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Sprich nicht darüber

Sprich nicht darüber

Titel: Sprich nicht darüber
Autoren: Graham Lynne
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nicht gelingen, indem du mit deinem Ex Ausflüge in die Berge machst.”
    Langsam drehte Rosie sich um und sah ihm gerade in die Augen. “Vergiss es”, erklärte sie bebend, aber mit Würde. “Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben.”
    Damit ging sie ins Haus, den Kopf hoch erhoben, den Rücken aufrecht. Vielleicht war es ganz gut, dass ich so naiv und offenherzig war, sagte sie sich. So weiß ich wenigstens endgültig Bescheid.
    Allerdings hätte sie auf dieses Wissen gern verzichtet.
    “Aber das wäre doch nicht nötig gewesen”, schalt Rosie sanft, als sie Carmina mit einem Glas frisch gepresster Limonade erblickte. “Ich hätte mir selbst etwas holen können.”
    “Du kommst ja nie ins Haus”, gab die alte Frau vorwurfsvoll zurück. “Immer erst, wenn es dunkel wird.”
    Rosie richtete sich auf und streckte den schmerzenden Rücken. Sie rieb die Hände an den fleckigen Shorts ab und griff dankbar nach dem Glas. “Der Garten sieht schon richtig gut aus, findest du nicht?”
    Carmina ließ sich auf den Steinstufen nieder, die Rosie am Tag zuvor freigelegt hatte. Ihr faltiges Gesicht wirkte bedrückt, während sie die gestutzten Büsche und die vom Unkraut befreiten Rosenstöcke betrachtete. Sie seufzte. “Deine Ehe dagegen sieht nicht so gut aus.”
    Rosie trank einen großen Schluck Limonade. Das kühle Getränk tat gut, es stach ein bisschen in der Kehle. “Carmina …”
    “Das hat sich dein Vater sicher nicht gewünscht”, fuhr Carmina beharrlich fort. “Du und Constantin … eure Heirat war sein großer Traum.”
    “Träume gehen eben nicht immer in Erfüllung.” In diesem Fall war Antons Traum sogar zum Alptraum geworden.
    Die letzten drei Tage waren eine Qual gewesen. Nach Constantins harscher Zurückweisung weiter mit ihm unter einem Dach leben zu müssen, so zu tun, als wäre nichts passiert, ging fast über Rosies Kräfte. Sie hielt es nicht aus, im selben Raum mit ihm zu sein, ihn anzusehen, anzusprechen. Das einzige Mittel gegen die anstürmenden Gefühle war harte körperliche Arbeit. Abends war sie so zerschlagen, dass sie eigentlich hätte schlafen müssen wie ein Stein. Doch leider war das Gegenteil der Fall.
    Sie warf sich unruhig im Bett herum, bis sie kurz eindöste, um kurz darauf schweißgebadet hochzufahren, weil sie wieder von Constatin geträumt hatte. Die wilden Phantasien von den erotischsten Dingen an den unerhörtesten Orten erschöpften Rosie noch mehr als die Gartenarbeit. Und sie führten dazu, dass Rosie Constantin überhaupt nicht mehr in die Augen sehen konnte.
    “Er weiß nicht, dass du Antons Tochter bist”, meinte Carmina anklagend. “Solche Geheimnisse darf eine Frau vor ihrem Mann nicht haben.”
    “Ich weiß, was ich tue, Carmina.”
    “Wie kannst du das sagen? Auf Son Fontanal herrscht kein Frieden. Wir schleichen alle durchs Haus, kein Lachen, kein Scherz. Der Koch sagt, wenn das Essen dauernd unberührt zurückkommt, kündigt er.”
    “Constantin ist momentan schlecht aufgelegt.”
    “Kein Wunder, wenn seine Frau den ganzen Tag im Garten steckt. Denk doch auch mal an ihn.”
    Als wenn sie das nicht täte. “Er hat sich mein Verhalten selbst zuzuschreiben.”
    Carmina schüttelte den Kopf und stand auf. “Du bist genauso dickköpfig wie er.”
    Mit frischer Energie machte sich Rosie über das Unkraut her. Könnte Anton sie jetzt sehen, würde er ihr Verhalten ebenfalls missbilligen. Aber sie brachte es einfach nicht fertig, Constantin zu umgarnen und ihn auf diese Weise zu halten. Er hatte zugegeben, dass sein Interesse rein sexueller Natur war. Was sollte es in dieser Situation bringen, ihm zu beweisen, dass sie Antons Tochter war?
    “Warum hast du die Gärtner weggeschickt, die ich engagiert hatte?”
    Erschrocken drehte Rosie sich auf dem Knie herum. Constantins langer Schatten fiel auf sie. Sie betrachtete seine handgefertigten italienischen Slipper. “Ich möchte das lieber selbst machen.”
    “Aber das Grundstück ist riesig.”
    “Und ich habe viel Zeit.” Trotz allem konnte sie es nicht lassen, ihren Blick zu seinen perfekt sitzenden grauen Hosen und den schlanken, muskulösen Schenkeln zu heben. Ihr Magen zog sich zusammen.
    “Nie hast du Lust, mit mir essen zu gehen oder irgendetwas zu unternehmen”, schnaubte er.
    In ihren Träumen hatte sie sogar zu ganz anderen Sachen Lust. Sie sah seine schmalen Hüften, den flachen Bauch, sie verschlang ihn geradezu mit Blicken. Schnell sah sie zu Boden. “Das wäre reine
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