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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück
Autoren: Cathy Lamb
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Familie reich und verwöhnt war und ich, wie man recherchierte, von weitaus schlichterer Herkunft, verlieh dem Ganzen die besondere Note. Besonders da ich an unserem Hochzeitstag fortgelaufen war. Und ich versuchte ja, mein eigenes kleines Geschäft im Haus meiner Tante aufzuziehen, einer Tante, die gegen den Krebs kämpfte und im Vorgarten riesengroße Betonschweine und blühende Toiletten stehen hatte. Wir waren groß im Kommen.
    Durch die zahlreichen sensationslüsternen Reporter kam all die schmutzige Wäsche ans Licht, die die Stanfield-Familie gewaschen hatte. Als die Familie leugnete, dass ihr Sohn mir Verletzungen an Gesicht und Körper zugefügt hatte, meldeten sich drei Ex-Freundinnen von Robert und berichteten von Misshandlung. Dann gingen Frauen an die Öffentlichkeit, die etwas mit Roberts Vater, seinen Onkeln und Brüdern gehabt hatten. Es war, gelinde ausgedrückt, eine große öffentliche Demontage. Schnell stand fest, dass es der Familie keinen Vorteil brächte, mich als geisteskranke Schlampe hinzustellen. So war die Familie bisher mit Frauen umgegangen, die sich dagegen gewehrt hatten, von den männlichen Familienmitgliedern geschlagen zu werden.
    Doch die größte Überraschung betraf Caroline.
    Weil sie mir geholfen hatte, war ihr Name in der Lokalzeitung aufgetaucht. Aus Spaß recherchierte ein Journalist und fand Carolines wahre Identität heraus. Das machte die ganze Geschichte nur noch pikanter: Meine Freundin Caroline, die kein Geld hatte und von ihren hellseherischen Fähigkeiten, ihrem Gemüse und ihrem selbstgebackenen Brot lebte, die
Rabattmarken sammelte und Secondhand-Kleidung kaufte, war niemand anders als Caroline Caruthers, die einzige Tochter von Martin und Shirley Caruthers, den Besitzern von Caruthers Electronics.
    Neben dem neuen Reichtum der Familie Caruthers sah das Geld von Roberts Familie wie, nun ja, wie Sozialhilfe aus.
    Die Presse flippte aus, als herauskam, dass die milliardenschwere Tochter der Caruthers auf alles verzichtet hatte und von der Hand in den Mund lebte. Die ganze Aufmerksamkeit störte Caroline, sie wünschte uns alles Gute und verschwand zwei Wochen auf eine Insel im Pazifik, die im Besitz ihrer Familie war. Doch sie meldete sich jeden Tag telefonisch.
    Alles wäre wunderbar gewesen, hätte es da nicht die Sache mit Dean Garrett gegeben.
    Er brachte mich vom Krankenhaus nach Hause, küsste mich aber nicht auf den Mund – auch nicht, als er zurück nach Portland fuhr, um dort an einem Prozess zu arbeiten, den er wegen meines Krankenhausaufenthalts verschoben hatte. Sein Blick war nicht mehr warm, sein Lächeln hatte dieses geheimnisvolle Funkeln eingebüßt, das er nur mit mir teilte. Unsere Gespräche waren nicht mehr mit dieser Elektrizität aufgeladen.
    Es sah nicht gut aus. Ganz und gar nicht.
    Eine Woche lang erholte ich mich im Bett. Auch Tante Lydia erholte sich, wir lagen zusammen in ihrem Bett, schliefen, lasen, strickten, stickten und unterhielten uns mit den Kindern, wenn sie von der Schule kamen.
    Als ich schließlich aufstehen konnte, arbeitete ich ohne Unterlass, damit ich nicht an Dean Garrett denken musste. Damit ich mir nicht vergegenwärtigte, wie still das Telefon war. Ich wollte ihm ein bisschen Zeit geben. Ich bildete mir ein, er käme schon zurück, er würde mir irgendwann verzeihen.
    Doch dieses Einreden änderte nichts. Es ging mir schlecht.
    Nach Robert hatte ich mich auf keinen Mann mehr einlassen
wollen. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, jemanden wie Dean Garrett kennenzulernen.
    »Du wirst zu ihm gehen müssen«, sagte Tante Lydia eines Nachmittags, als sie vorsichtig Schokolade in Formen goss. Draußen war es kalt, am Vortag hatte es geschneit, doch jetzt strahlte die Sonne durch die Fenster. In der Ferne wiegten sich die Tannen, die Berge waren fast violett.
    »Dean ist ein Mann, bei dem das Testosteron in den Eiern sitzt. Er ist verletzt, meine Süße. Und sauer, weil du ihm nicht die Möglichkeit gegeben hast, der Mann zu sein, der er in deiner Nähe sein will. Du hast ihm nicht die Möglichkeit gegeben, Teil deines Lebens zu sein. Du warst ihm gegenüber nicht ehrlich.«
    Ich nickte. Sie hatte ja recht.
    »Ich weiß, warum du ihm nicht von dem Oberschwein erzählt hast, Julia, und ich kann es verstehen. Aber er nicht. Du musst ihm sagen, dass du ihn willst, dass du ihn liebst, dass du ihn brauchst. Er ist ein guter Mann, mein Schatz. Und wenn du einen suchst, mit dem du den Rest deines Lebens verbringen willst, würde
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