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Sophie im Land der Zauberponys

Sophie im Land der Zauberponys

Titel: Sophie im Land der Zauberponys
Autoren: Patricia Schroeder
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durfte?
    „Würdest du bitte?“,
    riss Morgenrots Stimme
    sie aus ihren Gedanken.
    Sophie nickte hastig.

    Ehrfürchtig nahm sie das Glaskugelgestell entgegen. „Man trägt es wie eine Brille“, sagte Morgenrot. Er räusperte sich. „Sicher fragst du dich, warum ausgerechnet du hineinschauen sollst“, setzte er schließlich hinzu. Wieder nickte Sophie.
    „Nun, es ist so“, fuhr der Elf ein wenig umständlich fort. „Unsereins kann in diesen Kugeln nichts sehen.“
    Sophie sah ihn stirnrunzelnd an und presste ihre Lippen fest aufeinander, damit ihr bloß kein Wort herausrutschte.
    Morgenrot lächelte nachsichtig. „Meine Tätigkeit als Musiklehrer an eurer Schule ist nur ein Nebenberuf“, erklärte er ihr dann. „Man nennt mich einen Weltenwandler. Manchmal bin ich Mensch, meistens allerdings bin ich Elf. Meine Sicht auf die Dinge ist ein wenig eingeschränkt. Ich verstehe etwas von Liedern und von Geschichten und ich spüre gewisse Schwingungen. Insbesondere diese Fähigkeit hat mich dazu veranlasst, dich für diese Aufgabe auszuwählen.“
    Er hielt einen Moment inne und räusperte sich noch ein zweites Mal, bevor er fortfuhr. „Ich habe euch diese Geschichte vorgelesen, um herauszufinden, ob es in deiner Klasse jemanden gibt, der empfänglich für diese Welt ist. Viele haben gebannt gelauscht, aber du warst die Einzige, die wirklich hineingetaucht ist.

    Deshalb habe ich dir das Buch gegeben. Es ist sozusagen der Schlüssel zu dieser Welt.“
    Morgenrots Blick schweifte ein wenig in die Ferne. „Die Elfen hier kennen deine Welt auch nur aus Geschichten. Du magst es ihnen vielleicht nicht anmerken, aber sie staunen ebenso sehr über dich wie du über sie. Manchmal, ganz selten nur, ist es notwendig, dass eine von ihnen in deine Welt kommt, und manchmal wiederum brauchen die Elfen einen Menschen wie dich. So wie diesmal. Der Silbersee ist in Gefahr. Die Seerosen sind verwelkt und bringen keine neuen Zauberponys mehr hervor. Perlauge, Seidenweiß und die anderen, die noch im Schlossgarten leben, verlieren allmählich ihre Zauberkraft.

    Ohne Zauberkraft aber wird die Welt der Feen und Elfen zugrunde gehen.
    Der Wald wird uns nicht mehr hindurchlassen, die Blumen werden keinen Nektar mehr abgeben und das Schloss wird schon bald nur noch ein Geisterschloss sein.“
    Morgenrot stockte.
    Er sah furchtbar traurig aus.
    „Bitte, Sophie, schau durch die Kugeln.
    Sag uns, was unter dem Silbersee liegt.
    Wir müssen herausfinden,
    warum er krank ist.“

    Es war eine lange Rede, die Morgenrot da gehalten hatte, und noch immer verstand Sophie nicht alles. Eines jedoch spürte sie ganz deutlich: Die Elfen waren tief verzweifelt und sie setzten ihre ganze Hoffnung in sie. Nur zu gerne wollte Sophie ihnen helfen. Sie hoffte inständig, dass ihr Blick durch die Kugelgläser ihnen auch wirklich etwas nützte.

    Behutsam setzte Sophie das Gestell auf ihre Nase. Die Glaskugeln waren dick und milchig. Es war ganz und
gar unmöglich hindurchzusehen. Alles, was Sophie wahrnahm, waren helle Schlieren und graue Schatten. „Du musst hineinsehen und zugleich den Blick nach innen wenden, so als ob du rückwärts in dich hineinschauen wolltest“, sagte Morgenrot.

    Sophie nickte. Sie wusste nicht genau, wie er das meinte, aber sie wollte es versuchen.
    Angestrengt starrte sie in die Kugeln,
    bis ihr die Augen schmerzten
    und ihr Kopf zu dröhnen begann.
    Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen. Da sie das aber nicht durfte, schaute sie unverdrossen weiter in die Kugeln, zog sich dabei mit ihren Gedanken aber immer mehr in sich selbst zurück. Sie dachte an ihre Eltern, ihr gemütliches Zimmer daheim, den großen Garten, ihre Freundin Line und dass sie die ganzen Ferien über von morgens bis abends miteinander spielen konnten. Die Bilder, die Sophie sah, waren so klar und verlockend, dass sie am liebsten mitten hineingetaucht wäre. Doch Morgenrots Stimme hielt sie zurück. „Und jetzt konzentrier dich auf den Silbersee. “

    Also gut, dachte Sophie. Widerstrebend verabschiedete sie sich von dem Spiel mit Line und ritt noch einmal auf Perlauges Rücken den Weg über die Blumenwiese, bis der Tannenwald vor ihr auftauchte.

    Links davon lag der Silbersee.
    Sophie sah das dichte Schilf,
    die glatte, glänzende Oberfläche
    und die Seerosenblätter ohne Blüten.
    „Sieh hinein!“, wisperte Morgenrot.
    Sophie spürte einen sanften Druck im Bauch. Es fühlte sich an, als ob Perlauge sich in die Luft erhob und mit ihr über
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