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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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Boden. Trotz des dämmerigen Lichts und ihrer dunklen Haut war ihr schönes, ausdrucksloses Gesicht blass. Daneben schimmerte das matte Metall der großen Handfeuerwaffe. Sie zielte auf ihre eigene Schläfe.
    Nein!
    Ein Schuss explodierte. Neben dem Kopf der Frau. Blut spritzte auf. Die Hand, die die Waffe hielt, wurde weggerissen, nach hinten, jetzt war die Waffe weg, Maria sah mit einem Ausdruck der Überraschung auf ihre Hand, von der ein Teil fehlte. Dann sah sie Forss an. Es war die kleine Frau im Lodenmantel, die geschossen hatte.
    Jetzt erst nahmen sie den schmalen Körper wahr, der vor Maria auf dem Teppichboden lag und sich nicht regte. Ein schmaler Körper in einem karierten Hemd.

VIER TAGE SPÄTER
    1
    Er lachte, so wie sie es gehofft hatte. Trotzdem war sie, wie so oft, unsicher gewesen. Er nahm den Stapel Asterix-Hefte mitsamt dem Geschenkpapier und legte ihn neben sich auf den Nachttisch.
    »Wegen der Wildschweine, dachte ich«, fügte sie an, obwohl die Erklärung überflüssig war, Gunnar Berg hatte verstanden.
    »Ja, diese verdammten Biester. Obelix weiß, wie man mit ihnen umzuspringen hat.«
    Er zog sich an dem Griff über seinem Bett hoch, richtete seinen Oberkörper auf, so gut es eben ging. Gunnar, der Leuchtturm.
    »Wie geht es dir?«
    Sie hatte auf dem Stuhl neben seinem Bett Platz genommen.
    »Gut. Besser. Alles wird.« Sein Bass vibrierte. Dann lachte er wieder.
    »Rate mal, wer gestern zum neuen Golfclubpräsidenten gewählt wurde. In Abwesenheit, wohlgemerkt.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Doch. Dabei wollte ich eigentlich angeln lernen. Es gab eine sogenannte Initiative des Anstands im Club. Nach der Sache mit Bingström muss das Bedürfnis nach Läuterung riesig gewesen sein. Es wurde ein alberner Moralkodex verabschiedet, Unterschriften wurden gesammelt. Irgendjemand hat mich dann vorgeschlagen. Der halb invalide Chef der Kriminalpolizei a. D. So viel Anstand und political correctness in einer Person war wohl nicht zu überbieten. Polizist und behindert. Sie haben mich nicht einmal vorher gefragt. Danke, Ingrid, wirklich.«
    Sie mussten beide lachen. Berg war bekanntermaßen ein lausiger Golfspieler. Eigentlich war er vor allem deshalb Mitglied, weil der Mittagstisch im Golfclub so gut war.
    Eine Weile schwiegen sie. Sie sah aus dem Fenster. Auf dem Växjösee schimmerte Wasser. Die Eiskante brach, die Eisschollen wurden kleiner, bald schon würden sie ganz verschwunden sein.
    Seine Stimme holte sie zurück in das Zimmer.
    »Du hast dich gut geschlagen, nach allem, was man so hört. Du hast ordentliche Arbeit geleistet.«
    Sie schluckte. Ihre Finger malten Muster auf ihren Oberschenkel, dann strich sie den Stoff ihrer Hose glatt.
    »Ach. Ich habe Fehler gemacht, Gunnar, einen ganzen Haufen Fehler. Der größte war, dass ich keinen Hubschrauber auf die Fähre geschickt habe. Walter Hedingks hätte unter Umständen noch am Leben sein können. Aber ich habe mich anders entschieden.«
    »Und du hattest deine Gründe. Du musstest eine Entscheidung fällen. Steh zu ihr. Es gibt kein hätte, wenn und aber. Weißt du, wie viele Fehlentscheidungen ich getroffen habe? Es gehört dazu, es ist ein Teil des Jobs. Täglich. Du bist jetzt der Chef, Ingrid. Du kannst dir kein Leben im Konjunktiv leisten.«
    Sie ließ seine Worte sacken. Es fühlte sich gut an, was er sagte. So als habe er recht. Sie wollte seiner Erfahrung glauben. Es gab kein Leben im Konjunktiv. Nur sie fühlte es noch nicht.
    »Dieser Hedingks, was trieb ihn an? War er wirklich ein Irrer?« Berg wechselte das Thema.
    »Das ist abschließend schwer zu beantworten. Wir setzen die Puzzleteile noch zusammen. Reden mit alten Weggefährten, Bekannten. Freunde im engeren Sinne hatte er wohl nicht. Morgen kommt seine Mutter nach Växjö zum abschließenden Verhör. Dieser Iverus wollte das abblasen, aber letztendlich hat sie mir nachgegeben. Ich glaube, es hat auch etwas mit ihrer Würde zu tun, hier persönlich zu erscheinen, sie fühlt sich mitschuldig, irgendwie. Ich glaube, sie hat das Gefühl, als Mutter nicht alles getan zu haben.
    Tja, und Walters Motiv? Geltungssucht, Habgier, wenn man so will. Aber auf eine ungewöhnliche Weise. Es ging tatsächlich um Schachprobleme, diese Dinger, die man aus der Zeitung kennt. Es gibt anscheinend eine ganze Wissenschaft davon, Kompositionsschach heißt das. Delgado hat sich in die Materie eingelesen. Es gibt Weltmeisterschaften und Großmeister und Aufgabenstellungen im Internet und Turniere, und
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