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Sommer der Sehnsucht

Sommer der Sehnsucht

Titel: Sommer der Sehnsucht
Autoren: MAUREEN CHILD
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andere aussieht, oder? Mit beigefarbener Fassade und rostrotem Rand.“ Sie schüttelte den Kopf und sah ihn bedauernd an. „Langsam machen Sie aus uns eine Armee willenloser Dienstleistungsseelen. Müssen wir bald wir im Akkord arbeiten und Dienstuniformen tragen?“
    „Ich bitte Sie“, sagte er und musterte sie von oben bis unten.
    Bella wurde rot. „ Mir geht es darum, diesen Ort davor zu schützen, dass er nicht wird wie jeder andere. Ich will nicht, dass alles gleich aussieht. Morgan Beach war immer einzigartig.“
    „Und bis auf die Grundmauern morsch.“
    „Es war immer bunt und gemischt.“
    „Sie meinen schäbig.“
    „Sie sind doch nichts weiter als ein skrupelloser Geschäftemacher!“, entgegnete sie.
    Es traf Jesse, dass sie ihn so bezeichnete. Denn wenn er eines niemals hatte sein wollen, dann von einer Firma abhängig. Deswegen hatte er versucht, sich aus dem Familienunternehmen so weit es ging herauszuhalten. Er hatte nie dort enden wollen, wohin es alle Kings früher oder später verschlug: in der Geschäftswelt. Sein ganzes Leben lang lastete der Name King schon fast wie ein Fluch auf ihm.
    Sein Vater, seine Brüder, seine Cousins – die Kings saßen überall, scheinbar für immer eingeschlossen in ihren Büros. Und selbst wenn es sich dabei um luxuriöse Penthousesuiten handelte, diese Welt war Jesse schon immer unheimlich gewesen.
    Er hatte seinen drei älteren Brüdern dabei zugesehen, wie sie immer tiefer ins Familiengeschäft abgetaucht waren. Dabei schien es, als wäre diese Aufgabe ihre einzige Daseinsberechtigung. Sogar Justice, der auf einer Ranch lebte, sah sich in erster Linie als Geschäftsmann.
    Nur Jesse war völlig aus der Art geschlagen. Er hatte es vorgezogen, professioneller Surfer zu werden. Gott, wie sehr hatte er dieses Leben geliebt! Während seine Brüder und Cousins in grauen Anzügen von einem Meeting zum anderen gehetzt waren, hatte er sich an den Stränden dieser Welt aufgehalten. Immer auf der Suche nach der perfekten Welle. Er hatte immer getan, was er wollte, und niemandem Rechenschaft abgelegt.
    Bis der Mann seines Vertrauens, der Hersteller seiner Surfbretter, sich vor einigen Jahren aus dem Geschäft zurückgezogen hatte. Jesse wollte nicht auf seine Lieblingsboards verzichten und hatte deshalb kurzerhand den Laden übernommen. Genau wie die Firma, die seine Lieblingsurfersanzüge hergestellt hatte, und später die, die seine Lieblingsschwimmshorts verkauft hatte. Es hatte nicht lange gedauert, und plötzlich war er das, was er niemals hatte werden wollte: ein Geschäftsmann. Immerhin war er kein Befehlsempfänger – sondern der Kopf von King Beach , einem großen Unternehmen mit einem breiten Angebot für Herrenbademode und Surfbedarf. Es schien die pure Ironie des Schicksals gewesen zu sein, dass die Dinge, die er liebte, ihn dazu gebracht hatten, das zu tun, was er niemals hatte tun wollen.
    „Sehen Sie“, sagte er ruhig und verdrängte die Gedanken, die ihm durch den Kopf spukten, „wir sind doch keine Feinde.“
    „Oh doch, das sind wir.“
    Himmel, diese Frau war eine harte Nuss! Zehn Jahre lang war er der beste Surfer seiner Klasse gewesen. Er hatte unzählige Wettbewerbe gewonnen, sein Foto hatte auf den Covern verschiedener Zeitschriften geprangt, und er hatte ausgelassen auf Promipartys gefeiert. Im letzten Jahr war er sogar zum attraktivsten Junggesellen Kaliforniens gewählt worden. Er hatte Geld und Charme. Außerdem konnte jede Frau haben, die er wollte. Warum um Himmels willen quälte er sich hier und ließ sich von Bella Cruz beschimpfen?
    Weil sie ihn faszinierte. Ob es nun an ihrem Temperament oder ihrem Dickschädel lag, hätte Jesse nicht sagen können. Aber Bella hatte etwas, das ihn nicht losließ. Etwas, das ihm … vertraut vorkam.
    Jesse holte tief Luft, legte beide Hände auf den Tresen und sah sie an. „Es geht doch nur um ein paar Wände und Fenster, Miss Cruz – oder darf ich Sie Bella nennen?“
    „Nein, dürfen Sie nicht. Und es geht hier nicht bloß um Wände und Fenster.“ Sie streckte die Arme aus und wirkte dabei fast, als wollte sie das heruntergekommene Haus schützend umarmen. „Dieser Ort hat eine Geschichte. So wie die ganze Stadt es auch einmal hatte! Bis Sie aufgetaucht sind.“
    Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Sehr eindrucksvoll, dachte Jesse. Man konnte ihr beinah ansehen, dass sie vor Wut bebte.
    Eigentlich hatten ihm temperamentvolle Frauen nie Probleme bereitet … bis jetzt jedenfalls. Seit
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