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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you
Autoren: Sarah Dessen
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Stärkere von uns beiden gewesen, die Lebhaftere, die Mutigere. Im ersten Sommer, nachdem sie mit ihrer Mutter in unsere Straße gezogen war, hatte sie Missy Lassiter, das ät zendste , ekelhafteste, fieseste Mädchen von all den ätzen den , ekelhaften, fiesen Mädchen mit pinkfarbenen Rä dern , k. o. geschlagen, als die ganze pinkfarbene Bande uns umzingelt und versucht hatte uns zum Heulen zu bringen. Scarlett war diejenige, die sich um den Haushalt und ihre Mutter kümmerte, nicht umgekehrt; sie kümmerte sich, seit sie fünf war, und verhielt sich ihrer Mutter gegenüber so, als wäre jene mit ihren fünfunddreißig Jahren Scarletts Kind. Scarlett rettete mich ununterbrochen davor, von |31| der Welt mit Haut und Haaren aufgefressen zu werden; je denfalls war ich der festen Überzeugung, dass es sich so verhielt.
    »Scarlett?« Sie wandte mir ihr Gesicht zu. Obwohl es dunkel war, konnte ich Tränenspuren wie kleine Rinnsale auf ihrer Haut sehen. Einen Moment war ich völlig ratlos, hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Mir fiel das Foto wieder ein, das in ihrem Spiegelrahmen steckte. Das Foto von ihr und Michael mit dem hell schimmernden, glän zenden Wasser im Hintergrund, das ich erst vor wenigen Wochen gemacht hatte. Und ich dachte daran, was sie die vielen tausend Male getan hatte, die ich mich schon beim geringsten Anlass bei ihr ausgeheult hatte, weil ich irgendwie verletzt oder in meinem Stolz gekränkt worden war.
    Deshalb streckte ich die Hand aus, zog sie an mich und umarmte sie. Hielt meine beste Freundin fest an mich gedrückt und revanchierte mich für die vielen Male, die sie für mich da gewesen war. So saßen wir eine ganze Zeit lang da, Scarlett und ich, eng umschlungen; dunkel ragte ihr Haus hinter uns auf, während uns meines von der anderen Straßenseite her aus hellen Fensteraugen ansah. Der Sommer war vorbei. Vieles war vorbei, für immer vorbei. Ich hielt sie fest und spürte, wie sich ihre Schultern unter meinen Händen bebend hoben und senkten. Ich hatte immer noch keine Ahnung, was ich als Nächstes tun sollte oder was als Nächstes passieren würde. Ich wusste nur eins: Sie brauchte mich. Und ich war da. Mehr konnten wir momentan sowieso nicht machen. Und was Besseres vermutlich auch nicht.

|32| Kapitel zwei
    Scarlett hatte rote Haare. Aber nicht rotblond oder karottenorange; eher ein dunkles, mit Brauntönen vermischtes Kastanienrot, das ihre grünen Augen noch stär ker zum Leuchten brachte. Ihre Haut war sehr hell und in den ersten Jahren unserer Freundschaft voller Sommersprossen. Doch je älter wir wurden, umso mehr verblassten sie, bis nur noch ein paar fast durchscheinende, wie locker mit einem Pinsel hingetupfte Sommersprossen auf ihrer Nase zu erkennen waren. Sie war vier Komma drei Zentimeter kleiner als ich, trug ihre Schuhe eine Nummer größer und hatte auf ihrem Bauch eine Narbe von einer Blinddarmoperation, die wie ein lächelnder Mund aussah. Sie war auf unbewusste, eher zufällige Weise schön, egal, was sie machte – ganz anders als ich. Wobei ich allerdings nie zugegeben hätte, wie neidisch ich oft auf sie war. Ich fand Scarlett vom Aussehen her faszinierend, fremdartig, beinahe exotisch. Sie dagegen behauptete, sie hätte für meine langen Haare, meine dichten Wimpern und Augenbrauen, meinen tiefen, bronzenen Teint im Sommer alles gegeben. Mal abgesehen davon, dass ich einen Vater hatte und in einer ganz normalen Familie lebte anstatt mit einer Mutter wie Marion inklusive ständig wechselnder Launen und flippiger Ideen. Da wir |33| einander also wechselseitig beneideten, waren wir zum Glück quitt.
    Unsere Leben verliefen parallel, wir machten zur selben Zeit die gleichen Phasen durch. Dass es je anders sein könnte, war für uns unvorstellbar. Wir standen beide auf Horrorfilme und Splattermovies einerseits und totalen Kitsch andererseits; beide kannten wir Wort für Wort sämtliche Songs auf den alten Musicalplatten auswendig, die meine Eltern besaßen. Scarlett hatte mehr Selbstvertrauen als ich und knüpfte schneller neue Kontakte, wohingegen ich ruhig und schüchtern war und eher für mich blieb. Daher lief ich im Prinzip überall nur als »Scarletts Freundin Halley« mit, aber das machte mir nichts aus. Denn ich wusste, ohne sie würde ich mit Noah Vaughn und ähnlichen Langweilern auf dem Busparkplatz rumhängen. Exakt so wäre mein Leben verlaufen, davon war ich überzeugt – hätte es nicht jenen Tag gegeben, an dem Scarlett mich durch die Sonnenbrille
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