Some like it heiß

Infos, die für uns selbstverständlich sind – Wo sind die Schlüssel, wie heißen meine Kinder noch mal, wo hab ich das Auto geparkt? –, gespeichert und verarbeitet werden. Der Hippocampus braucht immer genügend Östrogene, um optimal zu funktionieren, wie ein Motor, der nur auf Super Plus läuft. Wenn er es nicht bekommt, fängt er an zu stottern, und wir kriegen immer öfter, was meine Mutter senior moments, Rentneraugenblicke, nannte: kurze Aussetzer, die uns mit der Frage zurücklassen: Was wollte ich gerade fragen?
    6. IS IT HOT IN HERE OR IS IT ME?
    Es ist nicht nur die Erderwärmung – während des Klimakteriums wird uns Frauen tatsächlich heiß. Es gibt einen Grund, warum so viele erfahrene Sängerinnen das Lied »Fever« gesungen haben – wir sind dafür genetisch prädestiniert! Der 1956von zwei Männern geschriebene Song wurde erst 1959 in der von Peggy Lee neu getexteten Version zum Welthit und schließlich sogar mit dem Grammy ausgezeichnet. Alle haben ihn irgendwann gesungen – von Amanda Lear und Boney M bis zu Madonna und Beyoncé. Unvergesslich sind die französische Version »De Fièvre« von Caterina Valente (!) und der deutsche Klassiker »Fieber« von Cindy Ellis, produziert von Bert Kämpfert.
    7. WARUM SEHE ICH MEINE MUTTER IM SPIEGEL?
    Man geht auf der Straße an einem Kaufhaus vorbei und sieht einen vertrauten Menschen im Schaufenster – die liebe Mama! Leider ist es das eigene Spiegelbild, das sich immer mehr dem Ursprung nähert. Falten, Körperhaltung, Leberflecken – wir sind ein lebendiges Déjà-vu, ein Remake: Mama – The Next Generation.
    8. NOCH EINEN?
    Schon nach nur einem Prosecco beschwipst? Nach nur einem Aperol Sprizz sentimental und in Gedanken in jenem Sommer 1982 in Rimini? (Ach, Giorgio! Er war so schön! Wir, zusammen auf seiner Vespa!) Alkohol und andere Genussmittel wirken intensiver auf wechselnde Weiber. Was früher drei Gläser Weißwein mit einem gemacht haben, wird jetzt schon nach einem erreicht. Wir werden nicht jünger, die Leber wird langsam müde. Außerdem können Alkohol und andere Genussgifte Hitzewellen verstärken. Deshalb raten Ärzte immer wieder, Alkohol, Koffein und Nikotin zu vermeiden oder nur noch in Maßen zu genießen. Allerdings passen für viele von uns besonders in den Wechseljahren die Worte »in Maßen« und »genießen« überhaupt nicht zusammen. Wenn man Rauschgift zu sich nimmt, möchte man einen Rausch erleben, und Brennnesseltee bewirkt das leider nicht. Zugegeben, Brennnesseltee verursacht auch keinen dreitägigen Hangover. Vielleicht sollten wir neue Cocktails kreieren: den Abwechsler – Rote-Bete-Saft mit Wodka – oder The Hot Flash – GrünerHafertee mit Jack Daniel’s – oder Rimini für immer! – Campari, Soda und eine Prise Giorgio.
    9. SIND SIE SUSAN SARANDON?
    Sind Sie Oscar-Preisträgerin, Stilikone, politische Aktivistin, ehemalige Rocky-Horror-Picture-Show-Darstellerin und Sexgöttin? Nein, sind Sie nicht. Aber we wish we were! Ich liebe Susan Sarandon für ihr Talent, ihren Glamour, ihre Schönheit. Sie ist eine erwachsene Frau, die Intelligenz, Lebensfreude und Humor ausstrahlt – mit über fünfundsechzig! Und sie war Louise! Gemeinsam mit ihrem Co-Star Geena Davis war sie 1991 für den Oscar nominiert für ihre Rolle in »Thelma & Louise«. Der Film von Autorin Callie Khouri, die für ihr Drehbuch den Preis bekam, ist für Millionen von Frauen ein befreiender filmischer Meilenstein. Ein feministisches Roadmovie, ein weiblicher Thriller, ein Film über Frauenfreundschaft, über Leben und Tod, über Mut, Zweifel, Traumata, Liebe und Erlösung,und ein Film mit einem incredibly sexy Brad Pitt. It’s the ganze Menopause verpackt in einen Kinofilm. Bis heute bin ich nicht glücklich über das Ende des Films, wo sich die beiden Hauptdarstellerinnen in ihrem 1966er Thunderbird Cabriolet in den Grand Canyon und damit in den Tod stürzen. Aber nur für eine rauschhafte Sekunde diese Kühnheit und grenzenlose Freiheit zu erleben muss herrlich sein.
    10. SIND SIE DEFINITIV NICHT IN DEN WECHSELJAHREN?
    Wenn Sie mit Empörung auf die Frage: »Haben Sie Ihren Hormonspiegel checken lassen?« reagieren und viel zu schnell antworten:
»NEIN! Warum sollte ich DAS denn machen? SP INNEN SIE?«
, dann sollten Sie es höchstwahrscheinlich wirklich bald tun. Leugnen ist nicht nur eine der fünf Phasen des Sterbens – zusammengefasst von Elisabeth Kübler-Ross –, es ist auch Beweis Nummer eins, dass Sie drin sind. Warten