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Sommer der Sehnsucht

Sommer der Sehnsucht

Titel: Sommer der Sehnsucht
Autoren: MAUREEN CHILD
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Monaten versuchte er, sie dazu zu bewegen, mit ihm zu kooperieren. Das Leben wäre um einiges leichter gewesen, wenn sie einer Zusammenarbeit zugestimmt hätte. Denn Bella hatte Freunde in Morgan Beach. Sie war erfolgreich – jedenfalls auf ihre Art. Außerdem: Alle anderen Frauen waren, verdammt noch mal, vernarrt in Jesse King!
    „Ihre Geschichte wird die Stadt auch nicht verlieren“, erwiderte Jesse. „Solange es Häuser gibt, die nicht beim ersten Windstoß in sich zusammenfallen.“
    „Klar“, murmelte sie. „Sie sind ja so ein wunderbarer Wohltäter.“
    Er lachte. „Ich versuche, erfolgreich ein Geschäft zu führen.“ Sofort zuckte er zusammen. Wann war er so geworden wie seine Brüder? Oder wie sein Vater?
    „Nein. Sie versuchen, die Führung meines Geschäfts zu übernehmen.“
    „Vertrauen Sie mir. Ich habe null Interesse an Ihrem Geschäft.“ Jesse betrachtete einen der an der Wand ausgestellten Badeanzüge, die Bella selbst entwarf. Seine Modelinie war auf den männlichen Kunden zugeschnitten. Er wusste genau, welchen Surfanzug, welche Shorts oder was auch immer ein Mann wollte. Dagegen hatte Jesse keinen blassen Schimmer, nach welchen Kriterien Frauen einkauften. Und für ihn stand daher fest, dass er sein Angebot nicht erweitern würde. Obwohl seine Teilhaber und Berater ihm rieten, seine Auswahl um eine Damenkollektion zu erweitern, weigerte er sich standhaft. Er hatte keine Ahnung von Bademode für Frauen, er konnte sich gerade einmal darauf konzentrieren, was er am besten fand. Und das galt auch, wenn Bella Cruz den größten Marktanteil an Bademode für Frauen hätte.
    „Dann erklären Sie mir, was Sie hier wollen“, sagte Bella. Er hörte, wie sie ungeduldig mit der Schuhspitze auf den Boden tippte. „Meine Miete ist erst in drei Wochen fällig.“
    „Sie sind unglaublich freundlich“, erwiderte er und schenkte ihr ein Lächeln, dessen Wirkung wieder einmal an ihr abprallte. Diese Frau ist wahrscheinlich dazu bestimmt, mich zu hassen, dachte er, schob die Hände lässig in Taschen seiner Khakihose und ging im Laden umher, um die Regale zu begutachten.
    „Meinen Kunden gegenüber bin ich durchaus freundlich“, entgegnete sie.
    „Das sehe ich. Der Shop quillt ja förmlich über vor Kundschaft.“
    Offensichtlich empört, atmete sie hörbar aus. „Der Sommer ist vorbei. Der Verkauf geht jetzt natürlich etwas schleppender.“
    „Sehr interessant, denn alle anderen erzählen mir, dass die Geschäfte prima laufen.“
    „Machen Sie sich Sorgen um Ihre Miete?“
    „Sollte ich?“
    „Nein“, antwortete Bella schnell. „Ich habe zwar eine kleine, dafür aber sehr wohlhabende Kundschaft.“
    „Hm hm.“
    „Sie sind unmöglich“, murmelte sie, was er durchaus hörte.
    Gut zu wissen, dass ich ihr genauso auf die Nerven gehe wie sie mir, dachte er und wandte sich ab, damit sie sein Lächeln nicht sah.
    Draußen ging alles seinen gewohnten Gang. Es war später Morgen, und die Surfer machten sich startklar. Jesse wusste nur zu gut, dass die Zeit kurz nach Sonnenaufgang die beste war, um auf den Wellen zu reiten. Dann war das Wasser noch nicht von Müttern, Kindern und Möchtegernsurfern bevölkert.
    Leute schlenderten die sauberen Gehwege entlang, saßen in Cafés und genossen den Tag – während er in einer Damenboutique stand und versuchte, mit einer Frau zu reden, die ihn ständig beleidigte.
    Jesse atmete tief aus und betrachtete die Einrichtung von Bellas Laden. Die Wände waren in blassen Cremetönen gestrichen und mit selbst entworfenen Badeanzügen und Postern von den schönsten Stränden der Welt dekoriert. Er kannte die meisten von ihnen wie seine Westentasche. Schließlich hatte er zehn Jahre seines Lebens so gut wie vollständig auf dem Wasser verbracht. Er hatte Trophäen gesammelt, Werbeaufnahmen gemacht und nette kleine Schecks erhalten. Außerdem war er immer von einem Schwarm weiblicher Groupies umgeben gewesen. Häufig waren seine Verehrerinnen ihm sogar nachgereist. Manchmal vermisste er dieses Leben.
    Er räusperte sich. „Da ich Ihr Vermieter bin, sollten wir vielleicht etwas freundlicher miteinander umgehen.“
    „Das sind Sie nur, weil Robert Towners Kinder Ihnen nach seinem Tod das Gebäude verkauft haben. Eigentlich hatte er mir versprochen, den Pachtvertrag um weitere fünf Jahre zu verlängern.“
    „Davon stand aber nichts in seinem Testament“, erwiderte Jesse und sah ihr in die Augen; sie hielt seinem Blick stand. „Seine Kinder haben sich
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