Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spion Für Deutschland

Spion Für Deutschland

Titel: Spion Für Deutschland
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
zur Hand hatte, und ging, oder er nahm sie — und blieb. Der Beamte des Telegrafenamtes deutete auf einen Apparat, und der Inspektor fragte mich:
    »Senor, was ist das?« Ein Sender«, erwiderte ich.
    »Und was machen Sie damit?« »Senden.«
    »Das ist schlimm«, sagte der Beamte. »Jetzt muß ich Sie mitnehmen.«
    Er war betroffen über meine offene Antwort. Er begriff nicht, warum ich sie ihm gegeben hatte. Er schüttelte betrübt den Kopf und fluchte vor sich hin. Ich gewann den Eindruck, daß er die Haussuchung weit weniger ernst nahm als ich.
    »Ich arbeite für mehrere Minengesellschaften«, erklärte ich. »Ich bin Radioingenieur. Viele Firmen, für die ich tätig bin, betreiben eigene Sender. Sie haben dafür eine Konzession. Das können Sie jederzeit nachprüfen. Wenn ein Gerät ausfällt, bringt man es zu mir. Damit verdiene ich mir mein Geld.«
    Der Kriminalbeamte schüttelte immer noch den Kopf. Ich erklärte ihm die Sache ein zweites Mal.
    »Für welche Gesellschaft haben Sie gestern um drei Uhr gearbeitet?«
    »Ich glaube, das war die Fernandini-Eisengesellschaft.« »Sie haben keine militärischen Nachrichten durchgegeben?« »Nein«, antwortete ich, »von diesen Dingen verstehe ich überhaupt nichts. Ich war noch nie Soldat.«
    »Dann sind Sie also auch kein Spion?« fragte er weiter. »Ganz bestimmt nicht.«
    Er kam auf mich zu, lächelte glücklich und klopfte mir auf die Schulter. Er war froh, daß er weiter keine Arbeit mit mir hatte. Wir tranken noch einige Gläser Pisco zusammen, dann ging er. Ich habe ihn nie wieder gesehen . . .
    Am nächsten Morgen meldete ich mich im British-American Hospital. Ich wollte an den kranken Maat von der >Dispatch< herankommen. Ich gab mich für einen Hol änder aus und hoffte, daß es im Krankenhaus keinen echten gab. Ich hatte Glück. Der Stationsarzt untersuchte mich. Ich markierte Nierenschmerzen.
    Er hielt es für ein Gal enleiden.
    Ich lag im Bett und bekam Diät. Außer mir waren noch fünf Männer im
    Krankenzimmer. Wir freundeten uns rasch an. Es wurde eine so interessante Pokerrunde, daß ich fast meinen Auftrag vergessen hätte. Der Maat — er hieß Johnny, seinen Nachnamen habe ich vergessen — lag im übernächsten Bett. Die Ärzte hatten ihm den Blinddarm herausgenommen und das Trinken verboten. Er war ein lustiger Kerl mit kräftigem Appetit.

    Er erzählte viel lieber von seinen Mädchen als vom Krieg. Nach drei Tagen brachte ich ihn zum Reden:
    »Auf welchem Schiff fährst du, Johnny?« fragte ich ihn.
    »Auf der >Dispatch<.« »Was ist das, ein Minensuchboot?« Er lachte schal end.
    »Es wird Zeit, daß sie dich zur Marine einziehen, mein Junge«, erwiderte er dann, »nein, ein Kreuzer. Ein alter Kasten jungen Kanonen.« »Ist damit auch schon einmal geschossen worden?« »O ja«, entgegnete er. »Oder meinst du, wir bekommen unsere Kriegssonderverpflegung umsonst?« »Aber Orden habt ihr noch nicht bekommen?« ermunterte ich ihn zum Weitersprechen.
    »Doch«, sagte er, »der Kapitän verläßt als letzter das sinkende Schiff und erhält als erster den neuen Kriegsorden.« »Was habt ihr dafür gemacht?« »Wir haben die >Dortmund< geschnappt, einen deutschen Frachter, und haben ihn heil nach Hause gebracht.« »Wie ist das möglich gewesen?«
    »Wel , so etwas kommt manchmal vor. Wir waren ganz nahe an die
    >Dortmund< herangekommen. Als wir sie stoppten, ließen ihre Offiziere die Ventile öffnen, um sich selbst zu versenken. Backbord hat es ganz gut geklappt, aber an Steuerbord funktionierte etwas nicht. Wir zogen uns blitzschnell an Bord der >Dortmund<, machten die Ventile wieder dicht und pumpten das aus dem Kasten.« Ich hatte erfahren, was ich wissen wollte, und ließ mich als gesund entlassen. Es war also keine Sabotage vorgekommen bei der >Dortmund<, und die Engländer verfügten auch über kein System und über keine Geheimwaffe, um aufgebrachte Schiffe an der Selbstversenkung zu hindern. Ich funkte die Geschichte nach Chile.
    Meine Tage in Lima waren gezählt, aber ich wußte es noch Cht. Wir führten hier unseren Krieg weiter, im Smoking, mit dem Schnapsglas in der Hand. Wir tranken auf das Vaterland, verprügelten ab und zu Engländer und benahmen uns im übrigen ganz so wie unsere Feinde. Fünf deutsche Schiffe, die
    >München<, >Leipzig<, >Hermontis<, >Monserrate< und die >Rakotis< konnten den Hafen nicht mehr verlassen und lagen an der Pier.
    Ich erhielt den Auftrag, sie unter der Hand zu Schleuderpreisen zu verkaufen.
    Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher