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Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Titel: Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Autoren: Christian Biesenbach
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holte er sein Pistolenhalfter mitsamt Dienstwaffe - einer Glock
17c - aus der rechten Schreibtischschublade und ging.
    Während der Dicke mit verärgertem, hochrotem
Gesicht hinter ihm her guckte, empfand Kees das erste Mal seit Monaten wieder
das befreiende Gefühl, bei etwas Sinnvollem gebraucht zu werden.
    War das zu glauben?
     
    „Und kommen Sie so schnell wie möglich zurück!
Vielleicht brauche ich Sie heute noch“, rief der Hauptkommissar noch. Da war
Kees Bloemberg jedoch schon zur Tür hinaus.
    ***
     
    Surveillant Ronald Rudjard wartete bereits mit
laufendem Motor. Das Auto, ein alter türkisgrüner Kleinwagen, stand vor dem
Haupteingang der Politistation Noord bereit.
    Leichter Nieselregen hatte eingesetzt; dazu
wehte ein frostiger Wind. Der Inspektor legte das Halfter an, warf sich den
Mantel über und stapfte in Richtung des Wagens. Offenbar stand der Surveillant
auch nicht allzu hoch in der Gunst des Hauptkommissars; andernfalls hätte er
wohl mit einem diensttauglichen Polizeifahrzeug gewartet. Wortlos öffnete
Bloemberg die Beifahrertür und zwängte sich ins Auto. Sein Spürsinn wurde geweckt,
noch ehe er richtig Platz genommen hatte. Der Geruch von Gras stieg ihm in die
Nase. Surveillant Rudjard, ordentlich verpackt in die übliche Uniform, war
aufgeregt. Noch während der Inspektor versuchte, die langen Beine irgendwo
zwischen Sitz und Armaturenbrett zu verstauen, streckte ihm der junge Polizist
bereits eifrig die Hand entgegen.
    „Hallo Inspecteur ! Ich… äh… ich freue
mich, Sie kennenzulernen. Ich bin Surveillant,… äh… Surveillant Ronald
Rudjard.“
    „Ja, ja, schon gut. Kann man irgendetwas tun,
damit man sich nicht ganz so wie in einer Sardinenbüchse fühlt?“, brummte
Bloemberg ohne den Surveillant dabei anzusehen.
    „Selbstverständlich, Inspecteur. S ofort!“,
antwortete Rudjard begeistert, beugte sich zur Seite und zog an einem kleinen
Hebel unterhalb des Beifahrersitzes. Mit einem unerwarteten Ruck schoss der
Inspektor einen halben Meter zurück und wurde dann unsanft gestoppt.
    „Danke.“
    „Oh, gerne. Kein Problem.“ Rudjard grinste,
Bloemberg nicht.
    Erst jetzt fand der Inspektor die Zeit, sich
den jungen Mann genauer anzusehen. Er schätzte den Surveillant auf höchstens
22. Sein blondgelocktes Haar und das unschuldige Gesicht ließen ihn sogar noch
wesentlich jünger wirken. Bloemberg widerstand dem Wunsch, zu fragen, aus
welcher Kindergartengruppe der Surveillant ausgebrochen war und musterte ihn
stattdessen mit angemessener Distanz. Rudjard strahlte aus seinen großen
braunen Augen wie ein Honigkuchenpferd.
    Wohl dein erster Fall , dachte der Inspektor
und ließ seinen Blick dann durch das Wageninnere schweifen.
    „Und jetzt?“, fragte Rudjard voller Tatendrang
in einem Tonfall, der so gar nicht zum Wetter passte.
    „Jetzt fahren wir los“, antwortete Bloemberg
schlicht, schwieg kurz und fügte dann ernst, aber gleichzeitig belustigt hinzu:
„Oder vielleicht wollen Sie zuerst Ihren Aschenbecher leeren, Surveillant? “
     
    Nach dem verstohlenen Blick auf den Ascher in
der Mittelkonsole lief Ronald Rudjard binnen Sekunden rot an. Wenn Van Houden
davon erfuhr, wäre er schneller aus der Polizei draußen als er das Wort Cannabis
aussprechen konnte. Zwischen Unmengen von Zigarettenasche, lagen die Überreste
zweier, bis auf den Filter gerauchter, Joints.
     
    „Ja, Inspecteur! Jawohl… Sofort… Einen
Moment…“, stammelte der junge Mann mit flammrotem Kopf, griff mit der blanken
Hand nach den verräterischen Glimmstängelüberresten und warf sie voller
Unbehagen gegen das geschlossene Fahrerfenster.
    „Oh, das Fenster war nicht offen. Äh, tut mir
leid… Einen Moment bitte.“
    Ronalds Kopf verschwand unter dem Lenkrad auf
der Suche nach den abgebrannten Tüten. Bloemberg schüttelte amüsiert den Kopf.
Man hatte ihm für diesen Fall einen Pausenclown mit einem Hang zu Drogen zur
Seite gestellt, typisch Van Houden. Diese Seitenhiebe konnte sich der Dicke einfach
nicht verkneifen.
    „Lassen Sie´s gut sein. Fahren Sie einfach
los!“, brummte er milde und das erste Mal seit Monaten konnte er sich ein
Lachen nicht verkneifen. Während Rudjard den Wagen - mit feuerrotem Gesicht -
ruckelnd in Bewegung setzte, spürte Bloemberg wie gut ihm diese Aufgabe tat.
Endlich wurde er wieder gebraucht.
    ***
     
    9:40 Pier270, Lagerhausdach C3
    „Sie haben also versagt?“, schnarrte die
ruhige Männerstimme des Auftraggebers am anderen Ende der
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