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Sommergayflüster

Sommergayflüster

Titel: Sommergayflüster
Autoren: Bernd Auzinger , Laurent Bach , Stephan Klemann , Yara Nacht , Roy Francis Ley , Alec Cedric Xander
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Blöße geben, nicht reiten zu können.
    Natürlich konnte ich mich nicht länger halten. Es grenzte an ein Wunder, bis jetzt nicht aus dem Sattel gefallen zu sein. Schon knallte ich auf dem Schotterweg auf. Die Hufen schlugen nur wenige Zentimeter neben mir ein.
    „Tickst du noch ganz richtig?“, schrie Viktor und lief dem davongaloppierenden Gaul hinterher. „Das Tier hat dir überhaupt nichts getan!“
    Verwirrt starrte ich ihm nach. Hallo? Ich war gerade von einem Riesenvieh gefallen und er beschimpfte mich? Hatte ich nicht zumindest ein wenig Mitleid verdient?
    „Sind Sie verletzt?“, fragte mich der Reitlehrer und beugte sich zu mir. Die zahlreichen Gäste gruppierten sich um mich. Die Kinder lachten.
    Na großartig. Nun war ich bis zum Ende meines Urlaubs der Idiot, der nicht reiten konnte.
    „Ich denke nicht“, keuchte ich und richtete mich auf. Mein Hintern schmerzte höllisch. Meine Handflächen waren durch den Schotter aufgerissen und bluteten.
    „Sind Sie sicher? Brauchen Sie einen Arzt?“ Der Lehrer bemühte sich wirklich um mich, obwohl ich ihm ansah, dass auch ihm mein Verhalten missfiel.
    „Nein, danke“, sprach ich und blickte an mir hinunter. Meine Reithose war zerrissen und voller Schmutz. „Ich werde mich etwas hinlegen.“
    „Bis auf Weiteres hast du Reitverbot“, brüllte Viktor plötzlich hinter mir. Verblüfft drehte ich mich um. An seiner Seite lief friedlich der Gaul. Man konnte sich kaum vorstellen, dass er Minuten vorher noch durchgegangen war.
    Ich nickte nur und stolzierte über den Hof. Mein ganzer Körper schmerzte, doch ich wollte dem verfluchten blonden Landwirt nicht die Genugtuung verschaffen, mich verletzt zu sehen. Wie ein stolzer Gockel marschierte ich zum Haus, um mich danach wie ein kleines Kind auf mein Zimmer zu verziehen.
     
    ***
     
    „Scheiße“, fluchte ich und wälzte mich auf die andere Seite. Mein Hintern fühlte sich blau an. „Blöder Urlaub!“
    Mürrisch rollte ich mich wieder herum und quälte mich aus dem Bett. Ich brauchte etwas zu trinken. Die schwüle Nachmittagshitze hatte sich trotz der geschlossenen Jalousien in mein Schlafzimmer gebahnt. Ich hätte nach unten gehen können, um mir Mineralwasser zu besorgen, doch mein Stolz ließ mich in meinem Zimmer bleiben.
    Ich stolperte ins Bad und füllte mein Wasserglas. Als ich mich zurück in mein Bett schleppte, klopfte es an der Tür.
    Na toll. Ich wollte keinen Besuch. Ich wollte einfach meine Ruhe.
    Es klopfte wieder.
    „Ja doch“, schimpfte ich und öffnete fluchend. „Herrgott, was ist?“
    „Ich …“ Viktor stand mit einem Essenstablett vor mir und gaffte mich dümmlich an. Ich folgte seinem Blick und sah an mir hinunter. Ich trug nur schwarze Pants.
    „Was willst du?“, knurrte ich und nahm einen Schluck von meinem Wasser.
    „Ich habe dir das Mittagessen aufgewärmt. Du bist nicht nach unten gekommen!“, fand er endlich seine Sprache wieder und riss sich von meiner nackten Brust los.
    „Mag sein“, gab ich zurück und humpelte zu meinem Bett. Er folgte mir. Mit dem Bein stieß er die Tür zu und stellte dann das Tablett ab.
    „Wie geht es dir? Bist du verletzt?“, fragte er, ohne mich anzusehen.
    Ich ließ mich aufs Bett fallen. „Nein, es geht mir bestens!“
    „Die Pferde sind es nicht gewohnt, dass sie geschlagen werden. Das musst du verstehen“, murmelte er.
    „Soll das eine Entschuldigung sein?“, motzte ich und trank mein Glas leer.
    „Vielleicht“, sprach er und fixierte mich.
    „Das fällt dir aber reichlich spät ein!“ Trotzig erhob ich mich wieder. Ich brauchte mehr Wasser.
    „Du musst zugeben, dass ich allen Grund habe, sauer zu sein“, antwortete er. „Dennoch bist du mein Gast, und ich bin für dich verantwortlich.“
    „Wieso hast du einen Grund sauer zu sein?“, rief ich sofort. „Ich bin von deinem verdammten Teufelsgaul gefallen, nicht du!“
    „Du hast ihn geschlagen! Außerdem spreche ich nicht davon.“
    Wütend wollte ich zurückbrüllen, doch er hatte recht.
    „Was du …“, begann Viktor, unterbrach sich aber. Er kaute auf seiner Unterlippe und steckte die Hände in seine Jeans. „Was du getan hast, hat mich wütend gemacht … und auch eine Spur verletzt.“
    „Tut mir leid, ich wollte das Tier nicht schlagen. Keine Ahnung, warum …“, antwortete ich und machte mich in Richtung Bad auf. Doch Viktor nahm mir das Glas aus der Hand.
    „Leg dich hin. Ich mach das.“
    Dankend nickte ich und ließ mich wieder in meine Kissen fallen.
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