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Spion Für Deutschland

Spion Für Deutschland

Titel: Spion Für Deutschland
Autoren: Will Berthold
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die Schulter und wollte mich verhaften
    — am hellichten Tag lief ich davon . . .
    In Feindesland kam ich in mein Hotelzimmer zurück, und es stellte sich heraus, daß mich mein Begleiter bis zum letzten Cent bestohlen hatte . . .
    Jeden Trick, jedes System, jede Gewohnheit will ich hier niederschreiben. Über das teuflische Spiel wird sonst nie betet. Spione schweigen. Ich will sprechen.
    Ich bin außer Dienst. Für immer . . .
    Der Ball der Winterhilfe in Lima war ausverkauft. Er fand in einer auf Hochglanz polierten deutschen Schule statt. Fast das ganze Diplomatische Korps war erschienen, um schwitzend dazu beizutragen, daß in Deutschland niemand friert. Der Kongreß in Lima tanzte . . .
    Alle Rhythmen! Auch Jazz! Die vornehmen Gäste nahmen nur einen kurzen Drink. In einer Tanzpause kämpfte ich mich zum kalten Büfett durch. Ich hatte Miß Texter gesehen.
    Sie stand neben mir, trug ein gelbes Abendkleid und machte mir Appetit auf meinen Auftrag. Sie war groß, schlank und hatte grüne, sehr lebhafte Augen, die sich die Welt ohne Hemmungen gründlich betrachteten. Wir lächelten uns an. Jeder hielt seinen Teller in der Hand. Evelyn Texter stel te den ihren ab und deutete zum Parkett. Ich nickte.
    »Eine hübsche Pantomime war das eben, nicht?« sagte sie. Sie sprach reines Oxford-Englisch. »Sind Sie von der Winterhilfe?« »Nein.«
    Ich stel te mich vor. Wir gingen zusammen auf die Terrasse. Der Tanz war zu Ende, bevor er noch richtig begonnen hatte. Ich drehte ein Glas zwischen meinen Fingern. Sie bemerkte es und stellte es weg. »Was kann ich jetzt für Sie tun?« fragte mich Evelyn. »Oh«, erwiderte ich, »wie wäre es mit einem kleinen Bummel am Strand . . . Sie haben doch keine Angst vor mir?«

    »Vor blonden Männern habe ich niemals Angst«, entgegnete sie, »sie leiden meist an Temperamentlosigkeit.« »Dafür sind sie zuverlässig«, sagte ich.
    Ich glaube nicht, daß unser erstes Gespräch intel igenter verlaufen ist, als ich es hier wiedergebe. Wir waren beide jung. Vielleicht hätte mein Leben einen anderen Kurs genommen, wenn es Gringer nicht gegeben hätte.
    Drei Tage später wurde ich eingeladen. Von Evelyns Vater. Von Mr. Texter, dem Direktor englisch-amerikanischer Schifffahrtslinien.
    Ich ging bei Texters ein und aus. Meinen Auftrag hatte ich zunächst vergessen.
    Ich gehörte allmählich zur Familie, ohne in ihr eine offiziel e Stellung einzunehmen. Evelyn und ich flirteten mit wechselndem Geschick miteinander.
    Das Leben war für uns beide zu lustig, um ernst genommen zu werden. Ich lernte englisch reden, englisch denken, englisch handeln. Ich verlor meinen Akzent vollständig. Ohne es zu ahnen, erarbeitete ich mir bei den Texters die Grundlagen einer Laufbahn, die mich in die Hölle führte ...
    Krieg brach aus. Aus Spaß wurde Ernst. Wenn sich Deutsche Engländer in einer Bar begegneten, kam es zu einer Prügelei. Der Krieg der Schlachtfelder wurde in den Tanzdielen fortgesetzt. Die besten Freunde kannten sich nicht mehr. Es gab Ausnahmen. Zu ihnen gehörten die Texters. Ich blieb weiter ein und des Hauses. Ein falscher . . .
    In meinem Zimmer stand ein Kurzwel ensender. Meine Meldungen gingen nach Chile und wurden von dort unmittelbar an deutsche U-Boote weitergegeben.
    Die Matrosen, mit denen ich zechte, konnten zwei Tage später schon in einen Angriff geraten.
    Die deutsche Kolonie setzte auf Sieg. Ich setzte mit. Al e Skrupel ertranken auf den Wogen patriotischer Gefühle. Polen wurde überrannt, Frankreich fiel. Die deutsche Kolonie feierte Siege mit südländischer Begeisterung. Und weiter hämmerte Morsetaste . . . Ich lernte das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Ich kannte mich mit Frachtern und Kriegsschiffen al er Art aus.

    Bewegung alli erter Kriegsschiffe gab ich durch. Die Matrosen hielten mich für einen Amerikaner und vergaßen in der Bar ihre Belehrungen über die
    Schweigepflicht.
    Die >Leipzig< unter Kapitän Schulz war auf hoher See vom Krieg überrascht worden. Sie hatte Autos und Kühlschränke an Bord. Sie war zunächst in den Hafen von Guayaquil (Ekuador) geflüchtet. Die Besatzung verproviantierte sich.
    Die Position Schiffes war natürlich längst an die Briten verraten worden.
    Die >Leipzig< lief mitten in der Nacht zu einer dramatischen Wettfahrt mit dem Kreuzer >Dispatch< aus. Die >Leipzig< kam Norden, die >Dispatch< vom Süden. Beide waren gleich weit vom Hafen von Lima entfernt.
    Kapitän Schulz konnte der >Dispatch< ausweichen. Tagelang
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