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Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Titel: Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Autoren: Christian Biesenbach
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Sauberkeit am
Arbeitsplatz, schaltete Kees den Computer ein, griff nach der obersten Akte des
Stapels und begann unmotiviert mit der lästigen Bürokratie, die ihm -
mittlerweile in unschöner Regelmäßigkeit – aufs Auge gedrückt wurde.
     
    9:30
    Hauptkommissar Nicolas Van Houden stand an die Bürotür
gelehnt und betrachtete eingehend das Getümmel, das sich in dem, vor ihm
liegenden, Großraumbüro ausbreitete. Nach außen hin versuchte er, ruhig zu
wirken und schnaufte doch wie eine wütende Dampflok. Innerlich kochte und brodelte
es gewaltig.
    Diese völlig sinnlose Konferenz macht
noch alle verrückt , dachte
er und beobachtete wie eine Gruppe junger Polizisten an ihm vorbeieilte. In
solcher Aufregung hatte er diese Dienststelle nie erlebt und er war schon mehr
als dreißig Jahre hier. In dieser Zeit war es allerdings auch noch nie
vorgekommen, dass einer seiner Mitarbeiter, innerhalb von zwei Wochen, fünfmal
grundlos zu spät zum Dienst erschienen war.
    „Dieser verdammte Bloemberg!“ Van Houden runzelte die Stirn. Er
konnte sich einfach nicht erklären, was der Kerl sich dabei dachte. Er kannte
ihn als klugen und fleißigen Inspecteur . Derzeit steuerte der Mann
hoffnungslos auf den Rausschmiss zu.
    „Das muss er doch begreifen?“
    Das Klingeln des Telefons im Büro holte ihn zurück in die
Realität. Er vergaß für einen Augenblick den Ärger über die Leichtfertigkeit,
mit der sein bester Kriminalinspektor am Ende der polizeilichen Karriere
tüftelte. Schwerfällig setzte Van Houden die müden Knochen in Bewegung und nahm
ab.
    Das folgende Gespräch ließ seine ohnehin schlechte Laune
nicht besser werden. Mit jedem neuen Detail wuchs der innere Groll.
    „Und das ausgerechnet heute. Irgendwelche ersten
Erkenntnisse?... Und wieso ruft ihr uns dann noch an? ... Nein, wir haben
eigentlich Arbeit genug. Kann das nicht warten? ... Nein?... Ist gut. Ich
schicke jemanden vorbei. Lasst bloß die Finger von ihm“, zischte er, knallte
den Telefonhörer auf die Gabel und machte ein düsteres Gesicht.
     
    9:40
    Es wartete noch ein ganzer Stapel Akten der Kategorie
leichte Verkehrsdelikte auf Inspektor Bloemberg, als Nicolas Van Houden
unvermittelt an seinem Schreibtisch erschien. In voller Größe baute sich der
Hauptkommissar vor ihm auf, stemmte die fleischigen Hände in die schwabbeligen
Hüften und räusperte sich.
    „Na Kees, was machen die Verkehrsdelikte?“, fragte er wie
beiläufig und Bloemberg hätte ihm für diese Frage und das hämische Grinsen
gerne - genauso beiläufig - eine runtergehauen. Stattdessen schluckte er die
heraufkochende Wut herunter und antwortete gequält: „Zumindest alles andere als
Spaß, Hoofdcommissaris.“
    Van Houden kratzte sich nachdenklich am Kopf.
    „Kann ich mir denken“, sagte er dann
teilnahmslos.
    Kees schenkte ihm ein grimmiges Lächeln und
versuchte, sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren.
     
    Es entstand eine kurze Pause, in der Van
Houden auf ihn hinab sah und ihn nachdenklich musterte. Der Inspektor war ein Mann im besten Alter. Er war
ein großer Kerl mit sportlicher Statue , obwohl er
in letzter Zeit ein wenig zugenommen hatte. Er trug das krause dunkelbraune
Haar, für Van Houdens Geschmack, zu lang, aber unter dieser Haarpracht und
hinter dem ausdrucksstarken Gesicht mit den stahlblauen Augen und der leicht
nach links verbogenen Nase, verbarg sich der schärfste Verstand, den die
Rotterdamer Polizei seit vielen Jahren in ihren Reihen gehabt hatte. Bloembergs
Fähigkeiten, Verbindungen herzustellen, Tatvorgänge zu analysieren und
blitzschnell nachvollziehbare Schlüsse zu ziehen, wo andere längst den
Überblick verloren hatten, hatte ihm, selbst beim Hauptkommissar, Bewunderung
eingebracht, bis er diesen einen, wirklich wichtigen, Fall verpatzt hatte. Van
Houden seufzte. Er hatte Kees Bloemberg danach schlecht behandelt und das zu
Recht. Mittlerweile jedoch kam ihm der Verdacht, dass er den toughen Inspektor
etwas zu hart rangenommen hatte. Bloembergs Arbeitsmoral hatte stark
nachgelassen. Dafür gab es natürlich keine Entschuldigung. Und dennoch, es wurde
Zeit für eine neue Chance.
    „Hör zu, Bloemberg“, sagte Van Houden
schließlich frohlockend,   „Ich habe eine Aufgabe für dich.“
     
    Kees blickte von den Akten auf und sah seinem
Vorgesetzten skeptisch ins Gesicht.
    Würde er ihn, für die morgendliche Verspätung,
wieder demütigen? Bei der ganzen Schmach, die Bloemberg in den letzten Monaten
hatte erdulden müssen, wunderte
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