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Sommerzeit

Titel: Sommerzeit
Autoren: Mari Jungstedt
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war das nicht ungewöhnlich. Er begann den Tag immer mit einem Lauf. Das Opfer hatte offenbar ein stabiles Familienleben, er und Vendela Bovide sind seit sechs Jahren verheiratet, sie haben zwei Kinder, einen Jungen von fünf und ein Mädchen von drei Jahren. Wir haben nur sehr kurz mit der Frau gesprochen, nachdem sie ihn identifiziert hatte. Sie steht unter schwerem Schock und wurde
ins Krankenhaus gebracht, wo sie über Nacht bleiben wird. Ich hoffe, morgen ausführlicher mit ihr sprechen zu können.«
    Karin legte eine kurze Pause ein und schaute in ihre Unterlagen, ehe sie weitersprach.
    »Der Leichnam wurde gegen halb zehn von zwei Jungen aus Stockholm gefunden, sie sind dreizehn Jahre alt, und ihre Eltern haben eine Hütte oben in der Feriensiedlung gemietet. Sie spielten in einer abgelegenen Ecke am Strand Fußball, beschlossen dann, zu baden und entdeckten dabei im Wasser den Toten. Sie schrien um Hilfe und mehrere Personen, die sich am Strand aufhielten, kamen dazu. Der Mann, der die Polizei informiert hat, ist der Vater eines der Jungen. Der Anruf ging um Viertel vor zehn bei der Zentrale ein. Die erste Streife war fünfundvierzig Minuten darauf vor Ort.«
    »Wie lange war er da schon tot?«, fragte Staatsanwalt Smittenberg.
    »Mindestens zwei Stunden, höchstens sechs«, antwortete Erik Sohlman.
    »Genau«, sagte Karin. »Es war also zu spät für Straßensperren oder ein Einstellen des Fährverkehrs. Natürlich werden weiterhin den ganzen Tag und Abend alle überprüft, die die Insel mit der Fähre verlassen. Was wissen wir sonst noch über Peter Bovide?«
    Karin beantwortete ihre Frage selbst.
    »Er ist vorbestraft, wenn auch wegen eines geringfügigen Vergehens. Eine Verurteilung wegen Körperverletzung aus den achtziger Jahren, da war er um die zwanzig. Ein Streit hier in der Stadt im Burmeister, die Türsteher wollten ihn nicht in die Disko lassen, und er schlug einen von ihnen nieder. Da er damals nicht vorbestraft war, kam
er mit einem Bußgeld davon. Er hat als Zimmermann gearbeitet und betrieb mit einem Kompagnon eine Baufirma, Slite Bygg, mit sechs festen Angestellten. Sein Kompagnon heißt Johnny Ekwall, wir werden ihn heute Abend vernehmen. Das ist bisher alles, was wir über das Opfer wissen. Was die Tat angeht, so haben wir bislang die Anwohner befragt, aber niemand hat etwas gesehen, die Schüsse dagegen wurden gehört. Ein Paar, das in der Nähe wohnt, hat zuerst einen Knall gehört und dann mehrere Geräusche, die sie für Schüsse hielten. Sie wurden davon geweckt, nach eigener Aussage gegen sechs Uhr heute Morgen. Sie tippten entweder auf Schießtraining oder auf Wilderer auf Kaninchenjagd, was in der Gegend offenbar häufig vorkommt. Wir vernehmen derzeit die Gäste und die Angestellten des Campingplatzes und der umliegenden Restaurants. Einige Gäste haben während des Tages den Campingplatz verlassen, und wir versuchen noch immer, sie zu erreichen. Da wir eine große Anzahl von Vernehmungen durchführen müssen, habe ich mich an die Zentrale Kriminalpolizei gewandt. Martin Kihlgård und einige seiner Kollegen werden schon morgen früh hier eintreffen.«
    »Gut«, sagte der Pressesprecher Lars Norrby. »Die werden wir auch brauchen.«
    Karin schaute kurz zu ihm hinüber. Es war unmöglich zu entscheiden, ob dieser Kommentar ironisch oder nur gut gemeint war. Ihr Streit über ihre Ernennung zu Knutas’ Stellvertreterin lag erst ein halbes Jahr zurück. Als der ältere Kollege erfahren hatte, dass der Posten Karin zufallen sollte, hatte er lautstarken Protest erhoben und einen großen Teil seiner Arbeitszeit damit verbracht, schlecht über Knutas und Karin zu reden. Außerdem hatten
sie ihn im Verdacht, der Presse Informationen zugespielt zu haben. Schließlich war er aus der Ermittlungsleitung entfernt worden. Jetzt war er nur in seiner Eigenschaft als Pressesprecher anwesend.
    Karin wollte glauben, dass aller Groll vergessen sei, aber sicher war sie sich nicht. Norrbys Miene verriet nichts über seine Gefühle. Doch sie war sich bewusst, dass ihre Neider jetzt, wo Knutas verreist war, freies Spiel hatten.
    Sie freute sich auf Martin Kihlgård. Karin hatte den Kommissar von der Zentralen Kriminalpolizei in Stockholm vom ersten Moment an sympathisch gefunden, als sie sich einige Jahre zuvor in Verbindung mit der Jagd auf einen Serienmörder erstmals begegnet waren.
    Sie wandte sich an Sohlman.
    »Erik, machst du weiter?«
    »Ja, sicher.«
    Sohlmann setzte sich an den Computer und gab
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