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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens
Autoren: Susan Wiggs
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seiner Stimme. Sie versuchte, so normal wie möglich zu klingen, als sie sagte: „Okay. Ich komme jetzt nach Hause.“ Dann legte sie auf.
    Das Telefon vibrierte erneut, das Display strahlte wie ein Leuchtturm. Ein Leuchtturm. Einige Mobiltelefone konnte man zurückverfolgen. Sie ließ es fallen, als handele es sich um eine giftige Schlange, und rannte davon. Dann änderte sie ihre Meinung, hob das Telefon auf, rannte zur nächsten Straßenecke und steckte das Handy unter den Sitz in einem Bus. Vielleicht würde ihr das ein wenig Zeit verschaffen.
    Sie verbrachte die Nacht auf der Damentoilette einer Tankstelle. Sie schlief nicht, sondern zitterte und weinte und versuchte herauszufinden, was sie nun tun sollte. Am Morgen schleppte sie sich nach draußen. Sie steckte ein paar Münzenin ein öffentliches Telefon und rief ihre Sozialarbeiterin an, um ihr die ganze Geschichte zu erzählen. Sherri bat sie, sich zu beruhigen. Dann verabredeten sie einen Termin, zu dem sie sich treffen würden. Sherri tauchte dort nie auf. Sie war Opfer eines Unfalls mit Fahrerflucht und ins Krankenhaus eingeliefert worden. Man rechnete nicht damit, dass sie überleben würde.
    Clarissa war beinahe verrückt geworden vor Trauer … und Schuld. Sie versteckte sich die folgenden Tage in den Schatten, aus lauter Angst, dass Vance sie aufspüren könnte. Sie hatte Angst, irgendjemand anderen anzurufen, hatte Angst, dass irgendjemand mit ihr in Verbindung gebracht werden könne. Wenn der Böse ein Polizist war, konnte man nicht die Polizei rufen.
    Genau wie Vance vorhergesagt hatte, wurde ein kleiner Straßengangster für den Mord an Mario und Jo-Jo eingebuchtet. Im Knast wurde er mit einem selbst gebastelten Messer eines Häftlings erstochen. Solche Dinge passierten.
    Sie zerbrach sich den Kopf darüber, wo sie Hilfe bekommen könnte. Dann fiel ihr Mel Reno ein, ein Ehrenamtlicher, der das Schachteam der Schule coachte. Ein stiller Mann mittleren Alters, der bei den Schülern sehr beliebt und im Schach einfach brillant war. Er hatte allerdings eine Vergangenheit, wie sie über Vance erfahren hatte. Vance hatte mit jemandem am Telefon gesprochen, vermutlich mit Ava. Reno wäre ein Witz, eine Schande, man hatte ihn gezwungen, von seinem Job zurückzutreten. Er war damit beauftragt gewesen, eine Familie von Zeugen zu beschützen, doch sie waren alle getötet worden. Verdammtes weiches Herz , hatte Vance gesagt. Ein paar Zeugen werden erschossen, und er rennt wie eine Katze, der man den Schwanz angezündet hat. Elender Feigling!
    Mel hatte ihr jedes Wort geglaubt. Sie wollte schon anfangen zu jubeln, als er beschrieb, was sie nun erwartete. Sie würde verschwinden müssen.
    Während Vance Jordan mit Mord davonkommen würde.Der Star Ledger druckte ein Bild von ihm an der Seite einer trauernden Teresa. Er wurde mit den Worten zitiert: Sie steckten immer in Schwierigkeiten, diese Jungs. Wir hatten allerdings keine Ahnung, dass so etwas passieren würde.
    So wie Mel es erklärte, war der Fall abgeschlossen. Bei dem herrschenden Personalnotstand war das Department nur allzu froh, mit dem kurz nach seiner Verhaftung erstochenen Straßengangster eine plausible Lösung des Falles vorweisen zu können. Sogar die Existenz von Marios Jeanstasche, die mit dem Blut von Vance durchtränkt war, würde nicht ausreichen. Wenn sie den Beweis vorlegen und eine Zeugenaussage tätigen würde, setzte sie sich einer unglaublichen Gefahr aus. Und vermutlich vollkommen grundlos. Die Staatsanwälte hatten Schwierigkeiten, ihre Zeugen zu schützen, vor allem wenn der Verdächtige ein Polizist war. Es gab weder das Personal noch die finanziellen Mittel für ein ordentliches Zeugenschutzprogramm. Manchmal konnte mit ein wenig Bargeld, eingefrorenen Drogengeldern und einem kleinen Zuschuss aus der Staatskasse etwas zusammengeschustert werden. Manchmal funktionierte es auch, den Zeugen in einen anderen Staat ziehen zu lassen. Aber in einem Fall wie dem von Claire würde sie nicht lange genug überleben, um vor Gericht aussagen zu können. Da war sich Mel ganz sicher.
    Der Beweis für seine Theorie erschien in Form einer Fußnote zu dem Artikel über die Morde. Es wurde vermutet, dass die Pflegetochter der Jordans, Clarissa Tancredi, in Drogengeschäfte verwickelt war, genau wie die Jungs. Vance und Teresa baten um Informationen über ihren Aufenthaltsort. Ihr peinlich unscheinbares Foto aus dem Highschooljahrbuch wurde als Vermisstenanzeige auf Milchkartons gedruckt.
    Clarissa
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