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Sommerkuesse

Titel: Sommerkuesse
Autoren: Sara Ryan
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o-ton: »ich fühle mich auf der bühne wohler, wenn ich nicht sprechen muss.«
    • gleicher büchergeschmack (herr der ringe, madeline l’engle, ursula k. leguin)
    • wir waren in der grundschule alle gleich todunglücklich.
    • keine von uns geht auf schulbälle (battle hat erzählt, in der unterstufe sei sie mal kurz davor gewesen, auf einen zu gehen, aber als sie zehn meter vor der schule stand und die grauenhafte musik gehört hat, sei sie wieder umgedreht und nach hause gegangen).
    • unsere eltern sind schon verhältnismäßig alt.
    • wir haben alle drei gerade unsere tage (also, wenn das kein kosmischer zufall ist!!).

15. Juni, 7:30 Uhr, in meinem Zimmer
    Ich bin so müde, dass ich es beinahe nicht schaffe, den Arm zu heben, um auf die Schlummertaste meines brandneuen Weckers zu drücken, aber dann bin ich mit einem Schlag hellwach, weil mir der paranoide Gedanke kommt, ich könnte ihn gestern Nacht falsch gestellt haben und zu spät ins Seminar kommen. Eigentlich sollte man meinen, ich wäre mit meinen fast sechzehn Jahren in der Lage, einen stinknormalen Wecker zu stellen, doch das ist ein Irrtum.
    Aber es ist tatsächlich erst halb acht – und zwar morgens und nicht etwa abends. Also hieve ich meinen müden Körper aus dem Bett, tappe durchs Zimmer und betrachte mich im Spiegel neben der Tür. Meine Haare sehen okay aus – das ist der Vorteil von langen, glatten, langweiligen Haaren. Der Nachteil ist, dass sie dann leider auch lang, glatt und langweilig sind. Und kein bisschen rot, obwohl ich vor ein paar Wochen zwei Stunden mit Henna drauf und um den Kopf gewickelter Alufolie und Handtüchern rumgelaufen bin. Anscheinend will mein Haar einfach braun bleiben, und sämtliche Versuche, es umzustimmen, sind zum Scheitern verurteilt.
    Was Battle und Katrina heute wohl anziehen?
    Ich suche mir ein schwarzes T-Shirt raus und entscheide mich nach kurzem Nachdenken für die schwarzen Shorts von gestern. Die sehen zwar irgendwie ein bisschen blöd aus – zu kurz und nicht weit genug -, aber das T-Shirt ist so lang (ich hab es Dad mal geklaut), dass das nicht so auffällt. Für Sandalen ist es wahrscheinlich noch ein bisschen kühl, deshalb
ziehe ich grüne Socken und dazu die grünen knöchelhohen Turnschuhe an. Meine Eher-nicht-Freundin Margaret würde jetzt sagen: »O, Mann, Nic, wenn jemand zur Bühnenarbeiterin geboren ist, dann du – sag mal, besitzt du überhaupt einen Rock?«
    Bühnenarbeiter tragen nämlich grundsätzlich schwarz, damit das Publikum sie bei Umbauten auf der Bühne nicht sieht. Und dass man sich keinen Rock anzieht, wenn man auf langen Leitern zum Arbeitssteg hochsteigen muss, um Scheinwerfer zu befestigen, versteht sich ja wohl von selbst.
    Als ich in den Frühstücksraum komme, stelle ich fest, dass Isaac und ich beinahe Partnerlook tragen, was mir ziemlich peinlich ist. Der einzige Unterschied zu mir ist, dass er Sandalen anhat. Kevin ist nirgends zu sehen – wahrscheinlich ist er Langschläfer.
    Battle trägt eine ärmellose dunkelblaue Bluse, beige Leggings und braune Stiefel. Katrina ein weißes Kleid mit schwarz aufgedruckten Menschen und Gebäuden – so eine Art Stummfilm zum Anziehen -, dazu eine neongrüne Strumpfhose und lila Doc-Martens-Stiefel. Die Haare hat sie sich mit silbern besprühten Wäscheklammern hochgesteckt.
    Ich sehe gegen sie voll spießig aus. Wahrscheinlich wollen die beiden gar nichts mehr mit mir zu tun haben.
    »Hey, Nic! Hierher!«, brüllt Katrina.
    Ich kann gar nicht mehr aufhören zu grinsen.
     
    Passenderweise findet das Archäologieseminar unter der Erde statt, im Kellergeschoss. Ich zähle mehr Tische als Menschen; wir sind höchstens zwanzig Leute im Kurs.
    Unsere Dozentin – oder besser gesagt »Professorin« (was
ziemlich beeindruckend ist, weil die meisten anderen Kurse nämlich nur von Assistenten gehalten werden) – sitzt mit übereinander geschlagenen Beinen auf der Tischkante und hält einen Kaffeebecher aus dem Frühstücksraum in der Hand.
    An der Tafel hinter ihr steht in großen, krakeligen Buchstaben ihr Name: Ms Fraser. Sie streicht sich eine braune Locke aus den Augen und sagt: »Das hier ist das Seminar für Archäologie. Falls jemand etwas anderes erwartet hat, kann er oder sie jetzt noch unauffällig verschwinden. Übrigens muss das niemandem peinlich sein, wir haben uns alle schon mal in den falschen Raum gesetzt.«
    Niemand geht. »Umso besser«, fährt sie fort. »Dann schlage ich vor, wir beginnen mit einer
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