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Sommerfrische – Verbotene Kuesse im Mondschein

Sommerfrische – Verbotene Kuesse im Mondschein

Titel: Sommerfrische – Verbotene Kuesse im Mondschein
Autoren: Nicola Cornick
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Unheil verhüten!”
    Sobald Annis allein in der Loge war, lehnte sie sich zurück und schloss die Augen. Unvermittelt hatte sie jedoch den Eindruck, dass jemand sie beobachtete, öffnete die Augenlider und sah im Parterre den Vetter mit der Viscountess Tilney sprechen, die halb hinter einer Säule verborgen war. Lord Ashwicks Schwester, eine dunkelhaarige, temperamentvolle Schönheit, trug eine exquisite Abendrobe. Es verwunderte Annis, dass ihr Cousin und Lady Tilney auf so vertrautem Fuß standen, da er schließlich der Anwalt des Mannes war, der ihren Gatten ruiniert hatte.
    Einen Moment später fiel ihr der neben der Säule stehende Earl of Ashwick auf, der sie, wie sie merkte, gespannt beobachtete. Als ihre Blicke sich trafen, verneigte er sich leicht, setzte sich dann in Richtung ihrer Loge in Bewegung.
    Annis war verwirrt und konnte sich nicht erklären, warum sie derart von ihm beeindruckt war. Nervös zupfte sie an ihrer Bayadère, klappte fahrig den Fächer auf und zu und starrte zur anderen Seite des Theaters, um ihre Beunruhigung zu verhehlen. Hoffend, Lord Ashwick möge nicht zu ihr kommen, sah sie sich jedoch sehr schnell getäuscht.
    “Guten Abend, Lady Wycherley”, grüßte Adam beim Betreten ihrer Loge.
    Sie zuckte leicht zusammen und drehte sich unbehaglich zu ihm um. “Guten Abend, Sir”, erwiderte sie steif. “Was verschafft mir die Ehre?”
    “Gestatten Sie, dass ich mich einen Moment zu Ihnen setze?”, fragte er höflich.
    “Bitte”, antwortete sie irritiert, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass er an ihr Interesse bekundete. Sein Wunsch, mit ihr zu plaudern, überraschte sie, und noch mehr der forschende Ausdruck in seinen Augen. Als sie ihm in der Posthalterei begegnet war, hatte sie sich höchst unverhofft zu ihm hingezogen gefühlt. Nach der unglücklich verlaufenen, zu früh eingegangenen Ehe mit John hatte es keinen Mann mehr in ihrem Leben gegeben, und diesen Zustand gedachte sie auch nicht zu ändern. Daher befremdete es sie, dass der Earl of Ashwick sie dermaßen aus dem inneren Gleichgewicht bringen konnte.
    “Wie ich gehört habe, waren Sie seit einigen Jahren nicht mehr in der Stadt”, begann er die Unterhaltung.
    “Das stimmt”, bestätigte sie mit leicht gezwungenem Lächeln. “Aber obwohl ich nicht viel Zeit hier verbringe, werde ich Harrogate stets als meine Heimatstadt betrachten. Und wie sagt Ihnen der Aufenthalt zu?”
    “Nun, für eine Weile kann man es in Harrogate aushalten”, antwortete Adam und schaute Lady Wycherley gespannt an.
    Es kam ihr vor, als habe er die ersten Züge in einem Spiel unternommen, das er bis zum Ende fortzusetzen gedachte. Entschlossen, sich von ihm nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, erkundigte sie sich in beiläufigem Ton: “Gefällt es Ihnen nicht in Yorkshire?”
    “Oh, doch!”, sagte Adam ehrlich. “Die Landschaft ist sehr reizvoll. Harrogate hat jedoch nicht viel zu bieten. Und zudem trifft man bei allen Festivitäten stets dieselben Leute.”
    “Das ist in London doch nicht anders”, erwiderte Annis erstaunt.
    “Ich stimme Ihnen zu”, räumte Adam mit verlegenem Lächeln ein. “Die Saison dort unterscheidet sich kaum von der in einer anderen Stadt. Aber in London weiß ich, wo ich mich am besten mit meinen Freunden amüsieren kann.”
    “Es hat sich herumgesprochen, welchen Vergnügungen Sie mit ihnen nachgehen”, äußerte Annis kühn und war froh, dass sie ihn mit ihrer Offenheit anscheinend nicht gekränkt hatte. Er schmunzelte, und auch sein Blick war belustigt. Wahrscheinlich war es ohnehin schwer, ihn aus der Fassung zu bringen, da er über genügend Lebenserfahrung verfügte. Und dieser Gedanke erzeugte Annis noch mehr Unbehagen. Zudem drückte Lord Ashwicks Blick so etwas wie Bewunderung aus. Jäh hoffte sie, den besten Eindruck auf den Earl zu machen, rief sich indes sogleich zur Ordnung, weil es äußerst unangebracht war, sich zu wünschen, er möge sie attraktiv finden.
    “Sie halten sich oft in London auf, nicht wahr, Madam?”
    “Ja.”
    “Dann finde ich es verwunderlich, dass wir uns dort noch nie begegnet sind.”
    “So seltsam ist das nicht”, widersprach Annis. “London ist groß, und der Feste gibt es viele. Folglich muss man sich nicht zwangsläufig über den Weg laufen.”
    “Wie wahr”, stimmte Adam zu. “Nun, in dieser Hinsicht ist eine Kleinstadt von Vorteil. Hier kennt jeder jeden, und man kann es nicht vermeiden, sich hin und wieder zu sehen. Daher war es eine
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