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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück
Autoren: Cathy Lamb
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Lydias Haus kamst. Ich werde dich mein Leben lang lieben. Ich werde dich immer lieben.«
    Er beugte sich vor und küsste mich. Ich schwöre, es war der tollste Kuss, den eine Frau je von einem Mann bekommen hat. Wir liebten uns die ganze Nacht. Pause machten wir nur für das Essen vom Chinesen. Und natürlich für Schokolade.

27
    Drei Wochen später stand Lara plötzlich vor unserer Tür. In unseren Schürzen, die mit geschmolzener Schokolade und buntem Zuckerguss beschmiert waren, liefen wir nach draußen, um sie zu begrüßen. Wir nahmen sie in den Arm und wollten sie gar nicht wieder loslassen.
    Dann traten wir einen Schritt zurück und bestaunten ihre Kleidung: schwarze Stiefel, schwarzer Ledermantel, ein jadegrünes Halter-Shirt mit langen Ärmeln und supercoole Jeans. Laras Haar war gewachsen. Sie war zurückhaltend geschminkt. Ja, Lara Keene sah wirklich umwerfend aus.
    Aber noch nie hatte sie so einen elenden Eindruck gemacht.
    Sie war blass, viel zu dünn und unendlich müde.
    »Du bist blass und viel zu dünn«, sagte Tante Lydia. »Und du siehst müde aus. Kommst du nicht zum Schlafen in New York? Komm mit rein! Du brauchst Schokolade!«
    Wir machten Smalltalk, bis wir mit Schokolade und Wein am Küchentisch saßen.
    »New York ist unglaublich«, sagte Lara mit leiser Stimme. »Ich habe überall verkauft.«
    Wir nickten.
    »New York selbst ist unglaublich.«
    Wir nickten erneut.
    »Es war schön, bei meinem Bruder und seinem Freund zu wohnen und all ihre Freunde kennenzulernen. Sie sind unglaublich.«
    Wieder nickten wir. Aber ich hatte schon genug von »unglaublich«.
    Lara stöhnte und massierte sich den Nacken.
    »Was ist?«, fragten Tante Lydia und ich gleichzeitig. Lara sagte etwas, das wir nicht verstanden.
    »Ich habe gesagt, ich kann nicht ohne Jerry leben. Es geht einfach nicht.«
    Tante Lydia und ich lehnten uns zurück.
    »Und, was hast du nun vor?«, wollte Tante Lydia wissen. »Wenn du nicht weiterweißt, sammle die Kraft in deinen Brüsten, frage dein Östrogen nach der Antwort oder bitte deine Weiblichkeit um Rat.«
    Lara nickte. »Ich dachte immer, ich wollte nicht hier leben. Mir ging dieses Klein-Klein auf den Geist. Ich konnte es nicht ertragen, rund um die Uhr zu arbeiten. Dieses Leben als Gemeindesekretärin, die die Sonntagsschule, den Chor und die Frauengruppen leitet, das war mir einfach über. Ich konnte es nicht mehr aushalten.«
    Ts. Kein Wunder. Ich könnte es auch nicht aushalten. Ein Leben als Pfarrersfrau konnte reichlich trist aussehen.
    »Ich wollte ich selbst sein. Ich wollte Künstlerin sein. Ich wollte Freiheit und Erfolg und ein aufregendes Leben.«
    »Und?«, fragte Tante Lydia.
    »Ich habe gemerkt, dass ich ohne Jerry kein aufregendes Leben haben kann. Er hat mir in New York so gefehlt, dass ich dachte, die Einsamkeit würde mich verschlingen. Ich war so … so leer, so tot. Um mich herum passierten ganz aufregende Dinge, und ich wollte sie nur mit ihm allein teilen, weil ich wusste, wie sehr er sich für mich freuen würde. Ich habe nur an Jerry gedacht. Wenn ich malte. Wenn ich mit meinem Bruder und seinem Freund essen ging. Wenn ich Galerien besuchte, wenn ich telefonierte, selbst wenn ich auf dem Klo war. Ich musste immer an Jerry denken. Nachts konnte ich nicht mehr als drei Stunden schlafen, weil ich ohne ihn keine
Ruhe finde. Ich fühlte mich einsam. Ich kann nicht ohne seine Stimme leben, ohne sein Lachen, ohne mit ihm die Zukunft zu planen.«
    Lara schob sich das Haar aus dem Gesicht. Sie war noch dünner geworden.
    »In New York habe ich so viele Männer kennengelernt, aber mir sträubten sich immer die Nackenhaare. Bei allen. Was soll ich tun? Ich liebe Jerry, er fehlt mir, aber ich glaube, er kann mir nicht verzeihen, was ich ihm angetan habe.« Die letzten Worte waren kaum noch zu verstehen. Lara schlug die Hände vors Gesicht. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Ha!« Tante Lydia hielt beide Zeigefinger hoch. »Das ist die einfachste Frage, die ich je beantwortet habe!«
    »Ja?« Lara hob den Kopf.
    »Ja?«, fragte auch ich. »Aber Lara will doch nicht hier in Golden leben, sie will nicht ständig für die Kirche arbeiten und Pfarrersfrau sein. Sie kann hier nicht sie selbst sein. Sie möchte malen, sie möchte ein aufregendes Leben. Sie liebt Jerry und kann nicht ohne ihn leben, aber mit ihm kann sie hier auch nicht leben. Wie soll das alles zusammen funktionieren?«
    »Ihr jungen Frauen habt verlernt, eure weiblichen Säfte zu spüren«, sagte
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