— Schokoladeneis, selbstverständlich.
    Jörg knetete eins seiner
Riesenohren.
    „Ich muß es wissen. Eher kann
ich nicht mehr schlafen.“
    „Was mußt du wissen?“ fragte
Tim.
    „Ob Demonius in seinem Sarg
liegt.“
    Tim bemerkte den Ausdruck auf
Jörgs Gesicht und war beunruhigt.
    „Särge dürfen nicht mehr
geöffnet werden, wenn sie erstmal bestattet sind. Es sei denn, es gibt eine
richterliche Anordnung, und die kriegen wir nie.“
    Jörg nickte. Seine Miene war
düster.
    „Wir machen das heimlich. In
die Familiengruft kommen wir rein.“
    „Heh, heh!“ rief Gaby. „Was
heißt wir? Willst du uns dazu anstiften? Mein Papi ist zwar für eine Woche auf
Lehrgang in Brüssel. Trotzdem — als Tochter eines Kriminalkommissars kann ich
strafbaren Handlungen nicht Vorschub leisten, wie man so sagt.“
    „Wenn ihr nicht mitkommt“,
sagte Jörg, „mache ich’s allein.“
    Gaby sah Tim an. „Der erpreßt
uns.“
    Tim grinste. „Damit ihm nichts
passiert, müssen wir ihn begleiten.“
    Gaby zog eine Schnute. „Dich
freut das. Du hast nur zum Schein hingewiesen auf die Strafbarkeit. In Wahrheit
kannst du’s kaum erwarten, mit ihm in die Gruft zu steigen.“
    Tim verdrehte die Augen. „Jetzt
schätzt du mich falsch ein. Glaubst du, mir macht es Spaß, einen Sarg
aufzuschrauben?
    Andererseits gebe ich Jörg
recht. Wir müssen uns Klarheit verschaffen.“
    „Heute nacht?“ fragte Jörg.
    „Morgen. Heute legen wir uns
auf die Lauer. Deshalb sind wir ja einquartiert bei dir.“
    Die Gläser klirrten. Sie
stießen an miteinander. Auch Klößchen schwenkte seinen Eisbecher, in dem kaum
noch was war.
    „Der nächste Schritt“, sagte
Tim, nachdem sie getrunken hatten, „besteht darin, daß wir uns um Kahlig
kümmern. Mir war er unsympathisch. Wenn für mich mal die Zeit kommt — ehe mich
so einer bestattet, sollen mich lieber die Wölfe fressen im Nationalpark.
Kahlig wirkte verstellt. Was er sagte, klang total eingelernt.“
    „Das Gefühl habe ich auch“,
nickte Karl. „Übrigens fällt mir ein: Was ich sagte, stimmt nicht. Kahlig kann
nicht Täter und Anrufer zugleich sein. Denn die Anrufe kamen ja immer
unmittelbar nach der Tat. So schnell kommt keiner ans nächste Telefon. Es
müssen zwei Typen sein.“
    „Oder ein Geist“, grinste
Klößchen. „Für den spielt Zeit keine Rolle.“
    „Ein Autotelefon täte es auch“,
gab Gaby zu bedenken.
    „So oder so“, sagte Tim. „Jetzt
nehmen wir Kahlig unter die Lupe.“
    Zehn Minuten später radelten
sie durch die Bohmallee-Straße, die sich endlos und windungsreich durch drei
Stadtviertel zieht — bis hin zum West-Friedhof. Eine Hauptverkehrsader also,
aber begleitet von einem Radweg.
    „Dort vorn links“, meinte Jörg,
„ist das Bestattungs-Institut.“
    Die Straße war breit. Ehemals
war sie noch breiter gewesen. Aber man hatte den Radweg abgetrennt. Ein dicker
weißer Strich auf dem Asphalt markierte die Grenze. Vielen Autofahrern paßte
das nicht. Sie parkten auf dem Radweg. Eine Unverschämtheit, denn von
Parkraumnot konnte hier nicht die Rede sein.
    Dreimal schon hatten die Kids
geparkte Hindernisse umfahren, was nicht ungefährlich war. Jedesmal mußten sie
auf die Fahrbahn ausweichen. Und dort ging’s heiß zu. Kaum einer, der sich an
die 50 km/h hielt. Einige Raser preschten vorbei, als kämen sie nicht schnell
genug zum West-Friedhof, oder auf den Friedhof schlechthin.
    Dann, zehn Radlängen vor Tim,
wurde eine schwere Limousine auf den Radweg gelenkt. Der Auspuff zitterte, als
der Motor Pause machte. Die Handbremse knirschte, und auch Tim mußte bremsen,
um dem Wagen nicht in die Flanke zu stoßen. Der Fahrer stieg aus.
    Tim blickte zurück. Da war eine
Lücke im fließenden Verkehr. Der TKKG-Häuptling rollte um den Wagen herum und
hielt neben dem Typ. Der schloß eben die Tür ab.
    „Heh, Sie!“ sagte Tim. „Blinde
sollten nicht Auto fahren. Oder können Sie sehen, daß Sie auf dem Radweg
parken?“ Der Mann wandte den Kopf. „Was ist?“
    „Eine Parklücke ist frei. Dort.
30 Meter vor Ihnen. Stellen Sie Ihren Wagen dorthin, dann brauchen wir Sie
nicht anzuzeigen.“
    „Anzeigen willst du mich?“
    „Ungern. Noch rechne ich mit
Ihrer Vernunft. Sehen Sie die alte Oma da hinten auf ihrem Rad? Für die wäre es
lebensgefährlich, wenn sie sich auf der Fahrbahn einordnen müßte. Alten
Menschen ist nicht zuzumuten, daß sie wegen
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