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Sommerflimmern (German Edition)

Sommerflimmern (German Edition)

Titel: Sommerflimmern (German Edition)
Autoren: Mina Krämer , Sophie Berger
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Treppe erblickt, bleibt er kurz stehen und sieht mich an.
    »Charlotte! Du siehst … wunderschön aus!«
    Er streckt mir seine Arme entgegen, während er zum Treppenabsatz vorkommt.
    Ich muss unwillkürlich an Vom Winde verweht denken und unterdrücke ein Lachen, indem ich einmal tief Luft hole. Dann halte auch ich ihm meine Hände hin und als ich ihn erreiche, gibt er jeder einen Kuss.
    »Danke, du siehst auch toll aus, Alex.«
    Er hält mir seinen angewinkelten Arm hin, ich hake mich ein und wir gehen gemeinsam in den Garten, in dem sich mittlerweile schon einige der Gäste versammelt haben.

    D er Abend verläuft entspannter und angenehmer, als ich erwartet hatte. Klar, ich rede die ganze Zeit, werde von einem Gast zum nächsten geschoben, und eigentlich mag ich keinen Small Talk, vor allem nicht in diesen Mengen, aber mir gefällt die Atmosphäre. Meine Mutter hat sich in der Organisation und Auswahl aller Details selbst übertroffen. Ich fühle mich wohl und bin beschwingt von Champagner und lauer Sommerluft. Alexander weicht mir kaum von der Seite, ist aufmerksamer denn je. Was mich ein wenigwundert, denn normalerweise lässt er sich solche Gelegenheiten nicht entgehen, um mit den Geschäftspartnern unserer Eltern zu fachsimpeln, Kontakte zu knüpfen oder zu vertiefen. Ich frage mich gerade, ob ich mir zur Feier des Tages ein weiteres Glas Champagner gönnen soll, als plötzlich die Musik verstummt. Ich höre das rhythmische Klingen eines Glases.
    »Liebe Gäste, liebe Familie!«
    Auf der Bühne, die im Pavillon für die Musiker aufgebaut worden ist, entdecke ich meinen Vater. Er strahlt über das ganze Gesicht und hält seinen Champagner hoch erhoben wie eine Fackel. Ich glaube, er ist auch nicht mehr ganz nüchtern.
    »Heute freue ich mich wirklich außerordentlich, euch hier alle versammelt zu sehen, denn heute ist ein ganz besonderer Tag für Hiltrud und mich. Und natürlich vor allem für unsere liebe Charlotte …«
    Während mein Vater sich in einer Aneinanderreihung meiner liebenswürdigsten Eigenschaften und – noch viel schlimmer – lustiger Anekdoten meiner Kindheit ergießt, schlendert ein Kellner vorbei. Schnell schnappe ich mir ein weiteres Glas Champagner. Gott, ist das peinlich, denke ich, alle starren abwechselnd mich und meinen Vater an, glucksen und freuen sich, dass ich als Kleinkind angeblich mal das Katzenklo der Nachbarn ausprobiert haben soll. Ich taste nach seinem Arm, um mich an Alex festzuhalten, doch er ist urplötzlich verschwunden. Ich schaue michum, kann ihn aber nirgends entdecken. Mist. Schade, dass Anna nicht hier ist.
    »… und nun, liebe Gäste, möchte ich euch um einen weiteren Augenblick eurer geschätzten Aufmerksamkeit bitten – aber nicht für mich!«
    Mein Vater winkt jemandem zu, der nun offenbar auf die Bühne kommen soll. Jäh ändert sich die gesamte Beleuchtung, die des Gartens wird gedimmt und um die Bühne leuchten hunderte kleiner funkelnder Lämpchen auf, sodass der gesamte Pavillon an eine riesige Kristallkugel erinnert. Die Musiker beginnen mit einer leichten, zarten Melodie.
    Wunderschön, denke ich, wiege mich zu der Musik hin und her und nippe an meinem Champagner. Doch was ist das? Fast spucke ich den Champagner wieder aus, als ich sehe, wer nun die Bühne betritt. Alexander!
    Ich verschlucke mich fürchterlich, huste wie ein alter Kater bis mir irgendjemand lachend auf den Rücken klopft. Ich glaube, es ist Tante Barbett.
    Alle scheinen mich anzusehen, ich spüre ein Glühen in meinen Wangen, was mich so sehr ärgert, dass mein Gesicht von Zartrosa zu Kirschrot wechselt.
    Alexander geht zum Mikrofon und räuspert sich geräuschvoll. Ein heiteres Murmeln geht durch die Reihen der Gäste.
    »Liebe Charlotte, ich weiß, du möchtest jetzt am liebsten auf der Stelle in euer Haus rennen …«
    Gelächter um mich herum. Er hat recht. Was soll das alles überhaupt? Ich bin 18 geworden, na und? Er weiß ganz genau, dass ich nicht gerne im Mittelpunkt stehe.
    »… doch ich bitte dich, lass dich darauf ein, für einen kurzen Augenblick im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen. So, wie du der Mittelpunkt meines Geschehens bist …«
    Ein Rauschen ertönt in meinen Ohren, ich sehe mich um, um die Ursache auszumachen und stelle fest, dass es nur in meinem Kopf ist. Ich bemühe mich Alexanders Worten zu folgen, aber das Rauschen vervielfältigt sich noch, mir wird schwindelig und fast instinktiv leere ich mein Glas in einem Schluck. Gut, ich kann wieder
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