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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens
Autoren: Susan Wiggs
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ersticken. Er streckte eine Hand aus und packte Rangers Schulter, froh, dass der andere Pilot noch lebte.
    Nemo kämpfte mit seinem Gurt, der ihn während der Manöver im Hubschrauber sicherte. Die Gurte hatten sich verheddert, und er hing an einem Hebel fest, der an der aufgerissenen Verkleidung festgemacht war. Ranger kroch zu ihm, um ihm zu helfen. Gemeinsam zogen sie dann den verwundeten Soldaten auf der Trage fort, die zum Glück noch rechtzeitig vor dem Absturz ins Innere des Hubschraubers gezogen worden war.
    „Kennedy!“ Ross ließ sich neben ihr auf die Knie fallen. Sie lag seltsam still auf der Seite. „Hey, Kennedy“, sagte er. „Bewegen Sie Ihren Arsch. Bewegen Sie Ihren verfluchten Arsch! Wir müssen hier raus!“
    Sei nicht tot, dachte er. Bitte, nicht tot sein! Verdammt, er hasste das! Zu viele Male hatte er einen Soldaten umgedreht, um festzustellen, dass er oder sie nicht mehr zu retten war.
    „Ken…“
    „Fuck!“ Die FNG schob seine Hand von sich und rappelte sich auf, wobei sie eine ganze Serie an Flüchen ausstieß. Dann konzentrierte sie sich für eine Sekunde auf Ross. Der Ausdruck der Neuen war bereits von ihrem Gesicht verschwunden und durch ein entschlossenes Funkeln in den Augen ersetzt worden. „Hören Sie auf, Zeit zu vergeuden, Chief“, sagte sie. „Sehen wir zu, dass wir hier rauskommen.“
    Alle vier krochen geduckt an der Außenwand des zerstörten Helikopters entlang. Einschusslöcher hatten das aufgemalte rote Kreuz und den Heckflügel durchsiebt. Der Boden war übersät von AK-47-Patronen.
    Die Apache-Kampfhubschrauber waren in den Jagdmodus übergegangen. Sie suchten den Feind am Boden und erwiderten mit unbarmherziger Härte das Feuer. Damit sorgten sie für eine lang ersehnte Ruhepause für das Rettungsteam. Der andere Hubschrauber hatte entkommen können und setzte derzeit zweifelsohne Notrufe an die Zentrale ab. Überallerhoben sich Säulen aus schwarzem Rauch vom Mörserfeuer.
    Ohne Aussicht auf schnelle Evakuierung musste die Crew Deckung suchen, wo sie nur konnte. Mit gesenkten Köpfen trugen sie die Trage im Laufschritt durch den Trümmerhagel zu einem nahe stehenden Haus. Durch eine Wolke aus Rauch und Staub erblickte Ross einen feindlichen Soldaten. In geduckter Haltung und mit einer AK-47 bewaffnet näherte er sich aus der anderen Richtung dem gleichen Haus.
    „Ich hab ihn“, bedeutete Ross Nemo und stieß ihn an.
    Er wusste, dass er unbewaffnet nur eine Chance gegen einen bewaffneten Gegner hatte: Er musste das Überraschungsmoment nutzen. Das war der Augenblick, wo seine Ausbildung einsetzte. Er näherte sich dem Feind von hinten, ging tief in die Hocke, packte den Kerl an beiden Fußgelenken und zog ihn daran zurück, sodass der Bewaffnete flach aufs Gesicht fiel. Bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte Ross seine Handgelenke mit Kabelbindern zusammengebunden, die Waffe konfisziert, und zog ihn mit ins Haus.
    Dort fand er eine Gruppe angeschlagener US- und afghanischer Soldaten vor. „Dustoff 91“, stellte Ranger sich vor. „Und leider müsst ihr auf einen anderen Transport warten.“
    Der gefangene Soldat stöhnte und wand sich auf dem Fußboden.
    „Jesus Christus, wo hast du denn diesen Zug gelernt?“, wollte einer der US-Soldaten wissen.
    „Unbewaffneter Kampf – eine Spezialität der Rettungssanitäter“, sagte Nemo, während er Ross zur Hand ging.
    Eine wütende Mischung aus Paschtu und Englisch erhob sich. „Wir sind geliefert“, murmelte ein benommener und erschöpfter Soldat. Wie seine Kameraden sah auch er aus, als hätte er seit Wochen nicht gebadet, und um seine Leibesmitte trug er ein Flohhalsband von einem Hund. Das Leben hier an den Außenposten war die reinste Hölle. Der Junge – immer noch mit den runden Wangen der Jugend, aber schrecklich leeren Augen – erzählte mit tonloser Stimme, was geschehen war. EinTeil von ihm war schon gar nicht mehr hier. Wenn Ross einen Soldaten in diesem Zustand vorfand, fragte er sich oft, ob der fehlende Teil jemals wiederhergestellt werden würde.
    „Werfen wir mal einen Blick auf die Verletzten“, schlug Kennedy vor. Sie schien begierig darauf, etwas zu tun, egal was. Ein Soldat brachte sie zu einer Reihe auf dem Boden liegender Menschen. Ein afghanischer Teenager hielt ein iPhone in der Hand und hatte etwas angestimmt, das wie eine Totenklage klang. Ein Mann stöhnte und hielt sich sein verletztes Bein. Einige waren bewusstlos. Kennedy überprüfte ihre Vitalfunktionen und schaute sich
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