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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition)
Autoren: Hannsdieter Loy
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des Gasthofs. Berühmte Literaten und Maler wie
Wilhelm Busch hatten dem Haus schon die Ehre gegeben.
    »Mein Mann und ich sind nicht verheiratet«, sagte Lola Herrenhaus
beinahe andächtig. »Wir sind zwar ein Paar, leben aber getrennt. Notgedrungen,
aus beruflichen Gründen. Ich in München, er zuerst in Neubeuern und jetzt in
Rosenheim«
    »Ihr Mann ist Polizist?«, fragte Clara voll Eifer.
    Lola Herrenhaus nickte lächelnd. »Er leitet die Rosenheimer
Mordkommission, ja. Früher hat er die in München geleitet. Kriminalrat Joe
Ottakring.«
    »Hörst du das?«, rief Clara ihrem Franzi entgegen, der gerade um die
Ecke geschlendert kam.
    Sein Kinn schimmerte blau, sein Magen knurrte. Eine Hand steckte in
der Hosentasche, die andere umklammerte das fast leere Weißbierglas. Er
betrachtete seine Schuhspitzen.
    »Der Mann von Frau Herrenhaus ist Chef der Mordkommission in
Rosenheim! Hast du das gewusst?«
    Lola Herrenhaus sah Clara Grays frisch angetrauten Ehemann prüfend
an. Es musste ihr auffallen, dass der Weesmüller Franzi an der Frage seiner
frisch angetrauten Ehefrau etwa so viel Interesse zeigte wie Joe Ottakring am
Abwasch nach dem Abendessen.
    Die Warnung, die Ehe nicht zur Gewohnheit werden zu lassen, war gut
gemeint gewesen. Clara hätte ihrer allerdings nicht bedurft, denn an
Abwechslungen mangelte es nicht.
    Am Tag nach der Hochzeit bezog das Paar eine gemeinsame Wohnung in
einem Vierfamilienhaus am südlichen Stadtrand von München. Flitterwochen
entfielen. Beide hatten Dreharbeiten.
    Clara musste die ihren im Dezember für einige Tage unterbrechen. Ein
Springerstiefel hatte sich auf der Flugstrecke vom Schlaf- ins Wohnzimmer
verirrt und sie am Kinn getroffen. Der Franzi fuhr sie persönlich in die
Klinik. Die Verfärbung hätten die Maskenbildner für den Dreh wegbekommen, die
Schwellung nicht.
    »Dumm glaffa!« war sein Kommentar.
    An einem eisigen Samstag im Januar 2002 überschlug sich ihr X5 auf
dem Weg nach Garmisch zum Skifahren. Dass der Franzi am Steuer gesessen hatte,
war nicht das Problem gewesen. Doch dass er der Polizei gegenüber behauptete,
Clara sei gefahren, brachte sie vorübergehend in Schwierigkeiten. Erst als sie
beide ins Röhrchen blasen mussten und der Franzi als Promillesieger hervorging,
legte sich ihre Erregung etwas. Clara war ohnehin eine Frau von außerordentlicher
Selbstbeherrschung. Sie weinte und tobte nicht. Sie brachte nur ihren
Atemrhythmus wieder in Ordnung.
    »Dumm glaffa«, sagte er wieder.
    »Ach, leck mich doch am Arsch«, sagte sie leise mit Engelsmund.
    An einem lauen Märzabend rief der Franzi sie an, cool wie immer. Sie
hatte einen drehfreien Tag gehabt, und sie hatten sich zum Essen verabredet.
Sie plauderten ein wenig am Telefon. Er meinte, einer seiner Komodos habe sich
im Kampf ein Bein verstaucht.
    »Der Fritz. Der Luigi gewinnt dadurch natürlich ständig. Das macht
das Publikum auf Dauer nicht mit.«
    »Dann mach ihm doch einen Verband ums Bein. Dann sieht’s ja jeder.«
    Der Franzi war begeistert. Am selben Abend noch wollte er das mit
dem Verband checken.
    »Und – was ist mit unserem Essen?«, fragte Clara.
    »Tja, daraus wird dann halt nix.«
    Sie erwiderte etwas, hatte aber das Gefühl, dass er gar nicht mehr
zuhörte. Ein paar Sätze lang ließ er noch ein »Mhm« oder »Jaja« vernehmen. Dann
schwieg er komplett. Irgendwann merkte sie, dass er einfach aufgelegt hatte.
Einfach so. Als ob er vergessen hätte, dass er mit ihr telefonierte.
    Nachts wachte sie auf. Er stand vor ihrem Bett. Sie hatte Mühe
gehabt, ihre Augen in Zaum zu halten, während sie ihn im gedimmten Licht
beobachtete. Was ist mit deinem Komodo, wollte sie sagen. Doch sie behielt die
Frage für sich und stellte sich schlafend.
    Als sie die Augen öffnete, war er weg.
    »Franzi?«
    Keine Antwort. Sie machte die Nachttischlampe an und zog sich den
Seidenkimono über. Durch den Türspalt drang Licht herein. Seine Kleider lagen
hingeworfen auf dem Sessel neben dem elektrischen Kamin. Der flackerte. Hatte
sie vergessen, ihn auszuschalten? Die Tür zum Badezimmer war angelehnt. Sie
hörte das Rauschen der Dusche.
    Ein vertrauter, nicht hierher gehörender Geruch lag im Raum. Sie
schnüffelte hinterher, so wie man versucht, Aasgeruch aufzuspüren. Sie kannte
den Duft. Gardenia von Vespuccini. Er hatte ihr dieses Parfüm einst geschenkt.
Sie hatte das Fläschchen irgendwann im Zorn in den Müll geworfen. In diesem
verdammten Haushalt gab es kein verdammtes Gardenia mehr.
    Die
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