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Sommerkussverkauf

Sommerkussverkauf

Titel: Sommerkussverkauf
Autoren: Jill Mansell
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Idee? Glaubt er, ich würde dann meine Meinung über ihn und Maddy ändern?«
    »Maddy wer? Ihre Tochter?« Erstaunt fragte Pauline McKinnon: »Was hat sie mit Kerr zu schaffen?«
    Dieses Mal war überdeutlich, dass sie keine Ahnung hatte, wovon Marcella sprach.
    »Was hat Kerr davon gehalten, dass sein Bruder für etwas ins Gefängnis wanderte, das er gar nicht getan hatte?« Marcella konnte ihre Stimme nur mit Mühe ruhig halten.
    »Er wusste es nicht. Er hat es erst diese Woche erfahren.«
    »Verachtet er Sie?«, wollte Marcella wissen.
    »Das hat er nicht gesagt.« Pauline McKinnon zuckte mit den Schultern. »Aber ich bin sicher, dass er das tut. Ebenso wie Den. Ich mache ihnen keinen Vorwurf. Ich verachte mich selbst.«
    »Sie waren betrunken. Sie haben unsere Tochter umgebracht.« Marcellas Stimme hob sich, weil sie nun keinen Zweifel mehr daran hegte, dass Pauline McKinnon die Wahrheit gesagt hatte. »Sie haben Ihren eigenen Sohn gezwungen, die Schuld auf sich zu nehmen.«
    »Und ich habe seither jeden einzelnen Tag darunter gelitten.«
    »Gut«
, zischte Marcella mit funkelnden Augen. »Sie ahnen gar nicht, wie glücklich mich das macht. Ich hoffe, Sie verrotten in der Hölle für das, was Sie uns
und
ihm angetan haben.«
    »Es tut mir leid.«
    »Und Sie brauchten elf Jahre, um das zu sagen!«
    »Ich wollte es sagen, ich schwöre, ich wollte es.« Pauline McKinnon schluckte unter Mühen. »Vor der Verhandlung durfte ich es nicht. Und danach ging Kerr eines Tages zu Ihrem Haus und wollte sich entschuldigen, aber Sie waren nicht da, nur Ihr Ehemann, und der wollte nichts davon hören. Er weigerte sich, Kerr anzuhören und schrie, er solle gehen. Wie hätte ich nach einer solchen Reaktion dasselbe versuchen sollen? Ich konnte keinem von Ihnen beiden gegenübertreten. Sie hassten uns ohnehin schon genug, ohne dass Sie wussten, was ich wirklich getan hatte. Es war leichter, alles zu verdrängen«, schloss sie müde. »Und stattdessen einen weiteren Drink zu kippen.«
    »Sehen Sie mich an«, befahl Marcella, weil Pauline McKinnon ihrem Blick auswich. »Können Sie begreifen, wie sehr wir April geliebt haben?«
    Pauline zwang sich aufzuschauen und nickte stumm.
    »Eigentlich glaube ich nicht, dass Sie das können.« Marcellas Stimme war kalt. »Aber lassen Sie mich Ihnen eines sagen: Sie war uns ebenso kostbar wie unsere anderen Kinder. Ich würde alles, was ich besitze, dafür hergeben, sie noch ein Mal im Arm halten zu können. Die Tatsache, dass April an einer Hirnlähmung litt, war nicht ihre Schuld und machte keinerlei Unterschied in unseren Gefühlen. Und dennoch schienen Sie zu denken, dass wir kein Recht hätten, verzweifelt zu sein, weil es
ja nicht so sei, als wäre sie normal gewesen

    »Das habe ich nicht gesagt«, krächzte Pauline McKinnon, »das schwöre ich.«
    »Das wurde uns aber so zugetragen.« Marcella klang trotzig.
    »Vor dem Gericht? Ich erinnere mich. Ich hörte, wie jemand das sagte, aber das war nicht ich. Ich habe Ihnen den ganzen Nachmittag die Wahrheit gesagt, warum sollte ich jetzt anfangen, zu lügen? Mit etwas Glück bin ich Ende nächster Woche tot. Was ist denn mit Ihnen los?« Ihr umnebelter Blick war zu Marcellas Bauch gewandert. Marcella merkte, dass sie ihren Bauch, ohne es zu merken, sanft gerieben hatte.
    »Nichts.« Es war die Wahrheit; sie verspürte keinerlei Schmerz oder Unbehagen. Ihre Familie würde einen Anfall bekommen, wenn sie wüsste, dass sie das Risiko eingegangen war, Pauline McKinnon hier gegenüberzutreten, aber sie hatte es ohne Probleme durchgestanden. Ein innerer Instinkt versicherte Marcella, dass es ihrem Baby gut ging.
    »Ich bin müde«, erklärte Pauline McKinnon reizbar.
    »Ich werde Ihnen nicht vergeben, falls Sie mich deswegen haben sehen wollen.«
    »Ich wollte Sie überhaupt nicht sehen. Das war Dens Idee, nicht meine.«
    Marcella betrachtete sie in einer Mischung aus Hass, Ekel und Verachtung. Und auch Mitleid. Aber nicht für Pauline McKinnon.
    Marcella wandte sich zum Gehen und sagte: »Denken Sie an meine Tochter April.«

58 . Kapitel
    Vor dem Gebäude atmete Marcella mehrmals tief die lange benötigte Frischluft ein. Eine warme Brise kräuselte das Vorderteil ihrer weitsitzenden, dunkelblauen Bluse. Die gepflegte Gartenanlage lag verlassen, abgesehen von einer einsamen Gestalt auf einer Bank unter einem großen Zedernbaum in einiger Entfernung.
    Aber sie wusste sofort, um wen es sich handelte. Ohne zu zögern stieg sie die Steintreppe
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