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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums
Autoren: Richard Harland
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Wendeltreppe. Jetzt hörte sie auch seine Stimme, er schien jemandem zu drohen. Sie erreichte die Treppe, deren Stufen sowohl nach oben als auch nach unten führten. Verrol hatte eine halbe Treppe tiefer einen der Swale-Lakaien am Hals gepackt und ihm einen Arm auf den Rücken gedreht.
    »Besucher, Empfang, Verlobung«, knurrte er. »Los, rede!«
    Wie er das machte, schien erschreckend gut geübt und ausgesprochen effizient. Astor entdeckte wieder diesen Wolfsblick in seinem Gesicht. Der andere Mann konnte sich Verrols Griff nicht entwinden und wäre erstickt, hätte Verrol den Druck auf seinen Hals nicht gelockert.
    »Marshal Dorrin war hier«, brachte er heraus. »Der Kriegsheld.«
    »Warum war er hier?«
    »Ich weiß es nicht. Niemand hat es mir erzählt. Bitte!« Der Lakai heulte fast vor Angst.
    Astor raste die Treppe herab. »Hör auf! Du tust ihm weh!«
    Verrol starrte sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ja, das tue ich. Sonst würde er mir nichts sagen.« Er fasste den Mann am Kinn und drehte sein Gesicht zu Astor. »Weißt du, wer das ist?«
    »Nein.«
    »Hast du von ihrer Verlobung mit Lorrain Swale gehört?«
    »Nein.«
    Noch immer fest in Verrols Griff, drehte der Mann seine Augen nach oben … und eine plötzliche Erleichterung zeigte sich in seinem schwitzenden Gesicht. Astor und Verrol folgten seinem Blick. Anderthalb Treppen über ihnen zeigten sich die Köpfe von einem Dutzend Menschen, die über die Balustrade gelehnt nach unten blickten.
    Astors Herz setzte für einen Moment aus, als sie den skelettartigen Schädel und die getönten Brillengläser von Phillidas Swale erblickte. Vermutlich hatte auch er das Kreischen vernommen.
    »Sagen Sie Ihrem Diener, dass er die Hände von meinem Diener lassen soll«, befahl Phillidas.
    Verrols Mund wurde zu einer dünnen harten Linie, und seine Augen wurden schmal.
    »Tu, was er sagt!«, forderte Astor.
    Eine Sekunde lang dachte sie, er würde nicht gehorchen. Dann legte sich wieder der Schleier über sein Gesicht, und es wirkte unbeteiligt und ausdruckslos. Er ließ den Lakaien los, der sofort einige Stufen nach oben eilte, um einen sicheren Abstand zwischen sich und ihn zu bringen.
    »Wenn Sie Fragen haben, dann dürfen Sie sich an mich wenden«, sagte Phillidas. Seine hohe Stimme klang monoton.
    Astor sprach lauter. »Wieso haben Sie mich im Empfangszimmer stehenlassen? Wo ist Lorrain?«
    »Was hat denn Lorrain mit Ihnen zu tun?«
    »Aber er ist doch mein Verlobter, oder?«
    Das plötzlich einsetzende Gebrüll erschreckte Astor, dann begriff sie, dass es von Phillidas kam, der in brüllendes Gelächter ausgebrochen war. Das Gebrüll dauerte etwa eine halbe Minute, bis es ebenso plötzlich endete, wie es begonnen hatte.
    »Ist das wahrscheinlich?« Phillidas lehnte seine Ellenbogen auf die Balustrade und presste seine Fingerspitzen zusammen. »Ist das plausibel?«
    »Ich dachte …«
    »Das können Sie sich doch selbst ausrechnen. Was sind Sie wert?«
    Astor zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Sagen wir mal, Sie erbten das Anwesen Ihres Stiefvaters. 1 500 Morgen? In Anbetracht der Lage würde ich sagen, 2,50 Pfund pro Morgen. Die Gebäude, das Vieh und andere Aktiva bringen höchstens noch einmal 1 200 Pfund. Insgesamt also 4 950 Pfund. Korrekt?«
    Er wartete die Antwort nicht ab, sondern fuhr mit seiner eigenartig hohen metallischen Stimme fort. »So, und wieviel ist die Firma der Gebrüder Swale wert? Ich sag es Ihnen. Die letzte Schätzung aus dem Jahr 1846 kam auf 2 458 750 000 Pfund. Verstehen Sie, was das – verglichen mit dem Vermögen Ihres Stiefvaters – bedeutet?«
    »Ich war nie gut in Arithmetik«, erwiderte Astor mit scharfer Zunge.
    »Es ist …« Phillidas machte eine Pause, und Astor konnte sehen, wie sich seine Lippen bewegten, während er die Summe im Kopf ausrechnete. »Es ist 496 717 Mal die Summe. Beantwortet das Ihre Frage? Wie auch immer.« Phillidas presste seine Fingerspitzen erneut fest zusammen. »Die Kalkulation basiert sowieso auf einer unrealistischen Annahme. Wir haben keinerlei Grund anzunehmen, dass Sie auch nur irgendetwas von Ihrem Stiefvater erben werden. Er hätte Sie wohl kaum hier zurückgelassen, wenn er Sie als seine Erbin betrachtete. Das heißt, Sie könnten lediglich Ihren leiblichen Vater beerben, aber der war Musiker – und bedauerlicherweise arm wie eine Kirchenmaus.«
    »Mein Vater hat viele Male für König George höchstselbst aufgespielt. Und ihm wurde der Orden des Britischen Empire
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