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Spielregeln im Job durchschauen

Spielregeln im Job durchschauen

Titel: Spielregeln im Job durchschauen
Autoren: Isabel Nitzsche
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geschickt agieren. Sie müssen Ihre Kritik nicht für sich behalten, aber Sie vergeben sich nichts, wenn Sie sie statt in großer Runde vor versammelter Mannschaft später vorsichtig bei einem Vieraugengespräch anbringen. Beachten Sie dabei, dass Ihr Chef oder Kollege auch Ihnen gegenüber nicht sein Gesicht verliert. Nutzen Sie ruhig die bewährte Sandwich-Technik: mit etwas Positivem starten, dann das Negative anbringen und mit etwas Positivem enden. Zwingen Sie Ihr Gegenüber gar nicht erst, sich verteidigen zu müssen. Personalexperte Peter Friederichs weiß: »Es gibt junge, intelligente Frauen, die ihrem Chef gerne die volle Wahrheit sagen.« Der Chef reagiert, indem er vielleicht sagt: »Sie sind zu emotional!« (Was auch eine Art der Verteidigung ist.) Dabei ist nach Friederichs oft das Gegenteil der Fall: Die Mitarbeiterin ist nicht emotional, sondern absolut sachlich und kritisiert inhaltlich richtige Tatsachen, doch dem Chef ist das peinlich, er möchte das nicht hören.
    Dem Vorgesetzten Spielraum lassen
    »Machen Sie mal, wie Sie meinen«, sagte der Verlagsleiter zu Sabine Braun, seiner Assistentin. »Ich kann ja nicht so gut Englisch wie Sie.« Sie nahm das wörtlich und schrieb seine Vorlagen in perfektes Englisch um, die er nur noch zu unterschreiben brauchte. Eines Tages sagte er dann vor einer größeren Runde zu ihr: »Sie meinen ja sowieso, dass Sie perfekt Englisch können.« Sabine Braun war wie vor den Kopf geschlagen, konnte aber vor der Gruppe nichts entgegnen. Was sollte das? Sie hatte immer darauf gewartet, dass der Verlagsleiter sie mal lobte und dass er es doch schätzen müsste, dass sie so gut Englisch konnte, und dass er froh sein müsste, davon profitieren zu können. Doch sie begriff: Offensichtlich fühlte er sich davon und wohl auch von ihrem Vorgehen irgendwie degradiert. Das konnte sie überhaupt nicht nachvollziehen, aber sie änderte ihre Strategie. Von da an ging sie mit einem »Entwurf« zu ihm. Sie fragte, ob er so in Ordnung sei, bevor sie ihm den fertigen Brief zur Unterschrift präsentierte.
    Vorgesetzte kann man nicht ändern
    Wenn Sie Ihren Chef als inkompetent empfinden und Sie sich darüber ärgern, hilft es gar nichts, ihn aus diesem Groll heraus zu kritisieren. Er wird das als Angriff empfinden, sich darüber ärgern und sich so gut wie möglich verteidigen. Sie haben damit nichts gewonnen, außer dass Sie sich moralisch auf die Schulter klopfen können, weil Sie ihm gesagt haben, dass es so nicht geht.
    Spielen Sie stattdessen verschiedene Alternativen durch. Suchen Sie sich eine neue Nische. Überlegen Sie, ob Sie sich einen neuen Bereich schaffen können. Oder Sie wechseln die Abteilung. Oder das Unternehmen. Geht alles nicht? Checken Sie, welche Möglichkeiten die Situation bietet. Zum Beispiel, dass Sie sich auf Ihrer Position sehr gut weiterentwickeln können, weil Sie so viele »Chef«-Aufgaben übernommen haben. Außerdem sollten Sie überdenken, ob Sie nicht in der Falle stecken, dass Sie in Bezug auf Ihren Vorgesetzten ständig denken: »Ich bin okay, du bist nicht okay!« Wenn Sie bei sich ein solches Muster der Abwertung feststellen, ist es sinnvoll, in einem Coaching-Prozess zu erarbeiten, warum das so ist und wie Sie zu einer neuen Haltung gelangen können, sodass Sie Ihr Gegenüber zumindest als Person wertschätzen und würdigen können.
    Argumentieren mit Aikido
    Die frühere Chefredakteurin Ulrike Schlüter empfiehlt, sich sowohl für Verhandlungen mit Vorgesetzten als auch für Gespräche mit Kollegen oder Mitarbeitern die asiatische Kampfsportart Aikido zum Vorbild zu nehmen: »Ich greife die Energie meines Gegners auf und nutze sie für mich.« Die Grundregel dabei lautet: Wertschätzung zeigen. Damit der Gesprächspartner sein Gesicht wahren kann, empfiehlt Ulrike Schlüter folgendes Vorgehen:
Bestätigen Sie lobend, was der andere gesagt hat: »Das ist ein sehr interessanter Vorschlag.«
Loben Sie bei harten Verhandlungen die Vorteile dieses Vorschlags im Einzelnen.
Sagen Sie dann vorsichtig: »Ich sehe ein ganz kleines Risiko bei dieser Art des Vorgehens.« Diese vorsichtige Aussage öffnet den anderen dafür, sich einen anderen Vorschlag anzuhören.
Dann präsentieren Sie ganz sachlich, ohne Emotion, den Einwand, den Sie haben.
Fragen Sie Ihren Chef, was er von Ihrem Einwand hält – ohne dass Sie selbst davon überzeugt sind, dass Sie die Wahrheit für sich gepachtet haben. Dann hat Ihr Vorgesetzter mehrere Möglichkeiten zu antworten.
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