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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht
Autoren: Ally Carter
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McHenry lächelte und sagte: »Danke. Es ist wunderbar, hier zu sein.« (Als ob ihm nicht bewusst wäre, dass sie nicht wählen durfte.)
    »Ich bin Rebecca«, sagte Bex. »Und das ist Cameron.« Der Senator warf mir einen kurzen Blick zu und schaute dann Bex wieder an – Schülerin einer Elite-Akademie wie aus dem Bilderbuch.
    »Wir freuen uns, Ihnen und …« Bex und ich merkten plötzlich, dass ihre Tochter nicht erschienen war. »Wird Ihre Tochter …«
    In diesem Augenblick tauchte ein schwarzer Kampfstiefel auf.
    »Schatz«, sagte der Senator und zeigte auf die Ställe, »komm und schau! Sie haben Pferde.«
    »Oh, ist es das, was ich rieche?«, erwiderte Mrs McHenry schaudernd. (Nur um etwas klarzustellen: Unsere Schule riecht völlig normal, es sei denn, euer Geruchssinn ist durch lebenslanges Herumschnüffeln an Parfümproben für immer ruiniert.)
    Aber der Senator funkelte seine Frau an. »Macey liebt Pferde.«
    »Nein, Macey hasst Pferde«, sagte Mrs McHenry, kniff die Augen zusammen und schaute auf Bex und mich, als ob sie den Senator daran erinnern wollte, ihr vor dem Personal nicht zu widersprechen. »Sie ist von einem Pferd gefallen und hat sich den Arm gebrochen.«
    Ich wollte die kleine Zurschaustellung häuslichen Glücks unterbrechen und beiden erklären, dass sich in den Ställen keine Pferde befanden, sondern nur ausgeflippte Siebtklässler und ein ehemaliger französischer Spion, der die Technik erfundenhatte, verschlüsselte Botschaften in Käse zu übermitteln, als eine Stimme sagte: »Ja, aus Pferden wird ein super Kleber.«
    Ich wusste es nicht genau, war aber ziemlich sicher, dass Macey McHenry in ihrem ganzen Leben noch nie ein Pferd angefasst hatte. Ihre Beine waren lang und athletisch, ihre Klamotten sahen zwar schäbig und rebellisch aus, waren aber eindeutig Luxusware, und der Brillant in ihrer Nase hatte mindestens anderthalb Karat. Ihre Haare waren rabenschwarz und stumpf geschnitten, aber dicht und glänzend und umrahmten ein Gesicht, das auf das Titelblatt einer Zeitschrift gehörte.
    Ich habe genug Filme gesehen, um zu wissen, dass ich – wenn schon ein Mädchen wie Macey McHenry in einer Highschool nicht überleben kann – bei lebendigem Leibe zerfleischt würde. Und doch hatte sie irgendetwas zu uns getrieben, sozusagen als letzten Ausweg. Zumindest schien das die Auffassung ihrer Eltern zu sein.
    »Wir sind –«, stotterte ich, weil ich zwar ein Genie im Giftmischen bin, aber nicht öffentlich reden kann. »Wir freuen uns wirklich sehr, Sie zu sehen.«
    »Warum habt ihr uns dann da draußen« – Mrs McHenry ruckte mit dem Kopf in Richtung eisernes Tor – »über eine Stunde lang warten lassen?«
    »Ich fürchte, das ist unsere normale Vorgehensweise, wenn Leute unangemeldet erscheinen«, sagte Bex mit ihrer lieblichsten Klassenbesten-Stimme. »Sicherheit hat höchste Priorität an der Gallagher Akademie. Falls Ihre Tochter auf unsere Schule gehen sollte, können Sie das gleiche Schutzniveau erwarten.«
    Aber Mrs McHenrys Hände stemmten sich in ihre Hüften, als sie blaffte: »Ihr wisst wohl nicht, wen ihr vor euch habt? Ihr –«
    »Wir waren auf der Rückfahrt von Washington«, sagte der Senator und schnitt seiner Frau damit das Wort ab. »Und wir fanden die Möglichkeit sehr verlockend, Macey vorbeizubringen, damit sie sich die Schule einmal ansehen kann.« Er streifte seine Frau mit einem Blick, aus dem Das ist unsere letzte Chance, vergeig sie nicht! abzulesen war und fügte an: »Die Sicherheit ist höchst beeindruckend.«
    Bex öffnete die Eingangstür und bat sie herein, aber ich konnte ihnen nur hinterherschauen und denken: Senator, Sie haben ja keine Ahnung!
    Bex und ich saßen in Moms Büro, während sie ihre übliche Rede über die Geschichte der Schule vom Stapel ließ, die wirklich kaum von der Wahrheit abweicht, höchstens ein bisschen gekürzt – nein, stark gekürzt – ist.
    »Wir haben Schulabgängerinnen, die auf der ganzen Welt tätig sind«, sagte Mom, und ich dachte: Ja, klar, als Spioninnen. »Sprachen, Mathematik, Naturwissenschaften und Kultur sind unsere Hauptfächer. Das sind die Themen, die für unsere ehemaligen Schülerinnen, wie sie uns mitteilen, im Leben am nützlichsten sind.« Als Spioninnen. »Indem wir nur junge Frauen aufnehmen, entwickeln unsere Schülerinnen ein Gefühl der Emanzipation, das sie in die Lage versetzt, äußerst erfolgreich zu sein.« Als Spioninnen.
    Das Spielchen fing gerade an, mir Spaß zu machen, als
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