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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman
Autoren: Daniel Moor
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Mitarbeiter das Bild eines schweig sa men, aber umgänglichen Mannes teilten, dass seine Ehefrau Jasmina und Imam Kulenović in meinem Büro gezeichnet hatten. Sein Chef sah ihn als pflicht bewusst und kompetent an, was für ihn sprach, da Giulio Gotti einen guten Eindruck auf mich gemacht hatte. Ebenso wusste ich, dass Mujo manche Abende auf eine Art verbrachte, von der seine Frau nichts wusste . U nd dass er sich bereits vier Tage vor seinem Verschwinden bei seinem Arbeitgeber krank gemeldet hatte.
    Das warf einige naheliegende Fragen auf. W as genau machte er an diesen Aben den, die er nicht zu Hause und nicht bei der Arbeit war ? Mein erster Gedan ke war in solchen Fällen immer ‹Affäre›, aber irgendwie passte das nicht zu dem Bild, dass ich mir bisher von ihm gemacht hatte . Aber was sonst?Weiterbildung? Boccia-Abende? Sportklub? Weshalb sollte seine Frau dann nichts davon wissen? Und was hatte er in den viereinhalb Tagen vor seinem Verschwinden getan? Warum hatte er sich erst am besagten Montagn achmittag krank gemel det?
    Die Fragen flogen Kreise um meinen Verstand . Ich trat mental ein paar Schritt e zurück und überlegte mir das weitere Vorgehen.
    Als Erstes würde ich bei Jasmina Hasanović nachfragen müssen, ob Mujo vielleicht wirklich krank gewesen war, bevor ich anfing, irgendwelche Zusammen hänge zu konstruieren. Es war möglich, wenn auch unwahrscheinlich, dass sie einfach vergessen hatte, mir dies zu sagen. Was hingegen die besagten Abend aktivi täten anbelangte, so wusste Jasmina ganz offensichtlich nichts darüber, und es schien mir nicht angezeigt, sie darüber ins Bild zu setzen, solange ich selbst nicht mehr wusste.
    Irgendwann hörte ich überrascht das Tram daherrumpeln. In Gedan ken ver sun ken hatte ich es nicht bemerkt, bis es praktisch auf gleicher Höhe mit mir war. Ich joggte die letzten paar Meter zur nächsten Haltestelle, kam gerade noch rechtzeitg an und stieg im hintersten Waggon ein. Mit Ausnahme einer Seniorin ganz am anderen Ende war er leer. Ich beschloss, dass dies für meine Zwecke diskret genug war und rief die Nummer an, die mir Jasmina Hasanović hinter lassen hatte. Keine Antwort. Ich probierte es nochmals und liess es zur Sicherheit klingeln, bis mich das System aus der Leitung warf. D ann halt Kulenović. Ich wählte seine Handynummer. Eine Frau antwortete nach dem dritten Klingeln. Leider verstand ich sie nicht.
    Etwas verdutzt stammelte ich: «Äh… Hallo? Mahir Kulenović, bit te.»
    Aus den Geräuschen in der Leitung schloss ich, dass das Telefon weiter ge reicht wurde. Dann hörte ich die unverkennbare Stimme des Imams: «Kulenović. Mit wem spreche ich?»
    «Hallo Herr Kulenović, Van Gogh hier. Hören Sie, ich habe eine Frage an Frau Hasanović, kann sie aber nicht erreichen. Können Sie mir helfen?»
    «Ja, kein Problem. Ich sollte sie spätestens beim Abendgebet sehen. Wie lautet die Frage?»
    «Ich möchte wissen, ob Mujo in letzter Zeit krank war und nicht zur Arbeit gehen konnte. Spezifisch, ob er in den letzten Wochen einmal zu Hause geblieben ist und falls ja, weswegen.»
    Ich war absichtlich vage. Es zahlte sich selten aus, Antworten im Voraus einzuengen.
    Der Imam schwieg einen Moment lang. I ch nahm an, dass er sich die Fra ge notierte . Dann entgegnete er: «Okay, und weshalb wollen Sie das wissen? Ist das alles?»
    «Ja, das ist alles, danke. Einfach Hintergrundinformationen.»
    Plötzlich kam mir ein Nachgedanke. «Oh, und fragen Sie sie bitte, ob Mujo am Montag letzter Woche zum Mittagessen zu Hause war.»
    Erneut war er einen Moment ruhig, bevor er antwortete. «Alles klar. Ich rufe Sie zurück, wenn ich mit ihr gesprochen habe. Sind Sie unter dieser Nummer erreichbar?»
    «Ja, das ist meine Handynummer. Die auf meiner Karte.»
    «Gut. Ich melde mich. Auf Wiedersehen.» Er legte auf.
    Okay, was nun? Mit den Mitarbeitern hatte ich gesprochen. Freunde schien Mujo keine gehabt zu haben, obwohl er als umgänglich beschrie ben worden war. Auf jeden Fall kannten weder seine Frau noch seine Mit arbei ter welche. Seltsam.Wie auch immer, auf jeden Fall blieben im Moment nur noch seine Nachbarn.
    Ich steckte mir die Kopfhörer meines iPods in die Ohren und wählte die Levellers , eine meiner Lieblingsbands. Der einzige Nachteil war, dass ich von dieser Musik durstig wurde, im Moment jedoch nichts dagegen unternehmen konnte.
    Mein Weg, der gleichzeitig Mujos Heimweg war, führte am Opern haus vorbei zum wie immer belebten Bellevue mit seinem unter
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