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Sommerflimmern (German Edition)

Sommerflimmern (German Edition)

Titel: Sommerflimmern (German Edition)
Autoren: Mina Krämer , Sophie Berger
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hören, wenn auch weniger deutlich als vorher.
    »… und deshalb möchte ich dich, meine geliebte Charlotte, jetzt bitten, diesen Heiratsantrag anzunehmen und meine Frau zu werden. … Komm zu mir, mein Schatz! Ich habe hier etwas für dich.«
    Er hält etwas hoch in die Luft, ich kann es nicht wirklich erkennen. Es ist so klein, dass es zwischen Zeigefinger und Daumen passt und schimmert ein wenig im Licht … verdammt! Das muss ein Verlobungsring sein!
    Das Rauschen ist wieder da, wird lauter und lauter. Ich sehe Alexander strahlend und erwartungsvoll auf der Bühne stehen, in der einen Hand den Ring, die andere in meine Richtung gestreckt. Alle starren mich an. Natürlich starren mich alle an. Wahrscheinlich ist es ganz still, aberich kann eh nichts hören, nur Rauschen. Als würde ich in den Niagarafällen eine Dusche nehmen. Außerdem bin ich irgendwie gelähmt, kann mich weder bewegen, noch etwas sagen. Das Einzige, das ich vor meinen Augen noch erkennen kann, ist Alex. Sein Mund lächelt nach wie vor, doch seine Augen spiegeln diesen viel zu langen Augenblick. Der Arm, den er mir entgegenstreckt, senkt sich langsam. Verdammt, was mache ich hier eigentlich?
    Geradezu schlagartig löst sich meine Lähmung, mein Glas gleitet mir aus der Hand, fällt zu Boden. Dieses entsetzliche Rauschen in meinem Kopf wird ersetzt durch das nervöse Murmeln der Gäste. Was noch viel schlimmer ist als das Rauschen.
    Ich drehe mich zu allen Seiten, schaue umher, ohne zu wissen, wonach ich überhaupt suche. Ich sehe meinen Vater, wie er sich langsam einen Weg durch die Anwesenden bahnt und auf mich zukommt. Seinen Blick kenne ich nicht, er erschreckt mich. Seine Augen sind weit aufgerissen. Er sieht aus, als wäre er gerade einer ganzen Armee von Poltergeistern begegnet. Auch er hat einen Arm nach mir ausgestreckt.
    Lauf! , brüllt es in meinem Kopf. Und ich renne los.

    A ls ich aus den Blickwinkeln aller verschwunden bin, reiße ich mir meine hochhackigen Schuhe von den Füßen, schmeiße sie in einen Rosenstrauch und spurte, so schnell es geht, Richtung Tor.
    Ich renne an dem Geburtstagsgeschenk meiner Eltern vorbei, einem Auto, doch die Schlüssel liegen natürlich im Haus. Ich höre, wie jemand meinen Namen ruft, aber das macht mich nur noch schneller. Ich öffne das Tor, renne nach rechts Richtung Kreuzung und habe Glück. Ein freies Taxi fährt gerade vorbei, ich winke wild mit beiden Armen und lasse mich kurz darauf auf die Rückbank fallen. Einen Moment lang kann ich den Taxifahrer nur keuchend durch den Rückspiegel anstarren. Doch dann sehe ich neben seinen Augen im Spiegel, wie jemand aus dem Eingang unseres Grundstücks auf den Bürgersteig tritt.
    »Prenzlauer Berg! Schönhauser Allee. Schnell, bitte!«
    Ohne ein Wort beschleunigt er filmreif den Wagen und ich werde tief in die Polster gedrückt. Ich fummle gerade an dem Gurt herum, um mich anzuschnallen, als mir mit Schrecken etwas einfällt.
    »Ähm, ich habe überhaupt kein Geld.«
    Froh mich angeschnallt zu haben, werde ich prompt aus dem Sitzpolster nach vorne gerissen. Das Taxi steht wieder.
    »Wie, Sie ham keen Jeld!?«
    Der Taxifahrer dreht sich zu mir um, mustert mich von oben bis unten. Sein Blick bleibt an meinen nackten Füßen hängen. Ich schiebe meine Füße unter den Vordersitz und verschränke die Arme vor meiner Brust.
    »Na, dann mal schönen Abend noch, Frolleinchen. Raus hier!«
    Frolleinchen? Was zum …? Egal, ich muss hier weg.
    Widerwillig löse ich das Armband von meinem Handgelenk und halte es ihm hin.
    »Was ist hiermit? Reicht das?«
    Eigentlich müsste ich dafür auch bis nach Paris fahren können. Ich habe es vor zwei Jahren von meinen Eltern zum Geburtstag bekommen.
    Bevor er mir antwortet, mustert er das Schmuckstück einen Moment.
    »Jeht klar.«
    Er startet den Wagen wieder und ich lasse mich erleichtert in den Sitz sinken.
    Vor Annas Haus angekommen, renne ich über den Bürgersteig zum Eingang und klingle Sturm. Mein Herz poltert einen wilden Rhythmus. Sei da, sei bitte, bitte da! Das Summen des Türöffners ertönt und augenblicklich schießen mir Tränen in die Augen.
    Ich renne die Treppen hoch, nehme zwei auf einmal, stolpere, weiter, weiter, bis ich atemlos den vierten Stock des Altbaus erreiche. Die Wohnungstür ist geöffnet, aber Anna ist schon wieder in ihre Wohnung zurück. Atemlos taumle ich hinein, suche Anna und finde sie in ihrer Küche. Sie steht an der Espresso-Maschine, mit dem Rücken zu mir.
    »Anna.«
    Sie
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