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Sommerflimmern (German Edition)

Sommerflimmern (German Edition)

Titel: Sommerflimmern (German Edition)
Autoren: Mina Krämer , Sophie Berger
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geweckt werde. Der ewig gleiche nervige Traum. Ich schleppe mich und mein Bettzeug in Annas Schlafzimmer und lege mich leise neben sie. Mit ihrem gleichmäßigen Atem neben mir, finde auch ich endlich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

    G eweckt werde ich von den Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch die Ritzen der roten Vorhänge direkt auf mein Gesicht finden. Ich blinzle. Viel zu hell.
    Ich drehe mich auf die andere Seite und öffne die Augen – Anna ist nicht da. Ich will gerade aufstehen, um nach ihr zu sehen, da höre ich Geräusche aus der Küche. Gekrame, Gerumpel, das Klingen von Geschirr und das angestrengte Brummen der Espresso-Maschine. Ich lasse mich in die Kissen zurückfallen.
    Für einen Moment ist es ganz still, bis plötzlich der Klang einer Gitarre aus dem Wohnzimmer herüberweht. Anna hat eine CD eingelegt. Nach ein paar Takten erkenne ich die sanfte Stimme von Françoise Hardy. Herrlich, denkeich, gähne lang und geräuschvoll, strecke mich ausgiebig und fühle mich hervorragend. Für drei Sekunden. Dann rammt mir die Erinnerung an den Vorabend einen heftigen Schlag mitten in die Magengrube. Reflexartig ziehe ich die Beine eng an meinen Oberkörper, umschlinge sie mit meinen Armen, drücke mein Kinn an die Knie und stöhne auf.
    »Ohhh herrjeeee, was mache ich denn jetzt … ohhhhhohohoooo … Annaaaa …«
    Trotz der Musik scheint sie mich gehört zu haben. Vielleicht ist es auch nur gutes Timing, denn Anna erscheint mit einem voll beladenen Tablett in der Schlafzimmertür.
    »Na, Süße, hast du gut geschlafen?«
    »Ohohohohooooo …«
    »Schluss mit dem Geheule, Charlie, jetzt wird gefrühstückt und danach überlegen wir, was zu tun ist.«
    Sie wirft ihre Bettdecke auf eine große alte Holztruhe, die an der gegenüberliegenden Wand steht, und schiebt das Tablett in die Mitte des Bettes.
    Langsam löse ich mich aus meiner embryonalen Haltung und beäuge das Tablett. Toast, Rührei, Orangensaft, verschiedene Käse, merkwürdig aussehende kleine Dinger, vielleicht Würstchen, Milchkaffee mit reichlich aufgeschäumter Milch und eine schmale Vase, in der eine pinke Gerbera steht.
    »Das ist so lieb von dir. Wirklich. Aber ich habe überhaupt keinen Appetit.« Ich seufze tief. »Überhaupt keinen.«
    »Na gut, kann ich verstehen. Aber trink wenigstens den Kaffee.«
    Ich schütte einen Haufen Zucker auf den Milchschaumberg und schaue ihm zu, wie er langsam in den Kaffee sinkt. Dabei denke ich an Alexander. Wie es ihm jetzt wohl geht? Miserabel, klar. Wie sonst. Wird er mich verstehen, wenn ich ihm erkläre, dass – ja, was denn überhaupt? Was zum Kuckuck war los mit mir? Er liebt mich und ich …
    »Charlie, sprich doch einfach mit mir. Bevor dein Kopf noch implodiert.«
    Anna lächelt sanft, das klare Grün ihrer Augen beruhigt mich. Sie setzt sich neben mich und legt mir einen Arm um die Schulter.
    »Ach, Anna. Es ist alles so furchtbar, ich habe ihn einfach stehen lassen … ich meine, er wird sich jetzt grässlich fühlen. Wegen mir! Und dabei hätte ich doch einfach nur Ja sagen müssen!«
    »Jetzt mal langsam, Charlie! Was heißt denn hier ›einfach nur Ja sagen‹? Offensichtlich wolltest du nicht ›einfach Ja sagen‹. Und soll ich dir mal sagen, was ich denke?«
    »Was denn?«
    »Du hast das einzig Richtige getan.«
    Entsetzt schaue ich sie an, befreie mich aus ihrem Arm und springe auf.
    »Das einzig Richtige?! Soll das ein Witz sein!? Ich habemeinen Freund wie einen Idioten vor allen Leuten stehen lassen, und du hättest mal meinen Vater sehen müssen, ich meine, seinen Blick und dann meine Mutter! Ihre Stimme gestern am Telefon. Ich habe sie alle furchtbar verletzt! Und ich muss das jetzt irgendwie wiedergutmachen! Ich rufe jetzt auf der Stelle Alexander an – nein, erst meine Mutter und dann …«
    »Charlotte! Beruhig dich, setz dich und hör mir zu!«
    Es ist lange her, dass Anna mich Charlotte genannt hat. Sie zieht mich auf das Bett und sieht strenger aus als Frau Arens in ihren schlimmsten Momenten.
    »Hör mal zu: Denkst du eigentlich auch nur einen Moment mal an dich selbst? Erstens ist es vollkommen egal, was deine Eltern über die ganze Sache denken, weil es verdammt noch mal dein Leben ist! Zweitens bist du erst 18 Jahre alt – seit gestern! Wie kann irgendjemand von dir erwarten, jetzt so eine Entscheidung zu treffen: heiraten! Mit 18! Ich bitte dich, wo leben wir denn? Und drittens solltest du mal darüber nachdenken, dass du Alexander vielleicht gar nicht
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