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Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Titel: Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Autoren: Christian Biesenbach
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ihn nichts mehr.
    „Ja, ja, Kees. Du hast richtig gehört. Eine
Aufgabe.“
    Van Houden ließ die Worte wirken wie ein
gönnerhafter Aristokrat, der einem Bettler soeben eine paar Brotkrumen vor die
Füße geworfen hatte. Bloemberg mühte sich eindringlich, ruhig zu bleiben. Es
gelang ihm nicht. Die letzten Wochen hatten ihn zu sehr desillusioniert.
Außerdem kannte er Van Houden und wusste, dass dieser ein sehr nachtragender
Mensch sein konnte, der selten Geschenke verteilte.
    „Was denn Hoofdcommissaris ? Vielleicht
Strafzettel schreiben?“, fragte Kees schließlich so missmutig wie trocken.
    „Na,
na, na, Bloemberg! Nicht in diesem Ton! Sie wissen so gut wie ich, wer den Kokainfall vermasselt hat
oder etwa nicht? Die Zeitungen waren voll davon! Rotterdamer Polizei von
Kokainschmugglern gedemütigt . Und wer war daran schuld? - SIE!“ Immer, wenn
Van Houden wütend wurde, wechselte er von der vertrauten Du- in die Sie-Form,
um Distanz zu seinen „Untergebenen“ aufzubauen. Eine allgemein bekannte Marotte
des dicken Hauptkommissars, für die er manches Mal belächelt wurde, aber das
nie sehr lange.
    „Sie haben unsere Dienststelle zum Gespött der
ganzen Stadt gemacht. Also hören Sie mir jetzt genau zu, Inspecteur !
Hier ist die Hölle los. Eine Gruppe Demonstranten, unter der Führung von
Greenpeace, heizt die Stimmung in der Innenstadt auf. Wir haben genug mit der
Absicherung des Flughafens und des Kongressgebäudes zu tun. Die ganze Station
ist auf Achse. Verstehen Sie? Diese Deppen aus der Politik denken wirklich, man
könnte die ganze Innenstadt absperren. Nur für diesen Hokuspokus!“
    Die Gesichtsfarbe des Hauptkommissars nahm
langsam ein kräftiges Purpur an. Kees sah uninteressiert zu ihm auf, aber
dieser ignorierte das offensichtliche Desinteresse des Kriminalinspektors.
    „Um ehrlich zu sein: Das Wasser steht uns bis
hier“, sagte er und vollführte mit der rechten Hand einen horizontalen Schnitt,
knapp oberhalb seines Kinns.
    „Alle meine Leute sind im Einsatz und
ausgerechnet jetzt, in diesem ganzen beschissenen Chaos, erhalte ich eben einen
Anruf von der Havenwacht .“
    Bloemberg vernahm das verächtliche Schnaufen
des Vorgesetzten und wusste, irgendetwas regte Van Houden noch mehr auf als das
ganze Durcheinander hier.
    „Die haben gerade einen Mann aus dem Wasser
gezogen. Vermutlich Selbstmord, ein Unfall oder was weiß ich. Es gibt noch
keine Details. Diese Deppen haben nicht genug Mumm, den Toten ins Leichenhaus
zu fahren, ohne dass sich die Polizei damit befasst hat. Als hätten wir nicht
schon so genug zu tun.“
    Van Houden schnaufte verächtlich.
    „Ich brauche jemanden, der dorthin fährt, sich
die Sache kurz ansieht, möglichst viel herausfindet und den Fall so schnell wie
möglich abschließt, damit der Tote weggebracht werden kann. Ich will nur einen
kurzen Aufnahmebericht. Wenn an der Sache etwas faul ist, muss das ein paar
Tage warten. Solange hier die Sprücheklopfer aus aller Welt rumspringen, haben
wir andere Prioritäten.“
    Ein Fall? Die Worte hallten in den
Ohren des Kriminalinspektors nach. Langsam wich die Gleichgültigkeit aus seinem
Gesicht.
     „Und jetzt dürfen Sie dreimal raten, wer
da hinfahren wird…“
    Van Houdens Stimme hatte an Aggression
verloren.
    „Ich vermute, wenn Sie mir sagen, dass Sie
eine Aufgabe für mich haben, werde ich wohl fahren“, erwiderte der Inspektor
vorsichtig.
    „Bingo, Bloemberg! Ich sehe, Ihr Verstand ist
noch nicht eingerostet. Packen Sie sich Ihren Regenmantel! Surveillant Ronald
Rudjard wartet bereits mit dem Wagen.“
    Kees konnte seinen Ohren kaum trauen.
    Ein Fall? Ein Tatort! Ob Selbstmord oder
nicht, ganz egal!
    Van Houden schickte ihn tatsächlich zu einem
ungeklärten Todesfall.
    Nach Monaten des
Dahinvegetierens wieder ein Fall.
    Nur mit Mühe konnte er die aufkeimende
Erleichterung verbergen.
    Er schaffte es gerade noch, die flapsige
Frage: „Was verschafft mir die Ehre einer solch gebührenden Aufgabe, Eure
Lordschaft?“, zu unterdrücken.
    „Das ist keine Belohnung, Inspecteur “,
mahnte der Hauptkommissar sofort. „Ich schicke Sie, weil sonst niemand
entbehrlich ist. Verstanden? Also lassen Sie gefälligst das dämliche Grinsen,
sonst schicke ich Rudjard allein los und Sie gehen dafür auf die Suche nach
falsch parkenden Autos in der Innenstadt! Oder Sie können sich mit ein paar
Demonstranten auseinandersetzen, ohne Knüppel und Schild.“
    Inspektor Bloemberg stand auf und griff nach
dem Mantel. Dann
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