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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten
Autoren: Filipa Leemann
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kehrten die Erinnerungen an die letzten Tage zurück, an die Stunden an der Front, ihre Flucht. Erst die Stimme des Diplomaten riss sie zurück ins H ier und J etzt.
    „Es ist mir eine Ehre hier sein zu dürfen.“
    Er verbeugte sich vor dem Abt e h rfurchtsvoll, doch währenddessen glitt sein Blick voll Verachtung an Raku vorbei. Der Abt hatte es bemerkt und bedachte die Geste des Diplomaten nur mit einem müden Nicken.
    „Womit kann ich euch helfen?“ fragte er dennoch freundlich.
    Völlig beherrscht, im Gegensatz zu Raku, die bereits spürte, dass etwas Böses in der Luft lag, erwiderte der Diplomat:
    „Wir würden gerne Juli Quivive nach Hause begleiten.“
    „Habt I hr S ie denn gefragt, ob sie mit euch kommen möchte?“
    Der Abt spielte mit. Er konnte sich die kommenden Ereignisse bestens vorstellen. Dazu brauchte es nicht viel Voraussicht . Solche Begegnungen liefen immer nach dem gleichen Schema ab. Man sollte meinen die Außenwelt würde endlich einmal begreifen, aber sie rannten unentwegt immer wieder in ihr Verderben. Er hatte es aufgegeben dagegen zu kämpfen und die Gespräche in andere Bahnen zu lenken. Er fügte sich lieber, es kostete weniger Kraft, eigentlich kostete es ihn nur ein Lächeln, und es hatte den gleichen Ausgang.
    „Das brauchen wir nicht. Ein Bürger Patronas kehrt immer gern in seine Heimat zurück.“
    König Abisha hatte Raku angewiesen sich zurückzuhalten und ihnen die Dinge zu überlassen, doch es fiel ihr sichtlich schwer. Mit zusammengepressten Lippen stand sie da, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Es brodelte in ihr. Doch sie vertraute dem Abt. Auch Juli hatte still abgewartet, doch jetzt spürte sie , dass es an der Zeit war etwas zu sagen. Sie wusste nicht , ob es jemand verhindern konnte, aber sie wollte es zumindest versucht haben. Sie wollte nicht ohn e Gegenwehr verschleppt werden. Verschleppt? Das waren doch ihre Leute, ihr Volk, da konnte man nicht von verschleppt sprechen. Und dennoch fühlte es sich genauso an. Ihr Wille interessierte nicht. Sie hatte mitzukommen. So einfach war es für den Diplomaten.
    „Ich möchte nicht mitkommen.“
    Julis Stimme klang schwächlicher als sie das gewollt hatte, aber vielleicht lag das daran, dass sie niemanden in Gefahr bringen wollte. Sie wusste, dass niemand hier Waffen trug. Aber sie wusste auch, dass die Armee Patronas die Möglichkeiten hatte auch einen Körper zur Waffe zu machen. Raku hatte es mehr als einmal bewiesen.
    Der Diplomat war auf eine solche Reaktion nicht wirklich vorbereitet. Er hatte erwartet, dass Geison Juli nicht gehen lassen wollte, Juli selbst aber bereit und froh darüber war nach Hause zu kommen.
    „Das kann nicht ihr Ernst sein “, entfuhr e s ihm, „ich meine: Sind S ie sicher? Was wollen S ie hier? Wollen S ie nicht nach Hause? “
    „Nei n “ , antwortete Juli schlicht und schnell.
    Mehr war dem nicht hinzuzufügen. Alles andere ging den Diplomaten nichts an. König Abisha hatte gesagt, sie könne wählen, also hatte sie gewählt.
    Für einen Moment herrschte atemlose Stille. Während der Abt ruhig blieb, schien der Diplomat verzweifelt nach einer schnellen Lösung zu suchen. Er zögert e , er haderte. Man sah es ihm an. Die geballt e Ruhe, die ihm entgegenschlug, verwirrte ihn. Auch ihm war Major Avis ein Be griff. Er kannte sie vom Sehen und natürlich die Geschichten über sie. Er konnte ein leises Flackern in ih ren Augen erkennen und dennoch, sie war ruhig, unglaublich ruhig und rührte sich nicht, hatte bisher nicht einmal gesprochen. Er entschied plötzlich. Der Notfall-Plan, den sie vereinbart hatten, war seine Wahl. Er glaubte , es sei seine einzige Wahl. Er gab seinen Soldaten ein Zeichen. Juli konnte nicht reagieren und selbst Raku hatte nicht damit gerechnet, nicht zu so einem frühen Zeitpunkt. Vier der Soldaten, die den Diplomaten begleiteten, stießen hervor und pack t en Juli. Sie zerrten sie ohne Gegenwehr auf ihre Seite und nahmen sie fest in ihre Mitte. Der Diplomat versuchte sie entschuldigend anzusehen, doch es gelang ihm nicht.
    „Wir haben I hren Eltern versprochen , S ie nach Hause zu bringen.“
    Juli zerbarst. Erst in ihrem Inneren und dann brach es heraus, heraus in all die Stille, die sie noch immer umgab. Sogar Raku stand unbewegt, wie vom Blitz getroffen da und rührte sich nicht.
    „Meine Eltern würden wollen, dass ich mache was ich will! Verdammt lasst mich gehen.“
    „Nein“ , war die knappe Antwort des Diplomaten. 
    Es ist noch nicht
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