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Sommer der Sehnsucht

Sommer der Sehnsucht

Titel: Sommer der Sehnsucht
Autoren: MAUREEN CHILD
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berühmt oder atemberaubend war.
    Sie hatten wirklich gute Gespräche geführt, an jenem Abend. Bella hatte gefühlt, dass sie einen Draht zueinander hatten. Das hatte sie vorher nie bei einem Mann gespürt. Jesse hingegen, das hatte sie sich am nächsten Morgen schmerzlich eingestehen müssen, hatte nur mit ihr geschlafen, weil sie gerade verfügbar gewesen war. Ihm hatte das Ganze nicht im Geringsten etwas bedeutet.
    „Wenn du mehr von ihm gewollt hast, dann hättest du es ihm gleich am nächsten Tag sagen sollen“, fuhr Kevin fort. „Du hättest ihn an eure Nacht erinnern sollen. Aber nein, stattdessen hast du, wie alle anderen Frauen auch, geschmollt.“
    „Das habe ich nicht“, widersprach sie.
    Zum bestimmt hundertsten Mal ließ sie das Gespräch Revue passieren, das sie am Morgen danach mit Jesse King geführt hatte. Er hatte sie angesehen, als wäre absolut gar nichts passiert. Der Mann hatte so viele Frauen, dass sie für ihn in der Menge völlig verloren gegangen war.
    „Ich weiß, du hasst den Typ. Aber er ist nun einmal hier, und daran wird sich auch nichts ändern“, meinte Kevin und konzentrierte sich wieder auf sein Abendessen. „Er hat den Sitz seines Unternehmens hierher verlegt, und sein Hauptgeschäft in der Stadt eröffnet. Unwahrscheinlich, dass er bald wieder verschwinden wird.“
    „Ich weiß“, murmelte sie verärgert.
    „Wenn du mit ihm in derselben Stadt leben willst, dann sag ihm, was dich wurmt. Sonst machst du dich nur selbst verrückt.“
    „Weißt du, Logik ist nicht unbedingt das, was mir hilft. Ich wollte einfach nur meinen Ärger rauslassen.“
    „Ah, verstehe. Nur zu, lass ihn raus. Ich höre.“
    „Ja, das tust du. Aber du bist nicht meiner Meinung“, sagte sie lächelnd.
    „Stimmt, bin ich nicht.“ Kevin zuckte mit den Schultern. „Es tut mir leid, dass du ihn so hasst. Auf mich wirkt er eigentlich wie ein netter Kerl.“
    „Ja, klar, weil er bei dir die Smaragdkette gekauft hat!“ Kevin bot in seinem Laden unter anderem auch exklusiven Schmuck von jungen ortsansässigen Designern und Künstlern an. Daher freute er sich immer sehr, wenn er einen guten Verkauf gemacht hatte.
    Er seufzte lächelnd. „Richtig. Ein Typ, der mehrere Tausend Dollar für ein Unikat ausgibt, ohne mit der Wimper zu zucken. Genau nach meinem Geschmack.“
    „Schon gut. Du bist glücklich. Die Stadt ist glücklich. Jesse King ist glücklich.“ Sie schob die Lasagne auf dem Teller hin und her. „Ich habe dem Redakteur der Lokalzeitung einen Brief geschrieben.“
    „Oje“, murmelte Kevin. „Worum geht es darin?“
    Sie schluckte. Mittlerweile bedauerte sie, was sie getan hatte. Doch dafür war es schon so spät. „Na ja, in etwa darum, wie amerikanische Großkonzerne Kleinstädte ruinieren.“
    Er lachte. „Bella … Dann mach dich schon mal auf einen zweiten Besuch von Jesse King gefasst.“ Nach einem Augenblick Schweigen, sah Kevin sie ernst an. „Warte mal. Oder geht es dir genau darum? Dass er noch einmal bei dir vorbeischaut?“
    „Nein, natürlich nicht“, erwiderte sie schnell. Konnte sie etwas dafür, dass sie nervös wurde, wenn Jesse zur Tür hereinkam? Es war doch nicht ihre Schuld, dass ihre Hormone jedes Mal verrücktspielten, wenn er in ihrer Nähe war. Jede Frau in ganz Amerika litt unter diesen Symptomen, wenn Jesse King vor ihr stand.
    Im Stillen musste sie Kevin jedoch recht geben. Gerade weil sie sich so stark zu Jesse hingezogen fühlte, machte sie ihn so schlecht. Wahrscheinlich sollte sie Kevins Rat befolgen und aufhören, über Jesse King zu schimpfen. Aber irgendwie schaffte sie es nicht.
    Bella hatte mit allen Mitteln dagegen gekämpft, dass Jesse Morgan Beach übernahm, und immer verloren. Er war hierher gezogen und hatte nach und nach alles aufgekauft.
    Dabei war diese Stadt einmal ihre Heimat gewesen. Als sie sieben Jahre alt gewesen war, hatte Bella ihre Eltern verloren. Bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr hatte sie in mehreren Pflegefamilien gelebt. Dann war sie plötzlich auf sich allein gestellt gewesen. Das hatte ihr nicht viel ausgemacht, obwohl der Schmerz über den Verlust ihrer Familie geblieben war. Indem sie Kleider für ihre Kommilitonen entwarf, konnte sie sich damals den College-Besuch finanzieren und musste sich nicht um jeden Cent Gedanken machen. Bella nähte, strickte und lernte, damit sie einen Abschluss bekam.
    Während ihres allerersten Urlaubs war sie schließlich nach Morgan Beach gereist. Und sie war nie wieder fortgegangen.
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