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Spademan: Thriller (German Edition)

Spademan: Thriller (German Edition)

Titel: Spademan: Thriller (German Edition)
Autoren: Adam Sternbergh
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Boxershorts, sondern ein Verband.
    Nicht nur das Gesicht, oder?
    Er zupft an einem Faden an der Wundnaht.
    Ha-ha. Sehr witzig.
    Ein Junge in der Nähe schaltet sich ein.
    Ich hab sie gekannt. Hübsches Mädchen. War eher ’ne Ruhige. Sie hatte so ’nen rosafarbenen Rucksack. Den durfte keiner anrühren.
    Weißt du, was drin war?
    Drogen, schätz ich mal. Das ist das Einzige, auf was alle hier verdammt gut aufpassen.
    Er ist ein magerer Bursche mit rasiertem Schädel, der auf einem schmuddeligen Handtuch fläzt. Ärmelloses T-Shirt, Trainingshosen und Tausend-Dollar-Sneakers, kaum verschmutzt. Offensichtlich gehört er zu denen, die es gewohnt sind, dass andere Leute die Botengänge für sie erledigen.
    Ich frage ihn, wann er den Park das letzte Mal verlassen hat.
    Ich? Warum das denn? Seit dem Waffenstillstand mit den Cops lebt sich’s hier doch bestens.
    Du hast hier alles, was du brauchst?
    Sagen wir mal so: Hier gibt’s nichts von dem, was ich nicht brauchen kann, wenn du verstehst, was ich meine.
    Ein hübsches Mädchen steckt kurz den Kopf aus seinem Zelt, bevor er sie wieder reinscheucht. Dann wirft er mir einen Blick zu, der wohl besagen soll: Was soll man machen? Die Pflicht ruft. Ich ignoriere den Blick.
    Wie gut hast du sie gekannt?
    Persephone? Nicht so gut, wie ich wollte. Sie war ein beliebtes Thema unter den Jungs hier im Camp.
    Hast du es mal bei ihr probiert?
    Frag mal meinen Freund mit den Fäden im Gesicht, was bei so einem Versuch rauskam.
    Also, wo ist sie hin?
    Soweit ich weiß, ist sie einfach über Nacht verschwunden. Ich bin aufgewacht, und ihre Sachen waren weg. Meine auch, größtenteils.
    Irgendeine Ahnung, wo sie hinwollte?
    Nein. Aber wenn du sie findest, dann kannst du ihr ausrichten, dass ich meine Decke und meinen Dörrfleischvorrat zurückhaben will.
    Was dagegen, wenn ich mit deiner Freundin im Zelt spreche?
    Grinsen. Achselzucken.
    Sie gehört dir, Mann.
    Hübsches Mädchen. Jung. Weit weg von zu Hause. Overall und ein rotes Stirnband über selbst geschnittenen Haaren. Mehr so der Kumpeltyp. Möglicherweise hat sich Persephone ihr anvertraut.
    Ich klopfe aufs Zelt, dann schlendern wir zusammen ein Stück außer Hörweite.
    Wir waren nicht wirklich gut befreundet. Haben ein paarmal miteinander gequatscht. Dann hab ich erfahren, dass sie abgehauen ist.
    Warum?
    Hat sich zu viele Feinde gemacht. Oder zu wenig Freunde, je nachdem. Sie ist weiter nach Brooklyn, hab ich gehört. Vielleicht hat sie da Familie.
    Das hilft mir weiter.
    Übrigens bist du nicht der Einzige, der nach ihr gefragt hat.
    Wer noch?
    Ein Südstaatentyp. Militärhaarschnitt. So ’ne verspiegelte Sonnenbrille, wie nennt man die Dinger noch gleich –?
    Pilotenbrille.
    Genau.
    Wann war das?
    Ist vielleicht einen Tag her. Gestern oder so.
    Ich bedanke mich. Dann frage ich sie ein paar Dinge, die ich sie vermutlich besser nicht fragen sollte.
    Wie lange bist du schon hier?
    Ich? So etwa ein Jahr, schätze ich.
    Wo ist dein Zuhause?
    Hier.
    Und davor?
    Spielt keine Rolle.
    Und wie alt bist du?
    Jedenfalls nicht alt genug zum Ficken, wenn du darauf hinauswillst.
    Das hab ich nicht gefragt.
    Na ja, vielleicht bin ich doch alt genug. Wenn du dir ein bisschen Mühe gibst.
    Danke für deine Zeit.
    Viva la revolución.
    Wie sich herausstellt, hat Persephone einen gewissen Ruf. Jeder kennt jemanden, der jemanden kennt, der sie kennt. Die Leute, die ihr zu nahe gekommen sind, haben üblicherweise ein Andenken an sie zurückbehalten. Eine bleibende Erinnerung, die gerade am Verheilen ist.

3
    Wie schon gesagt, ich mag Manhattan nicht.
    Brooklyn mag ich sogar noch weniger.
    Persönliche Gründe.
    Ich kann Brooklyn einfach nicht leiden.
    Ich war noch nie auf Staten Island. Und in der Bronx nur aus geschäftlichen Gründen.
    Queens sagt mir überhaupt nichts.
    Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich aus Jersey stamme. Von der falschen Seite des Flusses. Also ist meine Aversion möglicherweise hereditär.
    Aversion und hereditär, das sind zwei Wörter, die mein Vater nie benutzt hätte. Höchstwahrscheinlich hätte er mir sogar eine gescheuert, wenn er sie je aus meinem Mund gehört hätte.
    Er war Müllmann. Ein echter. Der echten Müll abtransportierte.
    Er konnte Überheblichkeit nicht ausstehen.
    Und das Wort Überheblichkeit konnte er auch nicht ausstehen.
    Aber er liebte Jersey. Wenigstens eine Sache, die er mir vererbt hat.
    Ob Sie es jetzt glauben oder nicht, ich hab sogar mal versucht, in Brooklyn zu leben. Hat aber
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