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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten
Autoren: Filipa Leemann
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flüsterte der König.
    Kaum war seine Stimme hörbar, doch Raku nickt e abwesend. Abisha war sich nicht wirklich sicher, ob Raku ihn gehört oder verstanden hatte, zu fern schien ihm ihre Seele in diesem Moment. Lautlos schlossen sie die Tür hinter sich und verschwanden durch die langen Gänge des Klosters.
    Nach einer Zeit, die einem Außenstehenden endlos erschienen haben mag, löste sich die Anspannung in den königlichen Gemächern.
     
    ~*~
     
    Juli nahm ihren Blick von Raku, schloss die Augen und streckte sich. Es war als wäre sie aus einem langen, sehr langen und alptraumhaften Schlaf erwacht. Sie stand auf und machte die wenigen Schritte zum Hof. Die schneebedeckten Berge lagen unter ihnen und die Sonne hüllte das Kloster in helles Licht. Juli konnte nicht in Worte fassen was passiert war. Es war fabelhaft, fabelhaft i m Wortsinne. Oder phantastisch, ebenfalls im Wortsin n. Ihr fielen keine Worte ein. Ih r , der Journalistin, ihr fehlten die Worte, zum ersten Mal.
    „Ich weiß nicht was hier gerade vor sich geht. Aber es gefällt mir. Es beruhigt mich. E s macht mich zufrieden. Also “, sie drehte sich um zu Raku, die noch immer auf dem Bett saß, „Major Avis wagen S ie es ja nicht wegzulaufen o der sonst wie gegen das hier zu kämpfen. “
    Raku schwieg. Sie würde nicht weglaufen. Viel zu lang war sie weggelaufen und geflohen. Jetzt , wo sie endlich glaubte zu begreifen , würde sie nicht alles wieder aufgeben, nur aus Angst. Angst hatte sie genug gehabt, die konnte sie nicht mehr schrecken. Es war so unglaublich, wie erfüllt sie sich plötzlich fühlte. Es klang abgedroschen, aber so war es. Sie war glücklich, irgendwie vollkommen, irgendwie eins mit sich. Sie lächelte . W arum gab es eigentlich für di e schönen Dinge so wenig Worte? Sie blickte auf die Hände, die in ihrem Schoß lagen und hielt kurz inne. Ganz in der Ferne hörte sie die monotonen Gebete der Mönche, die Schellen und Glocken aus den Kammern. So viel Frieden an einem Ort, wie konnte das sein. Einen Augenblick später sah sie auf und lächelte Juli, die sie immer noch erwartungsvoll ansah, zu.
    „Nichts dergleichen, Juli “, dann zögerte sie, „aber wir müssen dennoch mit dem Abt sprechen. Ich weiß nicht was, aber etwas ist hier vorgegangen. Lass uns gehen! Am besten gleich. Ich habe ein ungutes Gefühl.“
    Für einen Moment beunruhigte Juli Rakus plötzlicher Aktionismus, aber ihr Vertrauen ließ sich nicht erschüttern. Es gab ni chts zu sagen oder zu erklären. A lles war klar. A lles war gut. Sie nickte nur stumm, bevor Raku aufstand und mit festem Schritt, wie Major Avis es nun mal zu tun pflegte, aus den königlichen Gemächern schritt. In einigem Abstand folgte sie ihr.
    Als Raku die Kammer des Abtes betrat, konnte sie nicht ganz glauben, was sie sah. Ein kleiner Junge, der in seiner Kutte be i nahe verschwand, lief nervös vor dem großen Schreibtisch des Abtes hin und her. Währenddessen saß der Abt am Schreibtisch und sah mit starrem Blick auf den Bildschirm eines Laptops. Seine Stirn war in Falten gelegt, sein Gesichtsausdruck düster. Ch enti hatte regungslos in einer E cke der Kammer gestanden, bis er Raku in der Tür bemerkt hatte.
    „Raku mer em schen! Endlich!“
    Der junge König hielt inne. Das Warten hatte ein Ende.
    Er lächelte. Er hatte keinen Grund zu lachen, aber er freute sich von ganzem Herzen endlich mit Raku sprechen zu können. Es gab Dinge zu klären. Wichtige Dinge. Jetzt umso mehr, als noch vor ein paar Stunden.
    „Ist mir eine Ehre dich kennen zu lernen , Major Avis.“
    Raku stutzte. Wer war der Junge?
    Er kam auf sie zu und hielt ihr beide Hände entgegen. Zunächst glaubte sie, sie müsse ihm nun die Hand geben. Aber dann bemerkte sie, dass er seinen Kopf gesenkt hatte und sie verstand. Sie beugte sich ein Stück zu ihm herunter und folgte seiner Geste. Abisha nahm Rakus Kopf in seine Hände und legte seine Stirn an ihre. Er lächelte noch immer. Er hatte es gespürt und noch immer nahm er keine echten Erinnerungen wa h r, dennoch wusste er: Seine Seele erkannte Major Avis. Aber es musste Jahrhunderte her sein, seit ihrer letzten Begegnung. Es war zu fern für eine Erinnerung.
    „Du erkennst mich nicht. Ich weiß “, er sah Rakus fragenden Blick, „ich bin Abisha, König von Geison.“
    Juli, die noch immer im Hintergrund in der Tür verharrte , musste unwillkürlich lächeln. Raku hatte erzählt, dass der Herrscher von Geison jung war, aber so jung, damit hatte sie nicht
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