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Spuk aus dem Jenseits

Spuk aus dem Jenseits

Titel: Spuk aus dem Jenseits
Autoren: Stefan Wolf
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es.“
    „Drück mal den Knopf.“
    „Hab ich schon.“
    „Geh 13 Monate zurück. Oder 14.
Frage: Hat Kahlig seitdem eine größere Summe erhalten, die aus dem üblichen
Rahmen fällt? Geld also, das er nicht aus seiner traurigen Tätigkeit bezieht.
Und wenn ja — von wem?“
    „Moment!“
    Offenbar jagte Otto die Konto-Stände
über den Bildschirm. In Gedanken sah’s Tim vor sich: die grünlich schillernde
Fläche mit den eckig ausgedruckten Computer-Zahlen.
    „Ja“, sagte Otto.
    „Was ja?“
    „Bei ihm sind alle Zahlen
krumm. Wegen der Mehrwertsteuer und wegen seiner Preise, die sich nie gerade
aufrunden. Eine Summe ist anders. Glatte 30 000 DM.“
    „Von wem wurde das Geld
überwiesen?“
    „Überhaupt nicht. Er hat es bar
eingezahlt.“
    Tim pfiff. „Du willst sagen:
Der hatte 30 000 DM lose in der Brusttasche und kam damit an.“
    „So ungefähr.“
    „Wann war das?“
    „Am 2. Juli vorigen Jahres.“
    „Otto, ich danke dir. Das
war’s. Bis bald mal. Servus!“
    Tim verließ die Telefonzelle
und ging zu seinen Freunden. Klößchen, dem vier Stück Apfelkuchen offenbar
nicht genug waren, futterte Schokolade.
    Der TKKG-Häuptling berichtete
und schloß ab mit der Frage: „Jörg, wann ist dein Stiefvater verblichen?“
    „Am 15. Juli war’s ein Jahr.“
    „Dann bestand am 2. noch kein
Grund für Geiser, Kahlig für ein Lügenmärchen zu bezahlen.“
    Das fanden alle. Jeder dachte
nach.
    „Sicherlich“, sagte Gaby
schließlich, „hat das Geld nichts zu tun mit dem Fall Demonius. Kahlig kann es
sonstwo herhaben.“
    „Größere Beträge in bar“, sagte
Tim, „wechseln nur noch bei kriminellen Geschäften den Besitzer. Sonst wird
alles per Scheck abgewickelt. Oder durch Überweisung.“
    „Vielleicht hat er die Kohle
beim Pokern gewonnen“, meinte Karl. „Oder gefunden — zum Beispiel in der
Hosentasche eines stummen Kunden.“
    Niemand lachte.
    Tim schüttelte den Kopf. „Ich
kann’s nicht begründen. Aber mein Instinkt sagt mir: Es hat was zu tun mit
unserer Sache. Und das kriegen wir noch raus. Wir bleiben am Ball.“

6. Karl auf Posten
     
    Der Freitagabend ließ sich
herab auf die Großstadt — bekanntlich die angenehmste Zeit, sozusagen der
Frohsinns-Höhepunkt der Woche. Denn der arbeitsfreie Samstag liegt noch vor
jedermann. Und auch der Sonntag ist gut zu gebrauchen — jedenfalls bis zum
mittleren Nachmittag. Danach droht dann schon das Gespenst, das da ,Montag’
heißt, und es kann den ganzen Sonntagabend versauen mit Gedanken an: frühes
Aufstehen, Schule, Büro, Verkehrsgewühl, lange Woche voller Arbeit und Ärger.
Aber der Freitagabend ist super.
    Diesmal war er stickig und
schwül. In den Gärten ballten sich Mückenschwärme zu Wolken. Ungezählte
Verschlußkappen wurden heruntergerissen von Bierflaschen. Wer einen Garten
hatte, saß draußen. Die meisten Balkone waren überfüllt, aber soweit bekannt:
Abgebrochen ist keiner.
    Elsa Kramer-Demonius war bei
einer Freundin, wollte aber früh nach Hause kommen.
    Die Kids tafelten auf der Terrasse.
    Sie war hinter der Villa und
ziemlich groß. Halbkreisförmig bedeckten Steinplatten den Boden. Doch der Zahn
der Zeit hatte den Mörtel in den Fugen zernagt. Dort wuchsen jetzt Gräser,
Rittersporn und Kokardenblume. Dichte Büsche schirmten ab. Bis zum Nachbarn war
es ohnehin weit. Eine hohe Hecke begrenzte dort die Sicht.
    Zusammen hatten sie Küche und
Speisekammer geplündert. Der Tisch bog sich, Salami, vier Käse-Sorten,
italienisches Vorspeisen-Gemüse, eingelegt in Öl, Obst und Brot. Jeder langte
zu. Die Limonade war kellerkühl.
    „Es riecht nach Gewitter“,
sagte Klößchen. Er sprach mit vollem Mund, was ihm von Gaby einen Rippenstoß
einbrachte.
    „Wahrscheinlich werde ich naß“,
nickte Karl. „Aber lauer Regen ist wie eine Dusche. Und ihr sitzt ja trocken.“
    Ja, die Wege trennten sich
nachher. Man hatte eine Strategie (planvolles Vorgehen) entwickelt. Die
sah vor: Während die anderen hier lauerten — auf Angriffe aus dem Jenseits,
sollte Karl bei Kahlig, also in der Bohmallee-Straße, Stellung beziehen und aufpassen.
Verließ der Bestattungs-Unternehmer seine Behausung? Machte er sich auf den Weg
hierher — per Wagen oder fußläufig?
    Karl war mit einem
Walkie-Talkie ausgerüstet. Das andere Gerät — denn zum Hin- und Hersprechen
gehören bekanntlich zwei — blieb hier, auf Empfang geschaltet: für den Fall,
daß Karl sich meldete.
    „Wir haben noch viel Zeit“,
meinte Jörg. „Demonius
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