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Sommerzeit

Titel: Sommerzeit
Autoren: Mari Jungstedt
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Karin ein Zeichen, das Licht zu löschen. Auf der weißen Leinwand im hinteren Teil des Besprechungsraumes erschien nun eine Karte des Campingplatzes und des Sudersandwegs. Peter Bovides vermutliche Joggingroute war mit einer roten Linie gekennzeichnet.
    »Hier könnt ihr die Umgebung sehen. Der Campingplatz streckt sich über die ganze obere Hälfte aus. Der Wohnwagen der Familie Bovide stand ganz am Rand. Auf der anderen Seite des Zaunes führt der Fußweg entlang, der zum Strandrestaurant und zu der Hüttensiedlung führt. Peter Bovide hat sich nicht für den Weg entschieden, sondern ist gleich zum Strand hinunter gelaufen, dann ist er nach links abgebogen und dem Strand nach Norden gefolgt. Bei der Landspitze hat er kehrtgemacht,
und auf dem Rückweg ist er, nur wenige Kilometer vom Campingplatz entfernt, auf den Täter gestoßen.«
    »Woher wissen wir das?«, fragte Birger Smittenberg.
    Der Oberstaatsanwalt beim Bezirksgericht Gotland hatte schon in so vielen Fällen mit der Ermittlungsleitung zusammengearbeitet, dass er ihnen als natürliches Mitglied ihrer Gruppe erschien. Er sprach noch immer mit ausgeprägtem Stockholmer Akzent, obwohl er mit einer Gotländerin verheiratet war und seit mehr als zwanzig Jahren auf der Insel lebte.
    »Wir haben Peter Bovides Fußspuren auf dem Weg vom Wohnwagen zum Meer und am Strand identifiziert. Es war leicht, seiner Spur zu folgen.«
    »Habt ihr auch Fußspuren des Täters gefunden?«, fragte Karin.
    »Es gibt mehrere unterschiedliche Spuren, die infrage kommen. Die interessantesten stammen von Turnschuhen in Größe 41. Wir arbeiten noch daran. Ansonsten haben wir noch nichts gefunden.«
    »Keine Kugeln oder Hülsen?«
    »Nein, aber er hat ja offenbar eine ganze Menge Kugeln im Leib. Er wurde von nicht weniger als acht Schüssen getroffen. Der Gerichtsmediziner hat vor Ort eine Untersuchung vorgenommen, was ich jetzt sage, sind also nur seine und meine allerersten Eindrücke. Hoffentlich wird die Obduktion gleich morgen vorgenommen, und wir bekommen schon heute Abend einen vorläufigen Bericht.«
    »Gut«, sagte Karin. »Wie deutest du bisher die Verletzungen?«
    »Was den Schuss in die Stirn angeht, so können wir sehen, dass die Kugel in die Schädelknochen und danach ins
Gehirn eingedrungen ist und dort stecken blieb. So, wie die Verletzung aussieht, nehmen wir an, dass der Schuss aus nächster Nähe abgegeben worden ist. Entweder hat der Täter ihm die Waffe an die Stirn gedrückt oder die Pistolenmündung war wenige Zentimeter vom Kopf des Opfers entfernt.«
    »Wie kann man das erkennen?«, fragte Thomas Wittberg interessiert.
    »Dass es sich um einen Schuss aus nächster Nähe handelt, geht aus dem Eintrittsloch im Kopf des Opfers hervor. Es ist ziemlich groß und sternförmig. Die Ränder sind ausgefranst, wie ihr auf den Bildern seht. Das liegt daran, dass die Kugel eine Wolke von heißem Gas mit sich führt, die sie in den Körper begleitet, wenn der Schuss aus nächster Nähe abgegeben wird. Das Gas sammelt sich unter der Haut zu einer Blase und platzt in dem Moment, in dem die Kugel eindringt – ja, ungefähr wie ein Pickel, und das ergibt dann eine sternförmige Wunde. Außerdem bleiben am Einschussloch Schmauchspuren hängen, und einige haben wir auf der Stirn des Opfers gefunden.«
    »Obwohl er mehrere Stunden im Wasser gelegen hatte?«, fragte Wittberg.
    »Ja, das ist wie eine Tätowierung.«
    »Uääh«, murmelte Karin angewidert.
    Sie konnte nicht begreifen, wie Sohlman so scheinbar unberührt über die Verletzungen des Mordopfers sprechen konnte.
    »Der Schuss in die Stirn hätte ausreichen müssen, um ihn zu töten, wo der Täter so dicht vor ihm stand«, sagte Sohlberg jetzt.
    Das nächste Bild zeigte die Einschusslöcher im Bauch.
    »Wenn der Schuss in die Stirn zuerst abgegeben worden ist, muss der Mörder danach durchgedreht sein. Offenbar hat er sein ganzes Magazin geleert. Sieben Schüsse wurden auf den Bauch abgegeben, auch die aus nächster Nähe.«
    »Was bedeutet das?«, murmelte Karin. »Warum macht er so was?«
    »Mein erster Gedanke wäre Wut, wahnsinnige Wut«, sagte Wittberg. »Das hier ist jemand, der blindwütigen Zorn auf sein Opfer verspürte.«
    »Ja«, sagte Karin zustimmend. »Das sieht nach starken Gefühlen aus, sie müssen einander gekannt haben.«
    »Ich würde das unprofessionell nennen«, schaltete Sohlman sich ein. »Wenn man jemanden umbringen will, schießt man ihm doch nicht Unmengen von Kugeln in den Bauch. Dann ist die
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